Der Wald leidet unter Trockenheit
Wasserknappheit und hohe Temperaturen sorgen für Hitzeschäden im Wald.
Flusslandschaften haben viele Gesichter. Mitunter auch hässliche, vor allem, wenn sich der Mensch darüber hergemacht hat: Begradigt, zubetoniert, in Kanäle gezwängt, büßen sie ihre natürliche Schönheit ein. Auch die Iller blieb von solchen Eingriffen nicht verschont. Aber ein Umdenken hat eingesetzt, wie man derzeit beim Wasserkraftwerk Legau im Landkreis Unterallgäu erleben kann. Wo früher steile Ufer den Zutritt zur Iller schier unmöglich machten, breitet sich heute ein einladender breiter Kiesstrand aus. Zusammen mit flachen Seitengewässern soll hier mit der Zeit eine biologisch wertvolle Auenlandschaft entstehen. Dazu gesellen sich eine Fischbeobachtungsstation und ein Wassertretbecken. Außerdem sorgt eine neue, 80 Meter lange Hängebrücke für einen neuen Übergang, und am südlichen Ufer bietet eine 23 Meter hohe Aussichtsplattform den weiten Blick in die Illersteilwand.
Geheimtipp bei Naturfreunden
„Man konnte hier nicht viel falsch machen“, sagte Ingenieur Wolfgang Häusele, der an der Renaturierung mitgearbeitet hat, bei der Eröffnung des Projekts „Flussraum Iller“. Denn die glatten Betonplatten, die mit dem Bau des Wasserkraftwerks 1943 hingegossen wurden, verschandelten die Gegend und gaben der Natur wenig Chance. Das ist jetzt erkennbar anders, und so könnte der Plan auch aufgehen, den Illerwinkel sowohl für Tiere und Pflanzen, als auch für Wanderer und Radfahrer anziehender zu machen. Denn bislang war die Ecke eher ein Geheimtipp bei Naturfreunden, die sich im Frühjahr dort zur Blüte der Märzenbecherwiese einfanden. Jetzt bieten ausgeschilderte Wander- und Radwege etliche neue Touren an, die nicht mehr am Gewässer enden. Die Brücke verbindet die Gemarkungen Legau und Bad Grönenbach, im weitesten Sinn könnte man auch sagen Baden-Württemberg und Bayern.
An heißen Tagen können Wanderer und Radfahrer sich in der Iller kurz erfrischen oder im Storchengang durch das Tretbecken schreiten. Hinter dem Stauwehr gelangt man zur Fischwanderhilfe mit Beobachtungsstation, eine exklusive Einrichtung dieser Art. Denn während an anderen Zählstellen die Fische mit dem Köcher aus dem Wasser gehoben werden müssen, werden die Flossentiere automatisch nach oben gehoben, und die ehrenamtlichen Mitarbeiter können bequem ihren Job versehen. Dagobert Smija, pensionierter Wasserwirtschaftler, ist euphorisch. Von der Anlage und der Anzahl der Fische, die hier kurz nach dem ersten Probelauf gezählt wurden. „12 000 Jungfische wie Nasen, Huchen oder Äschen in eineinhalb Tagen! Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt er.
Forscherkurse für Schulklassen
Die Seitengewässer mäandern wiederum plätschernd durch die Landschaft und bieten den Fischen eine natürliche Umgebung. Das frische Wasser macht Lust zum Verweilen und Forschen. Das will auch die Umweltstation Unterallgäu unterstützen, indem sie mit Entdeckerkursen Schulklassen Flora und Fauna am Bach näherbringt und Patenschaften vermittelt. Und was es da alles so am Fluss gibt, haben Steinbildhauer Mario Riedesser und sein Team in große Steine gehauen: Libelle, Käfer, Ringelnatter und sogar ein Uhu finden sich dort. Vielleicht bekommen sie auch noch Zuwachs. Denn alles wird sich hier mit der Zeit verändern. Nur Steg und Aussichtsplattform sollten möglichst so bleiben wie sie sind. Zuverlässig und sicher. Denn auf 23 Metern Höhe schwankt es manchmal ordentlich.