Unruhe in Mali gefährdet die Stabilität der ganzen Region
Zwei Anschläge in Mali an einem Tag. 17 Tote. Diesmal hatten es die Angreifer unter anderem auf das Hauptquartier der UNFriedenstruppen in Timbuktu im Norden des Landes abgesehen. Sie konnten in das Lager eindringen, bevor sie von Soldaten aufgehalten und erschossen wurden. Für die UN und die in Mali stationierten Bundeswehrsoldaten gilt diese Mission bereits als gefährlichster Einsatz.
Das Land kommt nicht zur Ruhe – und die Gefahr durch islamistische Milizen scheint zu wachsen. Die Stabilität der ganzen Region ist davon betroffen. „Die Situation verschlechtert sich deutlich“, sagt Martin Ewi von der Denkfabrik Institute for Security Studies in Südafrika. Die Angriffe vom Montag waren nur die jüngsten in einer langen Reihe. Seit Jahren nutzen unter anderem auch islamistische Milizen – etwa der Ableger des Terrornetzwerks al-Kaida – das Wüstengebiet im Norden des Landes als Rückzugsort. Die schwache Regierung hat hier kaum etwas zu sagen. Von dort aus greifen sie das malische Militär oder UN-Truppen an, auch Zivilsten sind immer wieder im Fadenkreuz der Extremisten.
Seit 2013 sind Blauhelme in Mali stationiert. Die rund 15 000 Soldaten und Polizisten sollen das Land stabilisieren und dafür sorgen, dass ein zwischen Regierung und Rebellen unterschriebener Friedensvertrag eingehalten wird. An dem Einsatz sind auch knapp 900 Bundeswehrsoldaten beteiligt.
Sie sind mehrere Hundert Kilometer von Timbuktu entfernt in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert. Auch dort kommt es immer wieder zu Anschlägen. Im November wurde das Camp Castor, in dem die Bundeswehr stationiert ist, von Selbstmordattentätern angegriffen. Zwei Flughafenbedienstete wurden leicht verletzt. Es gab auch schon fehlgeschlagene Raketenangriffe.
Vorzeigemission für Deutschland
Vergleiche mit Afghanistan hört man im Verteidigungsministerium trotzdem nicht gern. Aber auch am Hindukusch fing der Bundeswehreinsatz vor mehr als 15 Jahren als Mission zur Stabilisierung des Landes an. Dann wurde die Gewalt der radikalislamischen Taliban immer schlimmer. Nach den Erfahrungen in Afghanistan ist der politische Wille in Deutschland, die Bundeswehr wieder in einen Kampfeinsatz zu manövrieren, sehr gering. Andererseits ist Mali eine Vorzeigemission für den deutschen Anspruch, auch militärisch mehr Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt, weil durch Mali die wichtigsten Flüchtlingsrouten zum Mittelmeer laufen. Eine Verbesserung der Sicherheitslage hat der UN-Einsatz aber nicht gebracht. Stattdessen verschärft sich die Lage. Immer wieder kommt es in Malis Nachbarländern zu Anschlägen. Vor wenigen Tagen starben in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou bei einem Anschlag auf ein Restaurant 18 Menschen.