Aalen hat jetzt eine „neue“Burgruine
Die freigelegten Reste der Kocherburg in Unterkochen sind mit einem Fest der Öffentlichkeit präsentiert worden
AALEN-UNTERKOCHEN - Die Ostalb hat eine neue historische Attraktion: die Ruinen einer komplett freigelegten Burganlage in einer archäologisch hochinteressanten Lage über Unterkochen. Vier aufwendige Kampagnen, eine Menge ehrenamtlicher Arbeitseinsatz und Sponsoren haben dies ermöglicht. Nun ist die einstige Kocherburg (erstmals 1136 erwähnt) ganz offiziell „eröffnet“worden. Mit Rundgängen, Kinderprogramm, Sagen und viel Infos rund um die Burg und um das Barockschloss, das nur wenige Jahre Bestand hatte. Die einst stattliche Burg war abgerissen und von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden und diente danach als Steinbruch für Häuser in Unterkochen.
Erste Siedlungsfunde hier oben stammen aus der Zeit um 2000 vor Christus, Reste des Keltenwalls auf der Hochfläche (vor etwa 2500 Jahren errichtet) sind noch zu sehen. Der Urgroßvater von Firmenchef
Wolfgang Palm hatte sich schon intensiv mit der ehemaligen Burg beschäftigt, dessen Pionierarbeit war auch Anlass zur Gründung der Initiative Kocherburg. Palm hatte die Freilegung und Sicherung der Ruine großzügig und verlässlich, wie Unterkochens Ortsvorsteher Florian Stütz erklärte, unterstützt.
Die unermüdlichen und fleißigen Hauptakteure bei der mühevollen Arbeit waren Artur Grimm, Erich Holzwarth und Dieter Matzik. Letzterer ist auch Mitglied im Geschichtsverein Aalen, der diese in und um Aalen einmalige Kampagne unterstützte. Matzik blickte zurück auf die Freilegungsabschnitte. 2008 wurde die südöstliche Ruinenecke gesichert, die Ruine wurde dann topografisch vermessen, es gab eine archäologische Bestandsaufnahme, 2012 wurde der Arbeitsweg entlang der Südmauer angelegt, die 2015 gesichert wurde. 2020/2021 wurden dann in der vierten Kampagne die nordöstliche Schildmauer, der Innenraum und die gewaltigen Kellerräume freigelegt und ebenfalls gesichert.
Und alle Arbeiten erfolgten, wie Matzik sagte, „mit der Betonung auf manuell und am Steilhang“. Das heißt, die Arbeiten waren nicht nur schweißtreibend und mühevoll, sondern auch nicht immer ungefährlich. Mit dabei waren zeitweise auch ForstBW, die Aalener Stadtwerke oder die Feuerwehr Unterkochen.
Eröffnet wurde die Ruine zu den Dudelsack-Klängen der Kochen Clan Pipe Band. Aalens Oberbürgermeister Frederick Brütting nannte Holzwarth, Grimm und Matzik – an ein Märchen angelehnt – „Die drei Brüder von der Kocherburg“. Die einst trutzige Burg, so Brütting, habe vielleicht auch etwas den Bürgerwillen in Unterkochen mitgeprägt.
Grimm, der nun 84 Jahre alt ist, würde sich freuen, wenn sich auch die jüngere Generation für die Kocherburg interessieren und sich entsprechend dafür engagieren würde. Denn die Arbeiten, so Matzik, würden hier nicht so schnell ausgehen. Geplant ist nun, die Burgruine in einen Wanderweg einzubeziehen und sie als Ausflugsziel bekannt zu machen. Auch über künftige Theateraufführungen dort oben wird nachgedacht.