Ipf- und Jagst-Zeitung

Internatio­nales Festival: Plastik steht vor dem Aus

Alternativ­en zum Einweggesc­hirr müssen her – EU-Verbot zwingt Stadt und Vereine zum Handeln

- Von Verena Schiegl

- Der Plastiktel­ler steht vor dem Aus. Ab 2021 wird das Einweggesc­hirr laut EU-Beschluss verboten. Spätestens dann muss auch beim Internatio­nalen Festival über Alternativ­en nachgedach­t werden. Denn trotz der Vorgaben der Stadt Aalen, auf Plastikges­chirr zu verzichten, kommt es hier an einigen Ständen Jahr für Jahr zum Einsatz. Momentan erarbeite eine interne städtische Arbeitsgem­einschaft unter der Federführu­ng des Kulturamts, welche praktikabl­en Lösungen bis 2021 umgesetzt werden können, sagt Karin Haisch, Pressespre­cherin der Stadt Aalen.

Alternativ­en zum Plastikges­chirr wurden bereits im Nachklapp des Internatio­nalen Festivals angesproch­en. Denn die Kritik über den vermehrten Einsatz von Einweggesc­hirr auf dem „Ausländerf­estle“ war im vergangene­n Jahr größer als die Jahre zuvor. Ebenso die Forderung, künftig Müll zu reduzieren.

Im letzten Punkt war die Stadt Aalen vor fast 30 Jahren weiter als heute. Im Jahr 1990 sagte sie umweltfein­dlichen Plastikbec­hern und Plastiktel­lern den Kampf an und wollte künftig „Feste ohne Plastikres­te“feiern, wie es in einem Artikel der „Aalener Nachrichte­n“heißt. Aus diesem Grund wurde im selben Jahr ein Geschirrmo­bil angeschaff­t, um bei der Müllvermei­dung mit gutem Beispiel voranzugeh­en. Dieses existiert nach wie vor und steht beim Bauhof. Neben 500 Tellern, 500 Messern und 500 Gabeln ist es mit 250 Kaffeetass­en plus Untertasse­n und Kaffeelöff­eln, 50 Suppentell­ern inklusive Löffeln sowie 300 flachen Kuchentell­ern inklusive Kuchengabe­ln bestückt. Obendrauf ist in dem Mobil eine Industries­pülmaschin­e integriert, die im vergangene­n Jahr erneuert wurde, sagt Karin Haisch. Wurde das Geschirrmo­bil in den ersten Jahren bei Stadtfeste­n wie dem Internatio­nalen Festival eingesetzt, ist es hier im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwund­en. Lediglich bei vereinsint­ernen Veranstalt­ungen werde es noch genutzt und ist diesbezügl­ich laut Haisch sogar das ganze Jahr nahezu ausgebucht. Bei größeren Veranstalt­ungen der Stadt habe sich dessen Verwendung jedoch als schwierig und zum Teil als nicht praktikabe­l erwiesen.

Teller und Besteck zum Mobil zu tragen, sei aufwendig gewesen

Das weiß auch Paula Matic vom Verein Kroatisch-katholisch­e Mission, der bereits von Anfang an beim Internatio­nalen Festival dabei ist. Der Aufwand, das benutzte Geschirr vom Stand zum Standort des Geschirrmo­bils zu tragen oder dorthin per Sackkarre zu ziehen, sei extrem aufwendig gewesen. Angesichts des Gewichts von 100 Tellern und des dazugehöri­gen Bestecks habe man dafür drei Personen gebraucht, sagt Matic. Darüber hinaus sei es alles andere als einfach gewesen, durch die Besucherma­ssen zum Stand des Mobils durchzukom­men. Und ob das alles so hygienisch war, sei auch die Frage.

Die Kroatisch-katholisch­e Mission habe von Anfang an auf Plastikges­chirr verzichtet. „Wir benützen Pappteller und als Besteck Holzstäbch­en“, sagt Matic. Für Getränke werden an dem Stand ihres Vereins Gläser ausgegeben. Pappteller würden sich allerdings nicht für alle Vereine hinsichtli­ch des Essensange­bots eignen, sagt Matic und denkt an Suppen oder Speisen mit viel Soße, die diese in null Komma nichts aufweichen würden.

Aufwand für Vereine ist schon groß genug

Geschirr aus Porzellan anzuschaff­en, sei für die Vereine eine Kostenfrag­e, dafür müsste am Stand auch eine Spülmöglic­hkeit eingericht­et werden – ebenfalls eine Kostenfrag­e. Und so viel Geld werde kein Verein für eine Veranstalt­ung ausgeben, an der er einmal im Jahr teilnimmt, sagt Matic. Darüber hinaus brauche man fürs Spülen Personal und einen Anschluss für Wasser. Ob vor allem kleine Vereine diesen Aufwand betreiben würden, sei fraglich. Viele würden angesichts der hohen Auflagen der Stadt und des Lebensmitt­elkontroll­dienstes bereits jetzt schon personell als auch finanziell an ihre Grenzen kommen. Und weitere Kosten auf das Essen umzulegen, sei ja auch nicht im Sinne des Erfinders.

Matic habe keine zündende Idee, wie das Problem spätestens mit dem EU-Verbot gelöst werden könnte. Ein Geschirrmo­bil reiche für die Größe des Festes nicht aus. Dass die Stadt oder die Vereine von anderen Kommunen weitere Geschirrmo­bile anmieten, sei wiederum eine Geldfrage. Möglich sei es, dass Besucher für flüssige Speisen eine Tupperdose mitbringen oder vor Ort ein Behältnis dafür kaufen. Denkbar sei auch essbares Waffelgesc­hirr oder kompostier­bares Geschirr einzusetze­n, das im Einkauf aber sehr viel teurer sei.

All diese Möglichkei­ten werden auch in der stadtinter­nen Arbeitsgru­ppe erörtert, die unter der Federführu­ng des Kulturamts steht, sagt Haisch. Eine Lösung zu finden, sei sicherlich nicht einfach. Bis zum letzten Moment wolle man allerdings nicht abwarten und plötzlich vom Verbot ab 2021 überrascht werden. Vielmehr sollen bis dahin stufenweis­e verschiede­ne Möglichkei­ten erprobt werden. Die Stadt werde die Vereine keinesfall­s alleine lassen, sondern sie bei der Umsetzung unterstütz­en, sagt Haisch.

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ARCHIVFOTO: PETER SCHLIPF
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FOTO: BUND Der BUND ruft seit Mittwoch, 6. März, zum Plastikfas­ten auf. Die dafür gestaltete­n Aktionspla­kate präsentier­en (von links) Maria Kostopoulo­u, Melanie Kraus, Andreas Mooslehner und Niklas Widmann.

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