Drachenrampe: Ruhebank ist „Minimalkonsens auf Probe“
Mountainbiker und Landratsamt erklären, warum es am Braunenberg keine neue Aussichtsplattform geben wird
- Ein Großsportverein mit etwa 4500 Mitgliedern, mit mehr politischem Gewicht, jeder Standort mit einer eigenen sportlichen speziellen Ausrichtung und alle zusammen mit einem neuen gemeinsamen Sportvereinszentrum: Die Fusion aus TSV Wasseralfingen, MTV und DJK Aalen ist schon länger im Gespräch. Denn es geht um die Sportlandschaft und die Gesellschaft, die sich beide stark verändern – mehr „fittere Ältere“, weniger Kinder, nachlassende Bereitschaft fürs Ehrenamt. Am Donnerstagabend war jetzt in der TSVGaststätte im Spiesel eine Infoveranstaltung.
Kooperationen gibt es schon länger. Bei den Leichtathleten oder der Handballgemeinschaft (HG) nämlich seit rund zehn Jahren. Das sei auch wichtig gewesen für die Professionalität, erklärt Dietmar King (MTV Aalen), der auch auf eins der großen Themen eingeht – das Sportvereinszentrum mit Abteilungen wie Gesundheit, Krafttraining, Kindersport, Gerätetraining, Gymnastik, Sport für Ältere und Verwaltung. Der Standort im Weidenfeld – „gefühlt in Aalen, aber in Wasseralfingen“– ist ja vom Tisch, erinnert King. Zum Thema Fusion sagt er: Man müsse die letzten Kritiker „einfangen“, um dann voraussichtlich im
- Als im Herbst 2016 klar war, dass die Drachenrampe am Braunenberg abgerissen werden soll, regte sich in Aalen sofort Widerstand. Die ehemalige Absprungrampe unweit des Naturfreundehauses war berühmt für ihre traumhafte Aussicht, die bei klarer Sicht bis hin zu den drei Kaiserbergen reichte. Als dann schließlich feststand, dass die Rampe aus Sicherheitsgründen nicht zu retten war, schmiedeten Naturliebhaber Pläne für einen Ersatz, zum Beispiel in Form eines Turms oder einer Plattform. Carsten Schymik, Sprecher der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) Interessengemeinschaft Ostwürttemberg, träumte gar von einer Aussichtsplattform, die scheinbar in der Luft schwebend weit in die Landschaft hineinreicht. Alle Träumereien sind nun aber vom Tisch. Statt einer Aussichtsplattform kommt am 1. Mai eine Ruhebank, wie die Stadt Aalen am Mittwoch mitteilte (wir berichteten). Und nicht einmal die hat ewig Bestand, denn sie ist an Bedingungen geknüpft.
„Es gibt nichts Großes à la Turm oder Plattform“, bestätigt Schymik zunächst. „Dazu hätte es ein übergeordnetes Interesse der Stadt, des Landkreises oder des Tourismus benötigt. Dieses ist nicht vorhanden.“Schymik fügt allerdings hinzu, der Aussichtspunkt liege in einem Natura-2000-Schutzgebiet (zum Schutz von Pflanzen und Tieren), deshalb dürfe nichts gebaut werden.
Stadt kann nicht entscheiden
Die Stadt Aalen verweist auf Nachfrage darauf, dass sie nicht die Eigentümerin des betreffenden Grundstücks sei, sondern das Land. Insofern könne sie in dieser Sache keine Entscheidung treffen. Doch Pressesprecherin Karin Haisch betont: „Die Stadt Aalen hat die Initiative des Herrn Schymik gerne unterstützt. Wir freuen uns, dass er und sein Verein sich als Pate für die Attraktivität und die Sauberkeit des Platzes engagieren möchten.“In der Vergangenheit gab es immer wieder Ärger wegen Müllhinterlassenschaften und illegalen Lagerfeuern. Schymik hat sich deshalb verpflichtet, regelmäßig Wege und Bank zu kontrollieren und bei Bedarf auch aufzuräumen. „Die Bank ist quasi der Minimalkonsenz auf Probe“, erklärt der Mountainbiker. „Sie kommt wieder weg, wenn es weiter Müll und Feuer gibt.“
Er gibt sich aber optimistisch: „Wir können als Erfolg verbuchen, dass man sich bei Stadt und Forst mit der Thematik befasst hat und Bürgerengagement zumindest angehört und berücksichtigt wird.“Das drücke die Anerkennung des Braunenberges als wichtiges stadtnahes Erholungsgebiet für Sportler und Spaziergänger aus. Deshalb spricht Schymik auch von einem „Kompromiss unter Wahrung aller Interessen von Naturschutz, Freizeit, Forstwirtschaft“.
Zugeständnis an Waldbesucher
Ähnlich argumentiert auch Johann Reck, Dezernent für Wald und Forstwirtschaft im Ostalbkreis. Das Gebiet rund um den Aussichtspunkt Drachenrampe gehört zum Staatsforst und wird vom Landratsamt verwaltet. „Die Ruhebank ist ein Zugeständnis Hauptamtlichen. Der Sportkreisvorsitzende Manfred Pawlita begleitet den Fusionsprozess und moderiert ihn. Angesichts der „demografischen Zeitenwende“ab dem Jahr 2000 (mehr 60-Jährige als unter 20-Jährige) müsse man in einem Großverein Lösungen finden, auch angesichts solcher Herausforderungen wie den immer mehr älteren Aktiven und der dagegen immer wenig werdenden Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen. an viele Waldbesucher, die eine besondere Beziehung zu dem Standort haben“, sagt Reck und verweist auf den Part seines Dezernats: „Sicherlich kann noch für etliche Jahre der Ausblick durch Freischneiden sichergestellt werden.“
Schymik gibt sich damit zufrieden. „Eine große Lösung wäre eine tolle Attraktion in Aalen gewesen“, sagt er einerseits. Aber: „Jetzt bleibt eine Bank, eine schöne Aussicht, die Erinnerung und natürlich die Facebookseite „Drachenrampe Braunenberg“.