Gemeinde bekämpft gefährliche Schönheit
Natur Um Gessertshausen hat sich der Riesen-Bärenklau breitgemacht. Hautkontakt endet böse
Gessertshausen Die Berührung kann böse Folgen haben. Der Riesen-Bärenklau, auch bekannt als „Herkulesstaude“, hat sich in den letzten Jahren in unserer Region breitgemacht. Was viele nicht wissen: Die imposante Pflanze mit ihren üppigen weißen Blütentellern produziert einen giftigen Saft, der bei Hautkontakt schwere Entzündungen hervorrufen kann. Im Gemeinderat Gessertshausen schlägt man Alarm.
Die Herkulesstaude sei vielerorts schon so hoch, dass selbst der Bauhof nicht mehr weiter weiß. Denn die Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler muss mit größter Vorsicht beseitigt werden. Bürgermeisterin Claudia Schuster macht sich jetzt Sorgen. „Wir sind dafür nicht ausgerüstet“, sagt sie. Eine Abholzung bedarf neben Expertenwissen auch einer entsprechenden Schutzkleidung. Einfache Handschuhe reichen nicht aus, betont Landschaftsarchitekt Hans Marz aus Dinkelscherben. „Der ganze Körper muss bedeckt sein, auch Gesicht und Mund. Hautkontakt sollte in jedem Fall vermieden werden.“
Denn bekannte Symptome, wie Verbrennungen dritten Grades und Blasenbildung zeigen sich oft erst viel später. Bis zu 48 Stunden kann es dauern, ehe die Haut auf den Stoff der Pflanze reagiert. Intensive Sonneneinstrahlungen, wie jetzt im Sommer, verschlimmern das Ergebnis, denn der gefährliche Saft enthält photosensibilisierende Substanzen.
Doch wo wächst die Herkulesstaude? Man findet die imposante Schönheit vor allem an feuchten, schattigen Stellen, etwa an Wasserläufen, am Waldrand oder, wie in der Gemeinde Kutzenhausen, entlang der Bahnlinie. Dort hatte man vor einiger Zeit eine aufwendige Säuberungsaktion gestartet und das Gebiet um Rommelsried vom ungeliebten Riesen-Bärenklau befreit. Das Gewächs war teilweise über zwei Meter in die Höhe geschossen. „Die Herkulesstaude ist eine echte Gefahr, vor allem für Spaziergänger“, sagt Kutzenhausens Rathauschefin Silvia Kugelmann. Seit der Schnittaktion versuche man, den Bestand im Auge zu behalten. Denn der Riesen-Bärenklau ist hartnäckig. Er hat kaum Feinde, ist immun gegen viele Pestizide und macht sich in Windeseile überall breit. Ein Blütenteller enthält viele tausend Samen. Gelangen die in ein Gewässer, können sie kilometerweit getragen werden und sich so neu ansiedeln.
Außerdem erfordert der Kampf gegen die robuste Staude Geduld. Blütenteller und die bis zu einem Meter langen Blätter einfach oberflächlich abzureißen oder abzumähen reicht nicht. „Die Pflanze ist in ihrem Aufbau vergleichbar mit einer Rübe“, erklärt Werner Burkhart, Geschäftsführer vom Landschaftspflegeverband Landkreis Augsburg. Sprich, man muss die Wurzel komplett ausgraben oder fachgerecht anschneiden, sonst treibt sie immer wieder aus. Hat sie erst einmal eine stattliche Größe erreicht, dauert es oft mehrere Jahre sie wieder loszuwerden. Burkhart empfiehlt, professionelle Hilfe zu holen. Ursprünglich stammt der Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus. Mitte des 19. Jahrhunderts kam er als Zierpflanze nach Europa. Das Gefahrenpotenzial dürfe man nicht unterschätzen, so Burkhart. Schwere Unfälle seien dennoch selten. „Zum Glück“, meint er. Trotzdem verdrängt die Neophyte mit ihrer Dominanz die einheimische Flora.
Landschaftsarchitekt Marz macht sich so seine Gedanken. Für ihn ist die Ausbreitung der Herkulesstaude auch ein Resultat des Klimawandels, denn eigentlich gehört die riesige Pflanze nicht hierher. Wie es mit der Herkulesstaude in Gessertshausen weiter geht, bleibt offen. Die Gemeinde sucht jetzt ein Unternehmen, das die Pflanzen nachhaltig beseitigen kann.