Schlossmuseum erhält kostbare Fayencen
Kunststiftung Nagel stellt dem Schlossmuseum 28 Neuerwerbungen zur Verfügung
- Es ist ein wahrer Schatz, den das Ellwanger Schlossmuseum in seiner Dauerausstellung „Fayencen und Porzellane aus Schrezheim“sorgsam hütet. Die weltweit größte Sammlung mit Exponaten aus der Schrezheimer Fayencemanufaktur wird nun durch 28 weitere fragile Kostbarkeiten bereichert, die der Stuttgarter Kunstsammler Gert K. Nagel am Sonntag, 5. November, überreicht und damit der Öffentlichkeit zugänglich macht. Joachim Renschler, Vorsitzender des Ellwanger Geschichts- und Altertumsvereins, und Fayence-Experte Eberhard Veit fiebern der Feierstunde entgegen.
Gert K. Nagel ist ein renommierter Kunstexperte und Kunstsammler aus Leidenschaft. Frühe deutsche Keramiken und Porzellane haben es dem heute 81-Jährigen, der das Stuttgarter Auktionshaus Nagel zu einem der führenden Versteigerer Deutschlands ausbaute, besonders angetan. Als Sammler gilt Nagels Augenmerk in erster Linie der historischen Bedeutung der Objekte, weniger deren faktischem Wert. Eberhard Veit und Joachim Renschler betonen Nagels außerordentliche Bedeutung für die Fayencesammlung des Schlossmuseums, die sich auch aus Dauerleihgaben des Landesmuseums BadenWürttemberg und aus Privatbesitz rekrutiert. Doch die Mehrzahl der Exponate und seltenen Unikate stammt von Nagel: „Er hat sie erworben, um sie nach Ellwangen zu bringen“, so Eberhard Veit. „Im Lauf der letzten 20 Jahre hat er uns 165 Objekte zur Verfügung gestellt.“
Viel mehr als nur „a Menge Geschirr“
Die ersten 60 Leihgaben übergab Nagel 1986 und fand in Eberhard Veit einen Gleichgesinnten, der nach wie vor Spiritus rector der unter Kennern international gerühmten Sammlung ist. Veit kommt ins Schwärmen, wenn er über die zerbrechlichen Schätze spricht, deren Bewahrung er sich verschrieben hat: „Es ist mehr als nur ‚a Menge Geschirr‘, wie man auf Schwäbisch sagt, die hier steht.“Nagels Großzügigkeit und seinem erklärten Interesse, die Raritäten dort zu zeigen, wo sie entstanden sind, entspricht die aufwendige und stilvolle Präsentation. Die ausführliche Beschriftung liefert Informationen zu Schrezheimer Fayencen und stellt die Wirtschaftsgeschichte Ellwangens zwischen 1752 und 1872 dar, der Blütezeit der fürstpröpstlichen Manufaktur. „Im 19. Jahrhundert setzte der Niedergang ein“, so Veit. „Die Tische in den Ellwanger Wohnstuben wurden bürgerlich bis einfachst bürgerlich gedeckt.“Das Vertrauen, das Nagel der Ellwanger Sammlung entgegenbringe, belege auch die Gründung der Kunst- und Kulturstiftung Nagel, ergänzt Joachim Renschler.
Die Bekanntheit der Schrezheimer und Ellwanger Fayencen und Porzellane geht auch auf Johann Andreas Bechdolff zurück. Der 1733 in Bautzen geborene Künstler arbeitete in der Schrezheimer Manufaktur der Witwe von „Landkapitän“und Baumeister Arnold Friedrich Prahl, wechselte zur Manufaktur Bux und machte sich 1764 als „Haus- und Dosenmaler“in Ellwangen selbstständig. Zum Bestand des Schlossmuseums gehört eine von Bechdolff bemalte Emaildose mit Ellwangens Stadtansicht um 1765. Bei Auktionen erreichen von Bechdolff bemalte Dosen fünfstellige Summen. Doch, wie gesagt, mit Geld sind diese Schätze ohnehin nicht aufzuwiegen. Stiftungsvorstand Gert K. Nagel übergibt die am Sonntag, 5. November, um 11 Uhr im Thronsaal des Schlossmuseums. Oberbürgermeister Karl Hilsenbek spricht ein Grußwort. Nagel und Eberhard Veit erläutern die Exponate fachkundig. Eintritt frei.