Kliniken beklagen Personalmangel in „existenzbedrohendem Ausmaß“
STUTTGART (lsw) - Der Mangel an guten Pflegern und qualifizierten Ärzten hat nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) für viele Kliniken ein existenzbedrohendes Ausmaß angenommen. „Die Folgen für die Versorgung der Menschen im Land sind mittlerweile deutlich spürbar“, sagt der BWKG-Vorsitzende Detlef Piepenburg. Mehr als zwei von drei Allgemeinen Krankenhäusern hätten in den vergangenen zwölf Monaten Betten oder Abteilungen wegen Personalmangels schließen müssen.
Einer BWKG-Umfrage zufolge geben Geschäftsführer von 86,5 Prozent der Krankenhäuser und 88,6 Prozent der Rehakliniken sowie von 85 Prozent der Pflegeeinrichtungen an, es sei schwierig oder eher schwierig, Pflegefachkräfte zu finden.
Schuld an der Misere seien unter anderem die seit einem Jahr vorgeschriebenen Pflegepersonaluntergrenzen in den Abteilungen Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie, sagte BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag. Sie schreiben eine Mindestzahl an Pflegekräften pro Patient vor. In der Intensivmedizin darf eine Pflegekraft in der Tagschicht zum Beispiel nicht mehr als 2,5 Patienten betreuen. Krankenhäuser würden sogar wegen Verstoßes gegen diese Untergrenzen bestraft, wenn sie „Nothilfe“für andere Kliniken leisteten. „Das belastet in völlig ungerechtfertigter Weise die sowieso angespannte finanzielle Situation der Krankenhäuser“, sagte Piepenburg.
Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) sieht das anders: Der Mangel an Fachkräften sei bekannt und bedauerlich. „Nun aber wieder an den für die Patientensicherheit wichtigen Personaluntergrenzen rumzumachen, ist der falsche Weg“, sagte er und verwies auf die neue generalistische Ausbildung, die die bisherigen Ausbildungen der Alten-, Kinderkrankenund Krankenpflege verbindet. „Ich hoffe, dass dadurch und mit einer attraktiveren Bezahlung deutlich mehr Personal für den so wichtigen Pflegeberuf gewonnen werden kann.“