Starkes Küken, laue Altmeisterin
(dpa/sz) - Die Mission Titelverteidigung wird für die deutsche Dressur-Equipe bei der Heim-EM in Aachen schwieriger als erwartet. Zwar liegen die Gastgeber nach der Hälfte des Mannschaftswettbewerbs in Front. Doch der Vorsprung des Rekord-Europameisters nach den Ritten von Championats-Debütantin Jessica von Bredow-Werndl auf Unee und der enttäuschenden Altmeisterin Isabell Werth auf Don Johnson ist knapper als geplant. „Noch ist nichts verloren“, sagte Equipechef Klaus Roeser.
Für Ernüchterung sorgte ausgerechnet die 14-malige Europameisterin Isabell Werth. Die 46-Jährige aus Rheinberg musste sich mit 74,9 Prozentpunkten zufriedengeben und wird damit wohl das Streichergebnis des deutschen Quartetts liefern.
„Mit dem Pferd bin ich zufrieden, mit den Richtern nicht“, kritisierte die fünfmalige Olympiasiegerin, auch wenn sie einige Fehler eingestand. „Die Richter waren nicht nett zu ihr“, stellte auch Roeser fest. Hoffnung machte ihm von Bredow-Werndl. Die 29-Jährige überzeugte bei ihrer EMPremiere mit starken 75,2 Prozentpunkten – die drittbeste Wertung des Tages. „Das hat das Küken richtig gut gemacht“, sagte Roeser.
Deutschland (150,1) führt vor den Niederlanden (148,214) und Großbritannien (145,743), aber nur die besten drei Ergebnisse pro Team kommen in die Wertung. „Ich bin vielleicht mathematisch minderbemittelt, aber es wird sicher eng“, meinte Werth.
Die höher eingeschätzten Matthias Rath auf Totilas und Team-Weltmeisterin Kristina Bröring-Sprehe auf Desperados sind heute also gefordert, um den 23. deutschen Team-Titel bei einer EM perfekt zu machen. Das Oranje-Team schickt noch Edward Gal mit Undercover ins Viereck, die Briten setzen auf Doppel-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin mit ihrem Ausnahmepferd Valegro. „Wenn unsere beiden 80 Prozent und mehr bekommen, dann sind die Chancen groß“, glaubt Werth.
Von Bredow-Werndl musste vorlegen, zudem ritt sie mit Unee erstmals in einer solch großen Arena, das Hauptstadion fasst 40 000 Zuschauer. „Ich habe versucht, mir keinen Druck zu machen. Ich habe mir gedacht, das ist auch eine Belohnung für die Arbeit der letzten Jahre“, sagte sie – und rechtfertigte ihre Nominierung.
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