Lehrer sollen radikale Tendenzen erkennen können
Pädagogen lernen den Umgang mit von islamistischer Propaganda beeinflussten Schülern
- Der „Islamische Staat“gilt in Syrien und dem Irak als weitgehend zurückgedrängt. Dennoch üben Terror und Krieg auf manche Jugendliche eine Anziehungskraft aus – häufig über Facebook. Die Folge: junge Menschen radikalisieren sich und werden im extremsten Fall zu Gefährdern, denen die Behörden einen Anschlag zutrauen.
Schulen nehmen im Kampf gegen Radikalisierung eine besondere Rolle ein, deshalb haben 100 Lehrer aus den Regierungsbezirken Tübingen und Freiburg am Dienstag an einer Fachtagung in Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg) teilgenommen.
„Man muss verstehen, was die Jugendlichen antreibt“, erklärt der Präventionsexperte der Landesregierung, Daniel Köhler. Lehrern komme dabei eine besondere Bedeutung zu, weil sie nah an der Zielgruppe der Acht- und Neuntklässler dran seien und viel Einfluss auf die Entwicklung der jungen Menschen hätten, so Köhler. Dabei stellt Stefan Kluger vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg klar: „Lehrer sollen nicht zu Informanten werden.“Es gehe vielmehr darum, dass die Lehrkräfte Anzeichen, wie zum Beispiel ein stärkerer Bartwuchs, ein ablehnendes Verhalten Frauen gegenüber oder das Verherrlichen von terroristischen Taten bemerken und reagieren können, wie mit Beratung, Aussteigerprogrammen oder Angeboten für die Familie.
Außerdem sollen Lehrer ihre Schüler viel stärker im sicheren Verhalten und der Bewertung von Inhalten in sozialen Netzwerken schulen, wo laut Kluger der Großteil der Radikalisierung stattfindet. 980 Jugendliche oder junge Erwachsene sind laut Kluger bislang in den Irak oder nach Syrien gereist, um terroristische Gruppierungen zu unterstützen. In Baden-Württemberg zählte die Behörde bislang rund 50 Menschen, deren Alter aber nicht erfasst ist.