Pizzaraub von Abtsgmünd: Vier Männer von Gericht verurteilt
Drei der Angeklagten müssen sich wegen weiterer Delikte verantworten – Pizzabote verzeiht den Tätern
- Vier junge Männer aus dem Ostalbkreis mussten sich am Montag vor dem Jugendschöffengericht in Ellwangen verantworten. Sie raubten gemeinsam einen Pizzaboten mit vorgehaltener Waffe in Abtsgmünd aus. Die Männer, die zwischen 18 und 22 Jahre alt und Deutsche sind, hatten die Tat gestanden. Doch drei von ihnen mussten sich noch wegen weiterer Anschuldigungen rechtfertigen. Verurteilt wurden am Ende des mehrstündigen Prozesses alle vier.
„Wir hatten alle Lust auf Pizza“, sagte einer von ihnen. Zwei Familienpizzen hätten sie mit unterdrückter Nummer bestellt. Lieferort: Rathaus Abtsgmünd. Zwei von ihnen hatten auf einer Parkbank in der Nähe gesessen und die Szenerie beobachtet. Die beiden anderen warteten auf den Boten – einer von ihnen bewaffnet mit einer Schreckschusspistole.
Als der Bote auftauchte, zog der damals Jugendliche seinen Kapuzenpulli zusammen, maskierte sich so. Dann hob er die Waffe und zielte auf den Kopf des Mannes. „Er sollte das Essen hinlegen und abhauen“, sagte einer der Angeklagten aus. „Die Pizzen sind nicht so viel wert. Mach keine Dummheiten.“Das habe der 36Jährige in Richtung des Pistolenlaufs gesagt, wie er später im Prozess mithilfe eines Dolmetschers erzählte.
Die Waffe sei nicht geladen gewesen, erklärten die jungen Männer. „Kindergarten“, nannte es einer von ihnen. „Ob das der Bote auch so sieht?“, entgegnete ihm der Staatsanwalt. Dass es eine Dummheit gewesen ist, darin waren sich Anklage und Beschuldigte einig. Auch der 36-jährige Bote. Dennoch: „Ich habe nichts gegen die Jungs“, sagte er auf Deutsch. In diesem Alter mache man Fehler. „Bitte macht das nicht mehr“, sagte er in Richtung Anklagebank.
Der Reihe nach entschuldigten sie sich dann bei ihm. „Ich bin derjenige mit der Pistole. Jetzt sieht er auch mein Gesicht. Es tut mir leid.“Angst habe er heute schon ab und zu, gestand der Pizzabote gegenüber dem danach fragenden Staatsanwalt. Gerade, wenn er Essen an junge Leute in einen Wald ausliefere. Ansonsten leide er aber nicht darunter. Im Urteil sprach Richter Becker dem Opfer von jedem Angeklagten 250 Euro zu. „Dem Mann gehört ein Schmerzensgeld“, begründete er diese Entscheidung.
Die jungen Männer verließen den Gerichtssaal mit beschmutzten Westen: Zwei Jahre, ein Jahr und sechs Monate und ein Jahr Haft – Jugendstrafen und ausgesetzt zur Bewährung für drei von ihnen.
Der Vierte muss ein soziales Kompetenztraining absolvieren. In die Tasche greifen müssen alle vier Angeklagte. Dreimal 1500 Euro an die Polizeistiftung Baden-Württemberg plus die Kosten des Verfahrens. Einer blieb verschont, sein Verdienst ist zu gering. Er muss dafür 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Richter Becker sprach zwei von ihnen zudem frei. Trotz mehrerer Zeugen konnte nicht abschließend geklärt werden, ob sie an einem anderen Tag in eine Jagdkanzel eingebrochen und dort eine Kamera und Werkzeuge gestohlen hatten. Wegen Betäubungsmitteln mussten sich zwei – wegen des Versuchs, in eine Bäckerei einzubrechen, um den Tresor leerzuräumen, mussten sich zudem ebenfalls zwei der jungen Männer verantworten. Diese Anklagen flossen in die jeweiligen Urteile mit ein – die Angeklagten gestanden die Taten.
„Ich bin derjenige mit der Pistole. Es tut mir leid.“ Das sagte einer der Angeklagten zum Pizzaboten. Der 36-Jährige nahm alle Entschuldigungen an.
Zwei Jahre Bewährungszeit für drei Angeklagte
Die Bilanz des Prozesstags: Tränen von Angehörigen, zum Teil nervöse Zeugen und vier junge Männer, die das Gerichtsgebäude in Freiheit verlassen konnten. Zwei Jahre müssen sich die drei mit Haftstrafen verurteilten Täter bewähren. Drogenscreenings und „engmaschige“Auflagen, wie der Richter es nannte, werden sie dabei begleiten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.