Krank ist krank
Es gibt im Arbeitsleben wenige Vorwürfe, die schwerer wiegen als der, einem Mitarbeiter zu unterstellen, dass er sich krank meldet, obwohl er das gar nicht ist. Krank ist krank, diese Regel sollte gelten in einem Verhältnis zwischen Führungsund Arbeitskraft, das von gegenseitiger Achtung und Vertrauen geprägt ist.
Das Bonussystem, das Daimler jetzt getestet hat, basiert aber auf dem Gegenteil: auf Misstrauen und der unverhohlenen Unterstellung gegenüber der Belegschaft, doch ab und an einmal krank zu feiern, obwohl man das gar nicht ist. Denn nur diese Fälle – nicht die wirklich Kranken – kann die Personalabteilung von Daimler im Auge gehabt haben, als sie das Modell entwickelte.
Hinter dem System steckt damit ein Menschenbild, das Angestellten pauschal Betrug und Lüge unterstellt. Auch wenn es Mitarbeiter gibt, die das in sie gesetzte Vertrauen für sich egoistisch ausnutzen, rechtfertigt das nicht, ein solches Tun jedem Einzelnen zu unterstellen. b.wagener@schwaebische.de Für diese Menschen stellt eine Anwesenheitsprämie eine Ungerechtigkeit dar.
Was können Unternehmen stattdessen tun, um die Krankheitstage ihrer Mitarbeiter zu reduzieren?
Die betriebliche Gesundheitsförderung spielt hier eine große Rolle. Die Erfahrung zeigt aber, dass es schwierig ist, auf Faktoren wie Bewegung oder Ernährung Einfluss zu nehmen. Ein Aspekt, den Unternehmen steuern können, ist der Wohlfühlfaktor im Betrieb. Wird meine Arbeit geschätzt? Werden Informationen transparent kommuniziert? Und: Ist das, was ich jeden Tag tue, sinnvoll?