Beim VfB Friedrichshafen sind alle Spieler wichtig
Ein Grund des Erfolgs: Vital Heynen, der Trainer des Volleyball-Titelaspiranten, ist kein Kumpeltyp – aber er macht seine Mannschaft besser
- Der Erfolg im Sport ist nicht planbar, aber es gibt deutliche Anzeichen, wenn eine Mannschaft um Titel mitspielt. Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen starteten als Nobody in die neue Saison, mit vielen jungen und unerfahreren Spielern. Das Team kann am 3. Mai in Berlin, nach dem Supercup und dem DVV-Pokal, den dritten nationalen Titel holen, die Meisterschaft. Die Spieler sind gereift, wissen, was sie tun müssen.
VfB-Trainer Vital Heynen ist seit Wochen ein gefragter Mann. Es sind nicht die Journalisten, die ihn kontaktieren, um zu erfahren, warum der VfB so erfolgreich spielt. Spielerberater aus ganz Europa bieten ihre Schützlinge dem VfB an. Und würde der 47-jährige Belgier allen Anfragen gerecht werden, dann hätte der VfB in der neuen Saison 30 Spieler im Kader. Er benötigt aber nur 14.
Erschwerend kommt hinzu, dass Heynen in alle seine Spieler „verliebt“ist und er seine Mannschaft trotzdem auffrischen will. „Wenn ich mehr als vier Spieler ersetzen muss, dann habe ich etwas falsch gemacht“, sagt er. Der Belgier hat auch ein anderes Problem: Alle Spieler wollen bleiben, trotz Angeboten. Das wird zwar sicherlich nicht der Fall sein, aber daran sieht man, welch qualitativ hochwertige Arbeit in Friedrichshafen gemacht wird.
Dabei ist Heynen nicht der Kumpeltyp. Er rastet auch mal aus und bestraft seine Spieler. Außenangreifer Armin Mustedanovic war im Pokalendpiel Ende Januar gegen Berlin in einer schwierigen Phase der Angreifer mit dem Durchblick und den richtigen Entscheidungen. Drei Wochen später, vor der Bundesligapartie gegen die United Volleys, wurde er Mitte der Woche für ein paar Tage suspendiert. Der Grund: „Er trainierte zu lasch. Es fehlte die Spannung“, sagte Heynen der „Schwäbischen Zeitung“. Mustedanovic blieb auch in der Partie draußen. Am Montag, 20. Februar, präsentierte sich ein geläuterter Armin Mustedanovic, der im Training Gas gab.
Seither hat nicht nur er die Lektion verstanden. Es geht nicht um einen Individualisten, der glänzt, sondern um Spieler, die dem VfB-Team in kritischen Situationen helfen. Eine solche erlebten die Fans am vergangenen Sonntag im ersten Finalspiel gegen Berlin. Armin Mustedanovic kam in Satz zwei beim Stand von 19:21 herein, ersetzte David Sossenheimer und machte vier wichtige Punkte. Mustedanovic blieb bis zum Schluss auf dem Feld. Der VfB gewann mit 3:0, und Berlin fragt sich nach der fünften Niederlage in Folge gegen den ewigen Rivalen: „Was hat der VfB, was wir nicht haben?“
So einfach kann man diese Frage nicht beantworten. Der VfB ist eine Einheit, die Mischung stimmt, und die Spieler sind auch bereit, einen Schritt mehr zu machen. Und sie haben einen Trainer, der alle ernst nimmt und ihnen das Gefühl gibt, dass sie wichtig sind. Vielleicht ist das der Grund für den Erfolg.