Zypries will Opel als Marke erhalten
Französischer Wirtschaftsminister rechnet mit baldiger Übernahme durch PSA
- Deutschland und Frankreich pochen bei der geplanten Übernahme von Opel durch den Autobauer PSA auf den Erhalt der Eigenständigkeit der deutschen Marke. „Es ist im eigenen Interesse von PSA, dass die Autonomie der Marke Opel voll erhalten bleibt“, sagte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin am Donnerstag in Paris. „PSA braucht die deutsche Qualität“, sagte er nach einem Treffen mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD).
„Wir sind uns einig, dass die Marke Opel erhalten bleiben soll“, sagte Zypries. Die Identität des Unternehmens müsse gewahrt bleiben: „Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt.“Zypries betonte: „Oberste Priorität hat die Zusage zu Standorten, zu Fertigungszentren und der Beschäftigung als solcher.“Die von PSA gegebene Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2018 könne „nur ein erster Schritt sein“.
Sapin präzisierte den Zeitrahmen für den Deal. „Das wird nicht in den nächsten Tagen stattfinden, aber auch nicht erst in drei Monaten“, sagte der Sozialist, der PSA-Chef Carlos Tavares am Mittwochabend getroffen hatte. Mehrere Medien hatten berichtet, dass die Verträge spätestens bis zum Genfer Autosalon, der am 6. März beginnt, unterschrieben werden sollen. Sapin sprach sich offen für den Zusammenschluss der beiden Autobauer aus: „PSA braucht die deutsche Qualität.“Mit dem Deal könne eine „mächtige europäische Einheit“entstehen. Gleichzeitig versicherte der Sozialist, dass seine Regierung die Sorge um Standorte und Arbeitsplätze teile. Deshalb müsse die Übernahme in einem „Klima des Vertrauens“stattfinden.
„Europäischer Auto-Champion“
Tavares hatte am Morgen bei der Vorstellung der PSA-Jahresbilanz für sein Projekt geworben. „Wir glauben, dass es Chancen gibt, einen europäischen Auto-Champion aufzubauen.“Gleichzeitig versicherte der Unternehmenschef: „Opel wird ein deutsches Unternehmen bleiben.“Die Übernahme mache aus Sicht von PSA Sinn, da in vielen Märkten den deutschen Marken der Vorzug vor den französischen gegeben werden. „Hier gibt es eine echte Komplementarität“.
Opel sei in einer ähnlichen Situation wie PSA vor vier Jahren – bevor der 58-Jährige dort die Führung übernahm. Damals stand die Automarke mit dem Löwen vor der BeinahePleite und konnte nur durch den Einstieg des chinesischen Autobauers Dongfeng und eine Erhöhung der Staatsbeteiligung gerettet werden. Seither strich Tavares die Zahl der Modelle zusammen, verhandelte mit den Gewerkschaften über Lohnzurückhaltung und machte PSA so wieder flott. Nun könne der französische Konzern Opel helfen, „wieder auf die Beine zu kommen.“
Zusammen mit Opel will PeugeotCitroën, das über Netto-Barmittel von 6,8 Milliarden Euro verfügt, zur Nummer zwei der europäischen Autobauer hinter Volkswagen aufsteigen. „Wenn unser Unternehmen mittelfristig die Chance hat, fünf Millionen Autos zu produzieren, dann ist das eine Herausforderung. Das stimuliert mich“, versicherte Tavares. Der PSA-Chef hatte im Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits eine Standort- und Jobgarantie gegeben. „Wir werden die Vereinbarungen mit den Gewerkschaften bei Opel einhalten“, bekräftigte der Automanager.
PSA geht gestärkt durch eine gute Jahresbilanz in die Übernahmeverhandlungen. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 54 Milliarden Euro. PSA konnte den Gewinn 2016 fast verdoppeln; er stieg um 79 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro. Die Aktionäre, darunter der französische Staat, sollen erstmals seit 2011 wieder eine Dividende bekommen.
Das Opel-Projekt war erst in der vergangenen Woche bekannt geworden und hatte sowohl die Bundesregierung als auch die französische Regierung, die rund 14 Prozent an PSA hält, überrascht. „Wir teilen die Wut – und zwar in derselben Stärke“, versicherte Sapin auf die Frage, wann er informiert worden sei. Zu Opel gehört die britische Marke Vauxhall. PSA vereint die Marken Peugeot, Citroën und DS.