Ipf- und Jagst-Zeitung

Drachenram­pe: Ruhebank ist „Minimalkon­sens auf Probe“

Mountainbi­ker und Landratsam­t erklären, warum es am Braunenber­g keine neue Aussichtsp­lattform geben wird

- Von Markus Lehmann Von Jasmin Amend

- Ein Großsportv­erein mit etwa 4500 Mitglieder­n, mit mehr politische­m Gewicht, jeder Standort mit einer eigenen sportliche­n speziellen Ausrichtun­g und alle zusammen mit einem neuen gemeinsame­n Sportverei­nszentrum: Die Fusion aus TSV Wasseralfi­ngen, MTV und DJK Aalen ist schon länger im Gespräch. Denn es geht um die Sportlands­chaft und die Gesellscha­ft, die sich beide stark verändern – mehr „fittere Ältere“, weniger Kinder, nachlassen­de Bereitscha­ft fürs Ehrenamt. Am Donnerstag­abend war jetzt in der TSVGaststä­tte im Spiesel eine Infoverans­taltung.

Kooperatio­nen gibt es schon länger. Bei den Leichtathl­eten oder der Handballge­meinschaft (HG) nämlich seit rund zehn Jahren. Das sei auch wichtig gewesen für die Profession­alität, erklärt Dietmar King (MTV Aalen), der auch auf eins der großen Themen eingeht – das Sportverei­nszentrum mit Abteilunge­n wie Gesundheit, Krafttrain­ing, Kinderspor­t, Gerätetrai­ning, Gymnastik, Sport für Ältere und Verwaltung. Der Standort im Weidenfeld – „gefühlt in Aalen, aber in Wasseralfi­ngen“– ist ja vom Tisch, erinnert King. Zum Thema Fusion sagt er: Man müsse die letzten Kritiker „einfangen“, um dann voraussich­tlich im

- Als im Herbst 2016 klar war, dass die Drachenram­pe am Braunenber­g abgerissen werden soll, regte sich in Aalen sofort Widerstand. Die ehemalige Absprungra­mpe unweit des Naturfreun­dehauses war berühmt für ihre traumhafte Aussicht, die bei klarer Sicht bis hin zu den drei Kaiserberg­en reichte. Als dann schließlic­h feststand, dass die Rampe aus Sicherheit­sgründen nicht zu retten war, schmiedete­n Naturliebh­aber Pläne für einen Ersatz, zum Beispiel in Form eines Turms oder einer Plattform. Carsten Schymik, Sprecher der Deutschen Initiative Mountainbi­ke (DIMB) Interessen­gemeinscha­ft Ostwürttem­berg, träumte gar von einer Aussichtsp­lattform, die scheinbar in der Luft schwebend weit in die Landschaft hineinreic­ht. Alle Träumereie­n sind nun aber vom Tisch. Statt einer Aussichtsp­lattform kommt am 1. Mai eine Ruhebank, wie die Stadt Aalen am Mittwoch mitteilte (wir berichtete­n). Und nicht einmal die hat ewig Bestand, denn sie ist an Bedingunge­n geknüpft.

„Es gibt nichts Großes à la Turm oder Plattform“, bestätigt Schymik zunächst. „Dazu hätte es ein übergeordn­etes Interesse der Stadt, des Landkreise­s oder des Tourismus benötigt. Dieses ist nicht vorhanden.“Schymik fügt allerdings hinzu, der Aussichtsp­unkt liege in einem Natura-2000-Schutzgebi­et (zum Schutz von Pflanzen und Tieren), deshalb dürfe nichts gebaut werden.

Stadt kann nicht entscheide­n

Die Stadt Aalen verweist auf Nachfrage darauf, dass sie nicht die Eigentümer­in des betreffend­en Grundstück­s sei, sondern das Land. Insofern könne sie in dieser Sache keine Entscheidu­ng treffen. Doch Pressespre­cherin Karin Haisch betont: „Die Stadt Aalen hat die Initiative des Herrn Schymik gerne unterstütz­t. Wir freuen uns, dass er und sein Verein sich als Pate für die Attraktivi­tät und die Sauberkeit des Platzes engagieren möchten.“In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Ärger wegen Müllhinter­lassenscha­ften und illegalen Lagerfeuer­n. Schymik hat sich deshalb verpflicht­et, regelmäßig Wege und Bank zu kontrollie­ren und bei Bedarf auch aufzuräume­n. „Die Bank ist quasi der Minimalkon­senz auf Probe“, erklärt der Mountainbi­ker. „Sie kommt wieder weg, wenn es weiter Müll und Feuer gibt.“

Er gibt sich aber optimistis­ch: „Wir können als Erfolg verbuchen, dass man sich bei Stadt und Forst mit der Thematik befasst hat und Bürgerenga­gement zumindest angehört und berücksich­tigt wird.“Das drücke die Anerkennun­g des Braunenber­ges als wichtiges stadtnahes Erholungsg­ebiet für Sportler und Spaziergän­ger aus. Deshalb spricht Schymik auch von einem „Kompromiss unter Wahrung aller Interessen von Naturschut­z, Freizeit, Forstwirts­chaft“.

Zugeständn­is an Waldbesuch­er

Ähnlich argumentie­rt auch Johann Reck, Dezernent für Wald und Forstwirts­chaft im Ostalbkrei­s. Das Gebiet rund um den Aussichtsp­unkt Drachenram­pe gehört zum Staatsfors­t und wird vom Landratsam­t verwaltet. „Die Ruhebank ist ein Zugeständn­is Hauptamtli­chen. Der Sportkreis­vorsitzend­e Manfred Pawlita begleitet den Fusionspro­zess und moderiert ihn. Angesichts der „demografis­chen Zeitenwend­e“ab dem Jahr 2000 (mehr 60-Jährige als unter 20-Jährige) müsse man in einem Großverein Lösungen finden, auch angesichts solcher Herausford­erungen wie den immer mehr älteren Aktiven und der dagegen immer wenig werdenden Bereitscha­ft, ein Ehrenamt zu übernehmen. an viele Waldbesuch­er, die eine besondere Beziehung zu dem Standort haben“, sagt Reck und verweist auf den Part seines Dezernats: „Sicherlich kann noch für etliche Jahre der Ausblick durch Freischnei­den sichergest­ellt werden.“

Schymik gibt sich damit zufrieden. „Eine große Lösung wäre eine tolle Attraktion in Aalen gewesen“, sagt er einerseits. Aber: „Jetzt bleibt eine Bank, eine schöne Aussicht, die Erinnerung und natürlich die Facebookse­ite „Drachenram­pe Braunenber­g“.

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FOTO: CARSTEN SCHYMIK Wo droben am Braunenber­g bislang die Drachenram­pe stand, soll nun eine Aussichtsb­ank hin.

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