Geschichte einer Befreiung
Aufbruch (ARD, Mi., 20.15 Uhr) –
„Aufbruch“ist Ulla Hahns zweiter autobiografischer Roman einer Trilogie, die 2001 mit „Das verborgene Wort“begann und 2014 mit „Spiel der Zeit“ihr Ende fand. Der erste Roman, der Kindheit und Jugend der Heldin beschreibt, ist bereits 2007 unter dem Titel „Teufelsbraten“verfilmt worden. Fast der gesamte Stab von damals kam vor einem Jahr für „Aufbruch“wieder zusammen: Auch Regisseurin Hermine Huntgeburth ist erneut dabei. Ein gutes Zeichen, denn für den zeitgeschichtlichen Zweiteiler gab es den Grimme-Preis.
„Aufbruch“schließt nicht nur, was den Plot angeht, sondern auch sprachlich und optisch an „Teufelsbraten“an, steht aber für sich. Es geht um die frühen 1960erJahre und um den Kampf einer jungen Frau, die aus dem Arbeitermilieu kommt und studieren will. Anna Fischer – obwohl zu Drehbeginn bereits 29 Jahre alt – bezaubert als junge Hilla Palm. Wissbegierig und gleichzeitig naiv, intelligent und von Konventionen eingeschränkt, wird ihre Figur ganz glaubhaft erwachsen. Hilla schafft es schließlich, ihrem bildungsfernen Elternhaus und den drei K’s (Kinder, Küche, Kirche) zu entfliehen.
Ein sehenswerter Film, der die deutsche Zeit vom Ende der Adenauer-Ära, nebst Auschwitz-Prozessen, sich anbahnender Studentenrevolte und beginnendem Liberalismus, bis in die kleinsten Ausstattungen detailgetreu beleuchtet.