Miete soll transparenter werden
Erster qualifizierter Mietspiegel für Aalen – Aufstellung soll am 1. Februar in Kraft treten
AALEN - Es ist ein Dauerbrenner in Aalen: Schaffung von Wohnraum – und der sollte dann auch noch bezahlbar sein. Immerhin transparent sollen die Mietprise nun gemacht werden, im Technischen Ausschuss ist am Mittwoch der erste qualifizierte Mietspiegel für Aalen vorgestellt worden. Er soll eine Richtlinie für Mieter und Vermieter bieten, wo welche Miete angebracht ist, soll Transparenz schaffen, Streitigkeiten vermeiden, im Einzelfall Kosten sparen und Gerichten Entscheidungen vereinfachen. So sollen Mieterhöhungen, Begrenzungen von Miethöhen anhand der Tabellen nachvollziehbar gemacht werden.
Für die Berechnung der ortsüblichen Vergleichsmieten werden die Mieten der vergangenen vier Jahre zugrunde gelegt. Fragebögen wurden an 14.000 Mieter und 1600 Vermieter geschickt. Es gab einen Rücklauf von 12,4 Prozent. Daraus wurden die Zahlen für den Mietspiegel eruiert. Dabei gelten die Berechnungen für Wohnungen zwischen 25 und 150 Quadratmetern. Nicht dazu gehören beispielsweise Sozialwohnungen, Studentenwohnungen oder Wohnungen, die zum Teil vom Vermieter selbst bewohnt werden.
Berechnung des individuellen Mietpreises über drei Tabellen
Wer nun den angemessenen Preis für seine Wohnung ermitteln will, kann Tabellen genaue Zahlen entnehmen und anhand von Berechnungsbeispielen den Preis errechnen. Dabei wird die Nettokaltmiete betrachtet.
In einer ersten Tabelle wird das durchschnittliche Nettokaltniveau in Abhängigkeit der Wohnfläche bestimmt (siehe großes Bild). In einer zweiten Tabelle wird ermittelt, welche Besonderheiten mit einberechnet werden. Jeder Nachteil für den Mieter führt zu einem Abschlag in der Miete, der in Punkten einer Tabelle zu entnehmen ist. Vorteile für den Mieter führen dementsprechend zu Zuschlägen in der Miete. In einem dritten Schritt werden alle Faktoren, inklusive des Punktesystems zu einem individuellen Preis berechnet.
In einem aufgeführten Beispiel wird der Preis einer Wohnung in der Aalner Innenstadt errechnet: Mit einer Größe von 80 Quadratmetern gelten 6,49 Euro Miete pro Quadratmeter. Stammt sie aus dem Jahr 1978, wurde nachträglich modernisiert, endet die Beispielrechnung mit einem Nettopreis von 566 Euro pro Monat als Vergleichsmiete.
Am 1. Februar soll der qualifizierte Mietspiegel in Aalen in Kraft treten. Die Stadt will ab diesem Datum die Broschüren gedruckt und online bereitstellen, außerdem soll es einen Online-Mietspiegelrechner geben. An der Ausarbeitung, die vom Gutachterausschuss der Stadt herausgegegeben wurde, hatten mehrere Institutionen mitgearbeitet. Neben dem Hamburger Institut ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung, das die Daten analysiert hatte, und dem Gutachterausschuss waren Haus & Grund Aalen, Kreisbaugenossenschaft Ostalb, Kreissparkasse Ostalb, Mieterverein Ostalbkreis, VR-bank Aalen, Wohnungsbau Aalen, Amtsgericht Aalen beteiligt. In einer Arbeitsgruppe hatte die Parteien seit dem August 2016 an der Aufstellung gearbeitet.
Kritik an fehlenden Faktoren in der Aufstellung
Die Mitglieder des Technischen Ausschusses würdigten weitestgehend die Arbeit der Arbeitsgruppen in ihren Wortmeldungen. Kritisiert wurde, dass mache Faktoren, wie die Wärmedämmung oder die Geschossigkeit des Hauses nicht in den Berechnungen berücksichtigt würden.
Ursula Barth (CDU) stellte in Frage, dass die 12,4 Prozent der rückläufiger Antworten tatsächlich als umfassende Grundlage für die Stadt Aalen gelten könne. „Aber die Erarbeitung war ein Heidengschäft, unser Dank gilt an dieser Stelle allen Beteiligten.“Karin Boldyreff-Duncker (Grüne) kritisierte, dass das Verhältnis der privaten Vermieter und Gesellschaften nicht ersichtlich sei. Norbert Rehm (FDP/FWV) sprach von einer Ausarbeitung, die „pseudo-wissenschaftliche Gerechtigkeit suggeriert“. Mit dieser Grundlage seien Mietpreissteigerungen leichter durchsetzbar. Holger Fiedler (Linke) äußerte sein Erstaunen, dass nicht mit einberechnet werde, ob das Bad ein Fenster habe oder nicht. Ebensowenig die Dämmung.
Die Vorlage wurde mit zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme befürwortet.