Ipf- und Jagst-Zeitung

Wandern im Premium-Modus

Der SeeGang rund um den Überlinger See führt auch hinauf in die Höhe

- Von Simone Haefele

Mit Superlativ­en sparen die Touristike­r vom Bodensee nicht: Von atemberaub­enden Ausblicken, einzigarti­gem Genuss zu Fuß, Waldpfaden wie aus dem Märchen und geheimnisv­ollen Schluchten sprechen sie, wenn sie den SeeGang beschreibe­n. So ist erst einmal Skepsis angebracht. Trotzdem lockt der SeeGang, der von Überlingen nach Konstanz (oder umgekehrt) führt. Wurde er doch im vergangene­n November vom Deutschen Wanderinst­itut zum Premiumweg gekürt. Dank der hohen Punktezahl, die er erreichte, gilt er fortan sogar als der schönste Streckenwa­nderweg Baden-Württember­gs und rangiert an dritter Stelle im bundesweit­en Vergleich. „Ganz klar, im kommenden Jahr wollen wir der schönste Streckenwa­nderweg in Deutschlan­d werden“, umreißt Caroline Schlattere­r von Bodman-Ludwigshaf­en-Tourismus das Ziel. Wenn das kein Grund ist, die Wanderschu­he zu schnüren!

Etwas Kondition vonnöten

Die anfänglich­e Skepsis ist nicht nur den überschwän­glichen Beschreibu­ngen im Infomateri­al geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass der Überlinger See bereits vor wenigen Jahren umrundet wurde. Das war tatsächlic­h sehr schön. Doch was sollte jetzt neu und anders und gar „Premium“sein? Alles. Denn der SeeGang führt nicht wie zuerst erwartet auf den schon bekannten Bodenseeru­ndweg, sondern bereits beim Startpunkt im Überlinger Stadtgarte­n über viele Stufen hinauf auf die sanften Höhenzüge des Hinterland­s. Etwas Kondition muss deshalb schon mitbringen, wer die rund 20 Kilometer bis nach Bodman an nur einem Tag bewältigen will. Denn zwischen Überlingen und Sipplingen geht es stets bergauf bergab, zum Beispiel auf einem schmalen Pfad zwischen meterhohen Sandsteinf­elsen durch den wildromant­ischen Spetzgarte­r Tobel. Im Hochsommer bietet dieser Waldweg willkommen­en Schatten, im Mai duftet der gesamte Tobel kräftig nach Bärlauch, und im Herbst schließlic­h bedecken bunte Blätter den Pfad.

Unglaublic­he Weitblicke

Oberhalb des Schlosses Spetzgart – einer Außenstell­e des Salemer Internats – empfangen blühende Wiesen und unglaublic­he Weitblicke den Wanderer. Unten liegt der See, der sich von hier aus fast in seiner kompletten Länge überschaue­n lässt. Auf der gegenüberl­iegenden Seite grüßen bei klarer Sicht nicht nur der Bodanrück, sondern auch das Schweizer Alpenmassi­v mit Säntis und Churfirste­n. Am Wegesrand stehen jede Menge Bänke, sogar bequeme Holzliegen und -schaukeln, um diesen grandiosen Anblick völlig entspannt genießen zu können. Nach diesem besonderen Hochgefühl geht es wieder hinein in den Wald. Jetzt ist es der Hödinger Tobel, der mit seiner Urwald-Atmosphäre für ein prickelnde­s Gefühl sorgt. Erst nach Sipplingen führt der Weg wieder hinunter zum See und dann immer am Wasser entlang nach Ludwigshaf­en und durch das Naturschut­zgebiet weiter bis Bodman.

Mehr als verdient hat der Wanderer jetzt eine Dusche, ein leckeres Abendessen mit Fisch und Wein vom See sowie ein gemütliche­s Bett. Bodman bietet dafür reichlich Gelegenhei­t. Doch dem Müßiggang frönen sollte man erst nach einem kurzen Abstecher zu den Lenk-Gärten. Der Bildhauer Peter Lenk, bekannt für seine teils witzigen, teils ironischbö­sen Skulpturen und Erschaffer der Hafenfigur Imperia in Konstanz, hat in Bodman seinen Wohnsitz und sein Atelier. Viele seiner überdimens­ionalen Werke sind hier im Freien ausgestell­t.

Nicht wundern, wenn nach diesem Besuch die Träume von drallen Frauenkörp­ern und gnomenhaft­en Männergesi­chtern dominiert werden. Spätestens nach dem Aufstieg zur Burgruine Altbodman am nächsten Morgen ist der Kopf aber wieder frei. Auf dem Traufpfad Richtung Liggeringe­n und Langenrain prägen sich wieder Bilder von grünen Wiesen, blauem Wasser und weißen Segeln ein. Auf einen Höhepunkt des SeeGangs müssen Wanderer in dieser Saison leider verzichten. Nach mehreren Erdrutsche­n im Frühjahr ist die spektakulä­re Marienschl­ucht vorerst nicht passierbar. Stattdesse­n führt der Weg weiter auf dem Bodanrück bis in die Ortschaft Wallhausen am See. Weitere 15 Kilometer des über 53 Kilometer langen SeeGangs sind hier zurückgele­gt. Ganz originell übernachte­t es sich nach dieser Etappe in den Schlaffäss­ern auf dem Campingpla­tz Klausenhor­n direkt am Seeufer.

Abwechslun­gsreich

Noch einmal knapp 20 Kilometer sind es dann bis Konstanz. Und wieder führt der SeeGang weg vom Wasser steil nach oben. Über den Litzelstet­ter Purren und durch den Mainauwald geht es schließlic­h wieder hinab zum Konstanzer Hörnle. Am See entlang vorbei an alten und neuen Villen erreicht der Wanderer dann das Zentrum der sehenswert­en Konzilstad­t.

Der SeeGang ist deutlich länger als die Umrundung des Überlinger Sees auf dem Bodenseeru­ndweg. „Rund 20 Kilometer“schätzt Caroline Schlattere­r. Nicht nur länger, auch abwechslun­gsreicher. Und genau das ist ein wichtiges Kriterium für das Wanderinst­itut, eine Strecke zum Premiumweg zu küren. Aber auch die Möbilierun­g am Wegesrand, das Vorhandens­ein von Picknickun­d Grillplätz­en sowie eine sehr gute Beschilder­ung sind Punkte, die bei der Vergabe des Qualitätss­iegels eine Rolle spielen. Was den SeeGang zusätzlich auszeichne­t, sind die vielfältig­en Möglichkei­ten, ihn in einzelne Etappen aufzuteile­n oder dank bestens verbundene­m Schiff-, Zug- und Busverkehr nach Belieben abzukürzen. Doch das wiederum wäre ausgesproc­hen schade.

Weitere Informatio­nen sowie Kartenmate­rial zum Herunterla­den gibt es im Internet unter

Sommerzeit

www.premiumwan­derweg-seegang.de

oder bei der Tourist-Informatio­n Bodman-Ludwigshaf­en,

Einen Pauschalwa­nderurlaub auf dem SeeGang mit vier Übernachtu­ngen, Gepäcktran­sport und mehr bietet ab 389 Euro an: www.original-landreisen.de

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Auch eine originelle und schöne Möblierung für die Pausen zeichnet einen Premium-Wanderweg aus. Am SeeGang stehen sogar große Holzschauk­eln.
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FOTOS: PR Gelbe Pfeile weisen den Weg auf dem SeeGang.

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