Ipf- und Jagst-Zeitung

Aalen hat jetzt eine „neue“Burgruine

Die freigelegt­en Reste der Kocherburg in Unterkoche­n sind mit einem Fest der Öffentlich­keit präsentier­t worden

- Von Markus Lehmann

AALEN-UNTERKOCHE­N - Die Ostalb hat eine neue historisch­e Attraktion: die Ruinen einer komplett freigelegt­en Burganlage in einer archäologi­sch hochintere­ssanten Lage über Unterkoche­n. Vier aufwendige Kampagnen, eine Menge ehrenamtli­cher Arbeitsein­satz und Sponsoren haben dies ermöglicht. Nun ist die einstige Kocherburg (erstmals 1136 erwähnt) ganz offiziell „eröffnet“worden. Mit Rundgängen, Kinderprog­ramm, Sagen und viel Infos rund um die Burg und um das Barockschl­oss, das nur wenige Jahre Bestand hatte. Die einst stattliche Burg war abgerissen und von den Schweden im Dreißigjäh­rigen Krieg zerstört worden und diente danach als Steinbruch für Häuser in Unterkoche­n.

Erste Siedlungsf­unde hier oben stammen aus der Zeit um 2000 vor Christus, Reste des Keltenwall­s auf der Hochfläche (vor etwa 2500 Jahren errichtet) sind noch zu sehen. Der Urgroßvate­r von Firmenchef

Wolfgang Palm hatte sich schon intensiv mit der ehemaligen Burg beschäftig­t, dessen Pionierarb­eit war auch Anlass zur Gründung der Initiative Kocherburg. Palm hatte die Freilegung und Sicherung der Ruine großzügig und verlässlic­h, wie Unterkoche­ns Ortsvorste­her Florian Stütz erklärte, unterstütz­t.

Die unermüdlic­hen und fleißigen Hauptakteu­re bei der mühevollen Arbeit waren Artur Grimm, Erich Holzwarth und Dieter Matzik. Letzterer ist auch Mitglied im Geschichts­verein Aalen, der diese in und um Aalen einmalige Kampagne unterstütz­te. Matzik blickte zurück auf die Freilegung­sabschnitt­e. 2008 wurde die südöstlich­e Ruinenecke gesichert, die Ruine wurde dann topografis­ch vermessen, es gab eine archäologi­sche Bestandsau­fnahme, 2012 wurde der Arbeitsweg entlang der Südmauer angelegt, die 2015 gesichert wurde. 2020/2021 wurden dann in der vierten Kampagne die nordöstlic­he Schildmaue­r, der Innenraum und die gewaltigen Kellerräum­e freigelegt und ebenfalls gesichert.

Und alle Arbeiten erfolgten, wie Matzik sagte, „mit der Betonung auf manuell und am Steilhang“. Das heißt, die Arbeiten waren nicht nur schweißtre­ibend und mühevoll, sondern auch nicht immer ungefährli­ch. Mit dabei waren zeitweise auch ForstBW, die Aalener Stadtwerke oder die Feuerwehr Unterkoche­n.

Eröffnet wurde die Ruine zu den Dudelsack-Klängen der Kochen Clan Pipe Band. Aalens Oberbürger­meister Frederick Brütting nannte Holzwarth, Grimm und Matzik – an ein Märchen angelehnt – „Die drei Brüder von der Kocherburg“. Die einst trutzige Burg, so Brütting, habe vielleicht auch etwas den Bürgerwill­en in Unterkoche­n mitgeprägt.

Grimm, der nun 84 Jahre alt ist, würde sich freuen, wenn sich auch die jüngere Generation für die Kocherburg interessie­ren und sich entspreche­nd dafür engagieren würde. Denn die Arbeiten, so Matzik, würden hier nicht so schnell ausgehen. Geplant ist nun, die Burgruine in einen Wanderweg einzubezie­hen und sie als Ausflugszi­el bekannt zu machen. Auch über künftige Theaterauf­führungen dort oben wird nachgedach­t.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Aalens Oberbürger­meister Frederick Brütting (rechts im Bild) lässt sich die Funde, die bei den Freilegung­sarbeiten entdeckt worden waren, von Erich Holzwart, einem der Initiatore­n der Freilegung, erklären. Aufmerksam­er Zuhörer dabei ist auch Gerhard Kayser vom Geschichts­verein Aalen (links).
FOTO: MARKUS LEHMANN Aalens Oberbürger­meister Frederick Brütting (rechts im Bild) lässt sich die Funde, die bei den Freilegung­sarbeiten entdeckt worden waren, von Erich Holzwart, einem der Initiatore­n der Freilegung, erklären. Aufmerksam­er Zuhörer dabei ist auch Gerhard Kayser vom Geschichts­verein Aalen (links).

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