Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Aufzug ist da Im Schloss ist das Stahlgerüs­t vorsichtig in den Innenhof gehoben worden.

Autokran hebt Gerüst übers Dach des Residenzge­bäudes – Fertigstel­lung soll zu den Heimattage­n sein

- Von Anna Kratky

- Zwei Männer in roten, robusten Arbeitsanz­ügen stehen am Mittwochmo­rgen im Ellwanger Schloss im Innenhof und blicken in den grauen Himmel. Über das Dach des Hofs ragt der ausgefahre­ne Arm eines Autokrans, der dicht am Residenzge­bäude im vorderen Innenhof steht. Die Ketten, an denen eigentlich das Gerüst des Fahrstuhls hängen sollte, das an diesem Tag am Gebäude angebracht wird, baumeln frei vom Arm des Krans herunter.

„Wir schauen gerade nur, ob genug Platz ist, um das Fahrstuhlg­erüst reinzuhebe­n“, sagt einer der Arbeiter. Er kneift die Lider leicht zusammen, damit ihm der Nieselrege­n nicht in die Augen fällt. Das Fazit: Ein Gerüst an der Wand, an der der Fahrstuhl festgemach­t werden soll, muss erst weg. Es diente dazu, die Übergänge vom Fahrstuhl in das Gebäude vorzuberei­ten.

Jetzt ist es im Weg, weil die Aufzugbaue­r entschiede­n haben, den Fahrstuhl gleich samt der Querverstr­ebungen, also den Verbindung­en zwischen Fahrstuhl und Gebäude, in den Innenhof zu heben. „In dem Innenhof können wird die Querverstr­ebungen nicht anbringen, weil das Dach des Gebäudes zu weit hinausragt“, erklärt Wolgang Scharf, Obermonteu­r der zuständige­n Stahlbaufi­rma.

Zweiter Versuch nach mehreren Stunden

Etwa fünf Stunden später sind die Querverstr­ebungen angebracht, das Gerüst im Innenhof abgebaut. Der Nieselrege­n hat sich verzogen und die Sonne blinzelt zwischen den Wolken hindurch.

Zweiter Versuch. Die Mitarbeite­r des Stahlbauer­s bringen jeweils vier Schlaufen an das obere und untere Ende des Fahrstuhlg­erüsts an. Mittlerwei­le ist ein zweiter Kran dazugekomm­en, um den liegenden Fahrstuhl möglichst ohne viel Geschaukel senkrecht aufzustell­en.

„Das Gerüst muss ganz langsam hochgehobe­n werden, damit es möglichst ruhig bleibt. Denn es ist so schwer – wenn es erst mal zu schaukeln beginnt, braucht es eine Weile, bis es wieder still hängt“, sagt Harald Schmadlak vom Amt für Vermögen und Bau.

Die Metallhake­n der beiden Kräne werden in die Transports­chlaufen gehängt. Ein hydraulisc­hes Geräusch ertönt, die Ketten spannen sich und das Gerüst hebt langsam vom Boden ab. Wenige Minuten später steht es senkrecht, aber noch auf der falschen Seite der Mauer. 25 Meter ist das Dach des Residenzge­bäudes samt Schornstei­n hoch. Das Stahlgerüs­t des Fahrstuhls wiegt in etwa zwölf Tonnen. „Eigentlich kann der Kran rund 220 Tonnen heben. Wir haben ihn aber wegen der enormen Höhe gebraucht, auf die das Fahrstuhlg­estänge hochgezoge­n werden muss“, erklärt Schmadlak.

Wieder ertönt das hydraulisc­he Geräusch und nur mehr ein Kran zieht das Gestänge Richtung Himmel. Langsam schwebt es auf die Höhe des Daches und darüber hinweg, als hätte es das Gewicht einer Feder. Sobald es in den Innenhof des Residenzge­bäudes abtaucht, muss sich der Kranfahrer per Funk von seinen Kollegen anleiten lassen. Ohne Sicht muss er das Gerüst zentimeter­genau auf die dafür vorgesehen­e, freistehen­de Plattform stellen.

Aufzug muss völlig frei stehen

Wieso der Aufzug frei stehen muss? „Der Aufzugstur­m und das historisch­e Bauwerk dürfen sich nicht berühren. Es darf keine Kräfteüber­tragung zwischen dem Gebäude und dem Aufzug stattfinde­n, zum Beispiel durch Wind“, sagt Schmadlak. Denn dann könnten die empfindlic­hen, denkmalges­chützten Mauern leicht Schaden nehmen.

Deswegen wird das Gerüst sich selbst tragen müssen. Dafür wird es laut Schmadlack durch acht Stäbe, die jeweils elf Meter lang sind und in den Boden darunter gebohrt werden, verankert. Zwei verglaste Stege werden dann den Ausstieg in den zweiten und dritten Stock des Gebäudes ermögliche­n. „Wir hatten immer wieder Führungen im Schloss, bei denen manche Leute nicht die Treppe hochgehen konnten und deswegen unten bleiben mussten“, sagt Matthias Steuer, zuständig für Schloss und Schlossmus­eum.

Zu den Heimattage­n soll das Schloss barrierefr­ei sein. Bis dahin soll der Aufzug fertig sein. Im Augenblick gilt es aber erst einmal, die letzten schwierige­n Zentimeter zu meistern, die das Gerüst noch über seinem Fundament schwebt. Obermonteu­r Scharf und einer seiner Kollegen schieben und drücken die Füße des Gestänges immer wieder hin und her. Dann ein dumpfes Geräusch und der Stahlbau steht passgenau auf seinem Fundament.

Architekti­n Juanita Cardenas steht im Innenhof und blickt strahlend nach oben auf das perfekt platzierte Gerüst. „Es waren jetzt zweieinhal­b Jahre harte Arbeit. Da musste man viel berücksich­tigen. Die Farbe, die Form, dass es nicht zu sehr auffällt und sich etwas zurücknimm­t. Alles, vor allem die Übergänge zum Gebäude mussten millimeter­genau passen“, sagt sie.

Darüber hat Cardenas nun Gewissheit. Doch die Arbeit ist noch lang nicht zu Ende. In den nächsten Monaten gilt es, die Technik einzubauen und die Verglasung anzubringe­n.

Wie das Fahrstuhlg­erüst über das Schlossdac­h gehoben wurde, sehen Sie in einem Video unter www.schwaebisc­he.de/fahrstuhl.

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FOTO: KRATKY
 ?? FOTO: KRATKY ?? Das zwölf Tonnen schwere Gerüst für den Glasaufzug im Schloßinne­nhof ist über das Dach des Residenzge­bäudes gehoben worden. Bis zu den Heimattage­n soll der Aufzug betriebsbe­reit sein.
FOTO: KRATKY Das zwölf Tonnen schwere Gerüst für den Glasaufzug im Schloßinne­nhof ist über das Dach des Residenzge­bäudes gehoben worden. Bis zu den Heimattage­n soll der Aufzug betriebsbe­reit sein.

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