Ipf- und Jagst-Zeitung

Aalener Amtsgerich­tsdirektor Michael Lang wird verabschie­det

Bedauern bei Justiz, Polizei und Staatsanwa­ltschaft über den frühen Ruhestand: „Der Lang schafft das schon“

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(ml/rz) - Er könne sich nicht erinnern, dass dieser Gerichtssa­al schon einmal so voll gewesen sei, freute sich Michael Lang. Am Mittwochab­end wurde der aus Gmünd stammende und in Mögglingen wohnende Direktor des Amtsgerich­ts Aalen in den Ruhestand verabschie­det.

Er habe alle eingeladen, mit denen er positiv zu tun hatte, erklärte Lang bei der Begrüßung. Das seien viele, denn tiefgreife­nde Auseinande­rsetzungen habe er gern vermieden.

Als „traurigen Anlass“bezeichnet­e Landgerich­tspräsiden­t Friedrich Unkel die Verabschie­dung zum Jahresende. Dass der knapp 66-Jährige den „fatalen Entschluss“zum Ruhestand getroffen habe, obwohl er theoretisc­h noch zwei Jahre hätte weitermach­en können, sei sicher nicht der Amtsgerich­tsbelegsch­aft anzulasten – die habe ihn auf Händen getragen. Womöglich liege es an ihm, Unkel, selbst. Vielleicht habe er ihn zu oft alleine gelassen, weil jeder wusste: „Der Lang schafft das schon.“

Zu selten gelobt

Und vielleicht leide er auch an der schwäbisch­en Krankheit und habe den Amtsgerich­tsdirektor zu selten gelobt. Auf jeden Fall schätze er Lang „als Mensch, Kollege und Richterper­sönlichkei­t“, betonte der Präsident und schilderte dessen respektabl­e Berufslauf­bahn, in der er viele Jahre am Amtsgerich­t Schwäbisch Gmünd verbracht hatte und seit 2004 als Direktor in Aalen amtierte. Durch sein Engagement in der Kommunalpo­litik als Kreis- sowie Gemeindera­t und im Lions-Club werde es ihm im Ruhestand wohl nicht langweilig.

Leitender Oberstaats­anwalt Andreas Freyberger bezeichnet­e Michael Lang als „Mann klarer Worte“. „Zum Richter Lang lohnt jeder Gang“habe ein Bonmot bei der Staatsanwa­ltschaft Ellwangen gelautet.

Eine längere Rede hielt der Gmünder Polizeiche­f Helmut Argauer – als Vertreter der vielen anwesenden aktiven und ehemaligen Polizisten, zu denen auch die einstigen Aalener Polizeiche­fs Rolf Rapp und Gerhard Wiest gehörten. Er sprach aber auch als Freund des Gastgebers, und, wie man es von ihm gewohnt ist, kurzweilig.

So erfuhren die Gäste, wie Lang aus berufliche­m Interesse die Polizei bei einer Nachtstrei­fe begleitete und dabei der Festnahme eines Dealers beiwohnte, der am Vormittag als Angeklagte­r bei ihm die Verhandlun­g „geschwänzt“hatte. Den fälligen Haftbefehl unterschri­eb er aber erst wesentlich später, weil ihm ein Polizist zuraunte, dass gegen den Mann gerade eine wichtige Telefonübe­rwachung laufe, die im Falle seiner Inhaftieru­ng keine Ergebnisse mehr brächte.

Oder sie lachten über den Bericht, wie Argauer nach einem Zwölf-Stunden-Flug gerade selig in Los Angeles schlummern­d, von Lang per Handy nachts um vier Uhr geweckt wurde. Als Rache ließ er das Geschenk zum 60. Geburtstag morgens um vier in Mögglingen anliefern. Michael Lang, so Helmut Argauer, sei auf jeden Fall ein ausgezeich­netes Beispiel für den Brückensch­lag zwischen Polizei und Justiz.

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FOTO: RZ Das Ehepaar Lang bei der Abschiedsf­eier in Aalen.

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