Zeichen am Ipf: Innenministerium vermutet QAnon-Symbolik
Zusammenhang mit Verschwörungstheorien – Verursacher der Zeichen sind weiterhin unbekannt – Polizei hat Ermittlungen aufgenommen
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BOPFINGEN - Die mehrere Meter großen Symbole, die am vergangenen Wochenende am Ipf in Bopfingen entdeckt wurden, geben weiterhin Rätsel auf. Unbekannte hatten ein Q sowie ein Dreieck mit einem Auge darin auf Oberdorfer Seite in den Schnee geschrieben. Das BadenWürttembergische Innenministerium vermutet eine Beziehung zur derzeit besonders populären QAnon-Verschwörungsideologie, die auch Teil des Protestgeschehens im Zusammenhang mit der CoronaPandemie ist.
Auf Anfrage der „Ipf- und JagstZeitung / Aalener Nachrichten“berichtet Ministeriumssprecher Renato Gigliotti, das Q könne auf die QAnon“-Verschwörungsideologie hindeuten, die immanente staatsfeindliche, rechtsextreme und antisemitische Ideologeme transportiere.
Hierzu erklärt Gigliotti weiter: Im Zuge des Protestgeschehens im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie würden auch hierzulande verstärkt Anhänger unterschiedlicher Verschwörungsmythen auftreten und so eine „starke mediale Beachtung und Verbreitung“erfahren. Problematisch aus Sicht des Landesamts für Verfassungsschutz Baden-Württemberg seien hierbei vor allem solche Verschwörungsmythen, die mit dem Ziel eines (politischen) Umsturzes verknüpft würden. Der deutsche Rechtsstaat werde dabei als totalitäres System beziehungsweise als Diktatur diffamiert, teils werde auch seine „Beseitigung“gefordert.
Solche Verschwörungsmythen würden laut Verfassungsschutz nicht nur von Extremisten vertreten, sondern fänden im Zuge des CoronaProtestgeschehens auch Anklang bei nicht-extremistischen Demonstrationsteilnehmern. Sie stellten folglich eine zunehmende Gefahr für die Radikalisierung einzelner Demonstrationsteilnehmer
dar. Letztlich würden Feindbilder geschaffen und der Staat, staatliche Organe sowie einzelne Politiker verunglimpft. Dazu zähle auch der aus den USA stammende Verschwörungsmythos QAnon.
Rechts über dem Q hatten die Unbekannten zudem ein Dreieck mit Auge darin in den Schnee geschrieben, dass nach Meinung des Ministeriums an das „allsehende Auge“oder auch „Auge der Vorsehung“erinnere, das häufig als Symbol der Freimaurerei fungiere und auch im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien regelmäßig Verwendung finde. Eine spezielle Verwendung durch QAnon-Anhänger sei allerdings nicht bekannt, so die Behörde. Das Dreieck auf dem Ipf steht übrigens anders als in üblichen Darstellungen auf dem Kopf.
Laut dem Verein Agentur für soziale Perspektiven in Berlin, der sich auf der Website dasversteckspiel.de seit Jahren mit rechtsextremen Symbolen und Codes beschäftigt, findet das „Auge der Vorsehung“Verwendung in der rechten Szene. Rechte Verschwörungsideologen würden dieses Symbol, das sich zudem auf der US-amerikanischen Ein-DollarNote befinde, einer geheimen jüdischen Macht zuschreiben, die die Menschen steuere, heißt es in einem Beitrag. Das Bild der Pyramide mit dem Auge, von der aus Menschen wie Marionetten gelenkt würden, illustriere zum Beispiel den Liedtext einer deutschen Neonaziband. Eine ähnliche Zeichnung finde sich in einer Neonazi-Zeitschrift, die unter anderem von deutschen Hammerskins herausgegeben werde.
Nach Aussage Renato Gigliottis liegen jedoch keine Erkenntnisse vor, dass das umgedrehte Dreieck auf eine spezielle antisemitische Haltung hindeutet.
Was tatsächlich hinter den Symbolen stecke, wisse man nicht genau, sagt Bopfingens Bürgermeister Gunter
Bühler. Derzeit gebe es eine große Aufgeregtheit – auch wegen der jüngsten Ereignisse in Amerika. Klar ist für den Verwaltungschef jedoch, dass die Täter mit großer Sorgfalt vorgegangen sind. Die Zeichen seien sehr akkurat und sicherlich kein Zufallsprodukt. Man habe auf dem Ipf eine Botschaft setzen wollen, ist sich Bühler sicher.
Allerdings sei der Ipf auch Anlaufpunkt für verschiedene Gruppierungen – vor allem für Esoteriker. „Die sehen in dem Berg eine Art Kraftzentrum“, erläutert der Bürgermeister. Möglicherweise hätten die Zeichen somit auch nichts mit Verschwörungstheoretikern oder Rechten
zu tun, sondern einfach mit Esoterikern. Das sei aber reine Spekulation, so Bühler weiter.
Derzeit prüft das Polizeipräsidium Aalen, ob eine Straftat vorliegt. Hinweise auf die Verursacher gebe es aber noch nicht, teilt Polizeisprecher Holger Bienert auf Nachfrage mit. Vermutet wird, dass die Zeichen mittels einer Schneeschippe hergestellt wurden. Mittlerweile sind sie aufgrund der jüngsten Schneefälle im Wechsel mit der Sonneneinstrahlung nur noch schwach zu erkennen. Man habe vorher bereits versucht, die Symbole zu entfernen. Das habe aber nicht so richtig funktioniert, erklärt Gunter Bühler.