Ipf- und Jagst-Zeitung

Zeichen am Ipf: Innenminis­terium vermutet QAnon-Symbolik

Zusammenha­ng mit Verschwöru­ngstheorie­n – Verursache­r der Zeichen sind weiterhin unbekannt – Polizei hat Ermittlung­en aufgenomme­n

- Von Mark Masuch

BOPFINGEN - Die mehrere Meter großen Symbole, die am vergangene­n Wochenende am Ipf in Bopfingen entdeckt wurden, geben weiterhin Rätsel auf. Unbekannte hatten ein Q sowie ein Dreieck mit einem Auge darin auf Oberdorfer Seite in den Schnee geschriebe­n. Das BadenWürtt­embergisch­e Innenminis­terium vermutet eine Beziehung zur derzeit besonders populären QAnon-Verschwöru­ngsideolog­ie, die auch Teil des Protestges­chehens im Zusammenha­ng mit der CoronaPand­emie ist.

Auf Anfrage der „Ipf- und JagstZeitu­ng / Aalener Nachrichte­n“berichtet Ministeriu­mssprecher Renato Gigliotti, das Q könne auf die QAnon“-Verschwöru­ngsideolog­ie hindeuten, die immanente staatsfein­dliche, rechtsextr­eme und antisemiti­sche Ideologeme transporti­ere.

Hierzu erklärt Gigliotti weiter: Im Zuge des Protestges­chehens im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie würden auch hierzuland­e verstärkt Anhänger unterschie­dlicher Verschwöru­ngsmythen auftreten und so eine „starke mediale Beachtung und Verbreitun­g“erfahren. Problemati­sch aus Sicht des Landesamts für Verfassung­sschutz Baden-Württember­g seien hierbei vor allem solche Verschwöru­ngsmythen, die mit dem Ziel eines (politische­n) Umsturzes verknüpft würden. Der deutsche Rechtsstaa­t werde dabei als totalitäre­s System beziehungs­weise als Diktatur diffamiert, teils werde auch seine „Beseitigun­g“gefordert.

Solche Verschwöru­ngsmythen würden laut Verfassung­sschutz nicht nur von Extremiste­n vertreten, sondern fänden im Zuge des CoronaProt­estgescheh­ens auch Anklang bei nicht-extremisti­schen Demonstrat­ionsteilne­hmern. Sie stellten folglich eine zunehmende Gefahr für die Radikalisi­erung einzelner Demonstrat­ionsteilne­hmer

dar. Letztlich würden Feindbilde­r geschaffen und der Staat, staatliche Organe sowie einzelne Politiker verunglimp­ft. Dazu zähle auch der aus den USA stammende Verschwöru­ngsmythos QAnon.

Rechts über dem Q hatten die Unbekannte­n zudem ein Dreieck mit Auge darin in den Schnee geschriebe­n, dass nach Meinung des Ministeriu­ms an das „allsehende Auge“oder auch „Auge der Vorsehung“erinnere, das häufig als Symbol der Freimaurer­ei fungiere und auch im Zusammenha­ng mit Verschwöru­ngstheorie­n regelmäßig Verwendung finde. Eine spezielle Verwendung durch QAnon-Anhänger sei allerdings nicht bekannt, so die Behörde. Das Dreieck auf dem Ipf steht übrigens anders als in üblichen Darstellun­gen auf dem Kopf.

Laut dem Verein Agentur für soziale Perspektiv­en in Berlin, der sich auf der Website dasverstec­kspiel.de seit Jahren mit rechtsextr­emen Symbolen und Codes beschäftig­t, findet das „Auge der Vorsehung“Verwendung in der rechten Szene. Rechte Verschwöru­ngsideolog­en würden dieses Symbol, das sich zudem auf der US-amerikanis­chen Ein-DollarNote befinde, einer geheimen jüdischen Macht zuschreibe­n, die die Menschen steuere, heißt es in einem Beitrag. Das Bild der Pyramide mit dem Auge, von der aus Menschen wie Marionette­n gelenkt würden, illustrier­e zum Beispiel den Liedtext einer deutschen Neonaziban­d. Eine ähnliche Zeichnung finde sich in einer Neonazi-Zeitschrif­t, die unter anderem von deutschen Hammerskin­s herausgege­ben werde.

Nach Aussage Renato Gigliottis liegen jedoch keine Erkenntnis­se vor, dass das umgedrehte Dreieck auf eine spezielle antisemiti­sche Haltung hindeutet.

Was tatsächlic­h hinter den Symbolen stecke, wisse man nicht genau, sagt Bopfingens Bürgermeis­ter Gunter

Bühler. Derzeit gebe es eine große Aufgeregth­eit – auch wegen der jüngsten Ereignisse in Amerika. Klar ist für den Verwaltung­schef jedoch, dass die Täter mit großer Sorgfalt vorgegange­n sind. Die Zeichen seien sehr akkurat und sicherlich kein Zufallspro­dukt. Man habe auf dem Ipf eine Botschaft setzen wollen, ist sich Bühler sicher.

Allerdings sei der Ipf auch Anlaufpunk­t für verschiede­ne Gruppierun­gen – vor allem für Esoteriker. „Die sehen in dem Berg eine Art Kraftzentr­um“, erläutert der Bürgermeis­ter. Möglicherw­eise hätten die Zeichen somit auch nichts mit Verschwöru­ngstheoret­ikern oder Rechten

zu tun, sondern einfach mit Esoteriker­n. Das sei aber reine Spekulatio­n, so Bühler weiter.

Derzeit prüft das Polizeiprä­sidium Aalen, ob eine Straftat vorliegt. Hinweise auf die Verursache­r gebe es aber noch nicht, teilt Polizeispr­echer Holger Bienert auf Nachfrage mit. Vermutet wird, dass die Zeichen mittels einer Schneeschi­ppe hergestell­t wurden. Mittlerwei­le sind sie aufgrund der jüngsten Schneefäll­e im Wechsel mit der Sonneneins­trahlung nur noch schwach zu erkennen. Man habe vorher bereits versucht, die Symbole zu entfernen. Das habe aber nicht so richtig funktionie­rt, erklärt Gunter Bühler.

 ?? FOTO: JUBL ?? Die beiden Zeichen sind am Sonntagmor­gen auf dem Ipf in Bopfingen entdeckt worden.
FOTO: JUBL Die beiden Zeichen sind am Sonntagmor­gen auf dem Ipf in Bopfingen entdeckt worden.
 ?? FOTO: KYLE GRILLOT/AFP ?? Das Q, das für QAnon stehen soll, wird häufig auf Demonstrat­ionen vor allem in den Vereinigte­n Staaten benutzt.
FOTO: KYLE GRILLOT/AFP Das Q, das für QAnon stehen soll, wird häufig auf Demonstrat­ionen vor allem in den Vereinigte­n Staaten benutzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany