Biografie einer Ellwanger Tochter erschienen
„Glück ist Leid“zeichnet den Lebensweg der Malerin Sofie Benz nach – Autorin liest im Palais Adelmann
(ij) - Am Mittwoch, 25. Oktober, hat die in Stuttgart lebende Autorin Petra Brixel die Biografie einer Künstlerin vorgestellt, die in Ellwangen ihre Kindheit und Jugend verbracht, in München Kunst studierte und deren Leben in Ascona endete. Es ging um Sofie Benz, 1884 in Ellwangen geboren, Tochter des damals bekannten Kunstprofessors August Benz. Auch heute noch erinnert manches in Ellwangen an den Kunsterzieher und Maler: die Benzenruhe auf dem Kugelberg, das von ihm angepf lanzte Wäldchen auf der Rinderburg, ein von ihm gemaltes Ölgemälde im Landgericht und auch sein im Schlossmuseum aufbewahrtes Selbstbildnis. Privatschüler von Benz war unter anderem der Rosenberger Maler Karl Stirner. Auf dem Ellwanger Friedhof gibt es das Grab der Familie Benz; seit Kurzem ist auch der Name Sofie Benz mit ihren Lebensdaten 1884 bis 1911 auf der Grabplatte eingraviert.
Petra Brixel ist die Ur-Enkelin von August Benz und Großnichte seiner jüngsten Tochter Sofie. Diese wurde in der Spitalstraße 4 geboren, im heutigen Rathaus, wo sich damals auch Wohnungen
befanden. Durch Erbe ihrer Mutter erhielt Petra Brixel ein Konvolut mit rund 100 Briefen von Sof ie Benz, ihrer Schwester Emilie und weiteren Personen, die in Sofies Leben eine Rolle spielten. Doch allein daraus ließ sich noch kein Buch von 530 Seiten machen. Es galt, mittels weiterer Recherchen ein Bild von Sofie Benz zusammenzustellen, das ihr Wesen, ihr Leben in der Münchner Bohème und den Weg in ihr tragisches Ende authentisch wiedergeben würde. Die Spurensuche beschäftigte Petra Brixel fünf Jahre lang und findet sich im Untertitel des Buches wieder: „Spurensuche auf dem Lebensweg von Sofie Benz: Ellwangen – München – Ascona“.
Der Titel des Buches „Glück ist Leid“ergab sich aus einem Brief Sofies, wo die junge Frau diesen Satz einmal formulierte. „So schien mir dieser Titel geradezu Pflicht, denn das war ihr Leben: Glück und Leid,“berichtet die Autorin. Sie wollte allerdings keinen Roman schreiben, sondern dokumentieren. Dafür hat sie zahlreiche Archive zwischen Kiel und Bellinzona besucht und hebt hervor, dass das Stadtarchiv in Ellwangen eine ganz besondere Fundgrube war. „Es ist unglaublich, was alles in Archiven aufbewahrt wird. In Ellwangen habe ich mich viele Male aufgehalten und vor allem in den alten JagstZeitungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts jedes Blatt umgedreht,“sagt Petra Brixel immer noch begeistert.
Eine weitere Spur führte nach Ascona und galt Sofies Tod. Ihr Suizid 1911 wurde damals in der Tessiner Zeitung als „mysteriös“ bezeichnet, da er im Beisein von Sofies Geliebtem Otto Gross geschah. In der zahlreichen Literatur über den Psychoanalytiker und Freud-Anhänger Gross wurde nie vergessen, über Sofies Tod zu schreiben. War es Selbstmord oder Mord? Manche Schriftsteller entschieden sich für das Letztere.
Petra Brixel hat sich in ihrem Buch ausführlich mit den Dokumenten zu diesem Fall auseinandergesetzt. Doch betont die Autorin, dass es ihr ein Anliegen war, den Fokus auf Sofies gesamtes Leben zu lenken. So hatte die Biografin den Anspruch, Sofies Leben in ihre Zeit einzubetten. Brixel betont: „Nur im gesellschaftlichen Kontext erschließt sich das Schicksal und die Biografie eines Menschen. Das ging oftmals weit über Sofies Leben hinaus, doch immer stand die Frage im Hintergrund: Was war das für eine Zeit und eine Gesellschaft, in der sie lebte?“Das Ellwangen Ende des 19. Jahrhunderts spielte dabei eine große Rolle in der Entwicklung der Künstlerin und in der Zerrissenheit ihres Lebens.
Petra Brixel kam auf Einladung des Ellwanger Geschichtsund Altertumsverein in das Palais Adelmann.