VfR: nine points
Aalener Fußball-Drittligist ergattert Maximum in Englischer Woche.
- Thorsten Schulz hat mit allen um die Wette gestrahlt und sich zudem den einen oder anderen Spruch gefallen lassen müssen. Der gelernte Abwehrspieler, der seit dieser Woche einen neuen Platz im Mittelfeld des Fußball-Drittligisten VfR Aalen gefunden zu haben scheint, hat mit seinem Treffer zum 2:0 gegen den FSV Frankfurt den Deckel drauf gemacht auf diese Partie. Toreschießen gehört eigentlich nicht zum Repertoire des gebürtigen Hessen und so hat Schulz, letztmals erfolgreich in der Zweitligasaison für Dynamo Dresden 2013/2014, den Spaß seiner Kollegen frotzelnd mitgemacht: „Ist natürlich weltklasse, wie ich den dann vor dem Tor mache. Tschup, tschup, war der Ball drin. Tschup, tschup habe ich gemacht“, beschrieb er etwas eigen und vor allem lachend seinen Treffer.
Lachen ist in nur einer Woche der dominierende Ausdruck geworden. Neun Punkte in der Englischen Woche zu ergattern, daran hatten sie noch nicht einmal beim VfR selbst geglaubt. Es führt dazu, dass das große Schreckgespenst, was sich nach der Bekanntgabe des Neun-Punkteabzugs rund um die Scholz-Arena breitgemacht hatte, schon wieder fast abgezogen ist. Mit dem Abzug stehen die Aalener bei 35 Zählern schon wieder im unteren Tabellenmittelfeld, haben sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den der FSV Frankfurt inne hat. Diese Tatsache unterstreicht, wie enorm wichtig speziell dieser Erfolg gegen die Hessen gewesen ist.
„Team schlägt Spieler“
Schulz konnte es nach der Partie immer noch nicht fassen. Nicht etwa den dritten Dreier in Serie, vielmehr sein Tor. „Wenn man schon weiter vorne spielt, träumt man natürlich davon, dass man auch mal ein Tor erzielt“, so der 32-Jährige. Aber bei allem Spaß um seine Person sieht er natürlich auch das große Ganze, was in dieser Saison beim VfR Aalen entstanden und gewachsen ist. „Das Tolle ist bei uns, dass wir an uns glauben und vor allem daran glauben, dass wir immer ein Tor machen können. Das spürt mittlerweile auch das Publikum - vor allem aber der Gegner. Das ist derzeit unser ganz großes Plus“, sagt Schulz. Es sei ein neuer Teamgeist entstanden in der Aalener Mannschaft. Schulz bricht das auf eine einfache Formel herunter: „Team schlägt immer Spieler.“Vollmann lobte Schulz nach der Partie, der Neumittelfeldspieler mache es im Mittelfeld taktisch sehr klug.
Der so maßgeblich an diesen drei Erfolgen beteiligte Matthias Morys vergaß im großen Jubel um den VfR und auch um seine Person nicht seine Mannschaftskollegen. „Für die, die jetzt draußen waren, tut es mir natürlich leid. Andererseits hatte der Trainer nicht so viele Gründe, durchzuwechseln“, so Morys, der an sieben der insgesamt acht Tore in der Englischen Woche direkt beteiligt gewesen ist. Die Verantwortlichen werden sich speziell bei seiner Personalie die Hände reiben und sich freuen, den neuen Torgaranten so lange an den Verein gebunden zu haben.
Vollmann stimmt nicht mit ein
Nur einer, der möchte sich nicht so ganz auf die positive Stimmung einlassen. Aalens Trainer Peter Vollmann ist sauer: „Ich kann es immer noch nicht verstehen, warum diese Dinge rund um den Verein sportlich, also mit neun Punkten Abzug bestraft werden sollen. Wir hätten heute den Klassenerhalt gesichert und könnten ganz optimistisch und entspannt in die restlichen Saisonspiele gehen.“Tatsächlich lautete die Vorgabe stets 44 Punkte, die der VfR mit dem Erfolg gegen die Frankfurter - zehn Spiele vor dem Ende der Saison - zumindest auf sportlichem Wege erlangt hat. „Da sieht man doch auch, dass die Mannschaft viel weiter ist als noch im vergangenen Jahr. Schade, dass die Mannschaft nicht das behalten kann, was sie sich erarbeitet hat. Da bin ich extrem sauer“, so Vollmann weiter. Da er da aber machtlos ist, sagte er am Ende: „Wir haben uns jetzt erst einmal etwas Luft verschafft. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, dass uns vielleicht nicht alles weggenommen wird.“