Verlangt wird, was der Verrückte zahlt
Der CHIO ist das bedeutendste Reitturnier der Welt – aber auch ein riesiger Marktplatz
(dpa) - Der Transfermarkt ist eröffnet, das große Schaulaufen beginnt. Doch geht es nicht um die trainierten Zweibeiner à la Cristiano Ronaldo, sondern um die wertvollsten Pferde. Doch genauso wie bei den Kickern geht es vor allem auch um eines – richtig viel Geld und das mitten in Deutschland. Der CHIO in Aachen ist das bedeutendste Reitturnier des Planeten und zugleich ein Schaufenster für junge Pferde und auch für die hoffnungsvollsten Talente der besten Reiter der Welt. Und der Pferdehandel ist der Katalysator des Reitsports, bei dem einige sehr reich werden. „Die Preise sind zuletzt explodiert“, sagt Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Vor ein paar Jahren waren es besonders Käufer aus Katar, die in Europa eifrig einkauften und so die Preise gewaltig in die Höhe trieben. Derzeit suchen nach Rantzaus Beobachtung vor allem US-Käufer fertig ausgebildete Pferde, mit denen der neue Reiter bei Fünf-Sterne-Turnieren schnell vorne mitreiten kann. „Wenn ich so einen kaufen will, kostet das mehr als eine Million“, sagt der FN-Chef, der selber Züchter ist.
Die sieben- und achtjährigen Pferde des Youngster-Cups in Aachen sind perfekt ausgebildet und bereit für den Sprung in den großen Sport. Das ist in etwa so, als wenn die besten Fußballvereine der Welt ihre AJunioren bei demselben Turnier spielen lassen würden.
Die Reiter bereiten die Nachwuchs-Vierbeiner auf schwerere Aufgaben vor und testen im größten Reitstadion der Welt, wie weit sie sind. Das ist der sportliche Sinn. Es geht jedoch bei jedem Turnier auch um Handel. Die fünf besten Pferde des Youngster-Cup-Finales 2014 für achtjährige Pferde haben zum Beispiel inzwischen alle neue Reiter.
„Die Preise haben sich im Springen enorm entwickelt, in der Dressur nur ein bisschen“, erklärt Madeleine Winter-Schulze, die Mäzenin von Ludger Beerbaum und Isabell Werth. Die Reiter selber sind nur in Ausnahmefällen die Besitzer der Pferde. Mäzene, Sponsoren und vermehrt reiche Eltern pumpen die Millionen in den Markt. „Das ist wie in der Kunst“, erklärt Hendrik Snoek, der frühere Reiter und heutige Betreiber eines Turnierstalls in der Nähe von Münster. „Die mittlere Qualität ist nicht so teuer.“Spitzenpferde bringen hingegen „Spitzenpreise“. Wie viel das ist? „Was der Verrückte zahlt“, sagt CHIO-Sportchef Frank Kemperman.
Konkrete Zahlen gibt es beim Pferdehandel selten. Dass auch zweistellige Millionen-Beträge fließen, ist spätestens seit 2013 bekannt, als der Schweizer Hansueli Sprunger erklärte, dass Palloubet d'Halong für elf Millionen Euro verkauft sei. Mit dem Pferd hatte seine Tochter Janika in Aachen Platz zwei belegt.
Jüngere Pferde sind natürlich günstiger. „Die Preise für vier- bis fünfjährige liegen zwischen 50 und 100 000“, sagt Snoek. „Es gibt aber auch Fohlen für 40 000.“Warum soviel Geld ohne Leistungsnachweis bezahlt wird? „Das ist die Hoffnung.“