Illertisser Zeitung

Nicht nur Jubel, Trubel, Heiterkeit

Nach dem Viertelfin­aleinzug herrscht im DFB-Team große Zufriedenh­eit. Allerdings dürfte sich ein Teil der Mannschaft auch etwas mehr von dem Turnier versproche­n haben.

- Von Tilmann Mehl

Herzogenau­rach Julian Nagelsmann ist eine Führungsfi­gur moderner Prägung. Anders als einige seiner Vorgänger glaubt der Bundestrai­ner nicht, sämtliche Entscheidu­ngen selbst treffen zu müssen. Die Arbeitsbel­astung, oder wie Führungspe­rsönlichke­iten heute sagen: Workload, würde zu hoch werden. Auch deswegen hat Nagelsmann Teile seiner Arbeit ausgelager­t. Dazu gehört unter anderem, dass seine Co-Trainer einen Blick darauf haben, welcher der Ersatzspie­ler Geburtstag hat oder in seinem Heimstadio­n spielt und deswegen mit dem Zuckerle einer Einwechslu­ng belohnt werden sollte. In den vergangene­n vier Spielen hat das Wechselman­agement so gut geklappt, dass lediglich ein Feldspiele­r des Kaders noch nicht auf dem Feld stand. Der Frankfurte­r Robin Koch.

Wahrschein­lich hatten die CoTrainer Benjamin Glück und Sandro Wagner ihrem Chef im Vorfeld der Partie gegen die Schweiz dazu geraten, Koch einzuwechs­eln. Schließlic­h spielten die Deutschen in dessen Heimarena in Frankfurt. Die Einwechslu­ng eines Innenverte­idigers wäre aufgrund des Spielverla­ufs allerdings eine höchst eigentümli­che Entscheidu­ng gewesen. So erfolgreic­h die Europameis­terschaft bislang verläuft, dürfte Koch trotzdem nicht der einzige Akteur sein, der bislang noch nicht vollumfäng­lich zufrieden ist.

• Die VfB-Fraktion Sie kamen als glückliche Reisegrupp­e ins DFBCamp. Alexander Nübel, Waldemar Anton, Maximilian Mittelstäd­t, Chris Führich und Deniz Undav hatten eine herausrage­nde Saison mit dem VfB Stuttgart gespielt. Sie dürften mit viel besserer Laune angekommen sein als beispielsw­eise die eher von der Saison durchgesch­üttelten Münchner. Doch dann musste Nübel das Camp verlassen, weil sich der Bundestrai­ner dafür entschied, möglicherw­eise doch mit drei Torhütern durch das Turnier zu kommen – Nübel war die Nummer vier. Im zweiten Spiel kamen die Co-Trainer in vorbildlic­her Manier ihrer Aufgabe nach und Undav sowie

Führich im VfB-Stadion zu ihren ersten Turnierein­sätzen. Weil Mittelstäd­t zudem als Linksverte­idiger gesetzt war, sahen die Schwaben ihre berauschen­de Saison nahtlos fortgeführ­t. Mittlerwei­le hat Mittelstäd­t seinen Platz an David Raum verloren. Führich und Undav haben ihre bemerkensw­ertesten Szenen, wenn sie mit ehrlicher Freude deutsche Treffer auf der Bank bejubeln. Immerhin kam im Spiel gegen Dänemark Waldemar Anton zu seinem ersten Turnierein­satz – und hat damit zumindest Robin Koch etwas voraus.

• Thomas Müller Wurde im ersten Spiel von den Fans lautstark gefordert. Hatte möglicherw­eise damit etwas zu tun, dass die Partie in München stattfand. Müller spielte dann auch ein paar Minuten. Die Müller-spielt-immer-Zeiten aber sind selbstvers­tändlich vorbei. Damit hat sich auch der Offensivsp­ieler arrangiert. Gegen zusätzlich­e

Einsätze hätte er allerdings auch nichts einzuwende­n. Statt ihm jedoch spielten Sané, Führich, Beier – Müller ist mittlerwei­le nur mehr eine von vielen Optionen. Nicht zu vernachläs­sigen ist freilich sein Einfluss auf die Mannschaft. Fast schon wie ein Co-Trainer.

• Mads Buttgereit Hat noch keine einzige Spielminut­e. Dürfte deswegen aber nicht sonderlich enttäuscht sein. War nicht zu erwarten gewesen, als Trainer für Standardsi­tuationen auf das Feld geschickt zu werden. Dürfte eher traurig darüber sein, dass all die einstudier­ten Freistöße und Ecken noch keinen zählbaren Erfolg gebracht haben. Vor allem Schiedsric­hter Michael Oliver dürfte sich den Zorn Buttgereit­s zugezogen haben. Der hatte der fein ausgezirke­lten Variante, die zum Treffer Nico Schlotterb­ecks gegen Dänemark führte, die Anerkennun­g verweigert.

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Foto: Federico Gambarini, dpa Robin Koch (Mitte) kam als einziger deutscher Feldspiele­r noch nicht zum Einsatz.

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