Wie es nach dem großen TV-Auftritt weitergeht
Wirtschaft Am Montagabend waren Andrea Schlumpp und Markus Smarzoch mit ihrem Start-up in der Sendung „Die Höhle der Löwen“zu sehen. Was die Gründer seit den Dreharbeiten – und mit dem Deal – erlebt haben.
Kettershausen Auf den 16. Mai haben Andrea Schlumpp und Markus Smarzoch lange hingefiebert: Am Montagabend wurde ihr Auftritt in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ausgestrahlt. Die Dreharbeiten liegen schon einige Monate zurück, doch den Zusammenschnitt hatten die Gründer von „NaschNatur“bislang selbst noch nicht gesehen. Sie durften auch niemandem verraten, ob sie einen Deal mit einem der Investoren ergattert haben oder nicht. Jetzt können sie ihre Freude mit anderen teilen: „Wir sind super happy“, sagt Andrea Schlumpp – denn ihr kleines Startup mit Sitz in Kettershausen überzeugte. Wie ging es weiter, als die Kameras aus waren?
Es ist 20.17 Uhr, als Andrea Schlumpp und Markus Smarzoch im Fernsehen ihr 2020 gegründetes Unternehmen „NaschNatur“und ihr Produkt vorstellen: die Nice Tarts. Das sind vegane Eispralinen, die ohne zugesetzten Zucker auskommen. Vor dem Paar sitzen fünf „Löwen“: Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer, Handelsprofi Ralf Dümmel, Konzernchef Nils Glagau, Beauty-Expertin Judith Williams und Medienmogul Georg Kofler. „Wir verwandeln einen Löwen in eine Naschkatze“, kündigt das Paar zu Beginn der Präsentation an.
Die Idee zu den Nice Tarts entstand wie berichtet, als sich Andrea Schlumpp und Markus Smarzoch kennenlernten. Sie steckte im Lehramts-Referendariat und griff oft und gerne zu Süßigkeiten. Er trainierte für sein Comeback im ProfiFußball und hielt sich an einen strengen Ernährungsplan. „Damit die Beziehung nicht zum Scheitern verurteilt war, fingen wir an, unser eigenes Naschzeug zu entwickeln, das uns beide glücklich macht“, schildert die 31-Jährige den Löwen die Anfänge. „Wir haben eine Nährstoffbombe erfunden, die auch noch Bombe schmeckt!“Um expandieren zu können, wünschen sich die Gründer 150.000 Euro und bieten 20 Prozent an ihrer Firma an.
Geschmacklich sind die Löwen während der Verkostung der vier Sorten schnell überzeugt. „Die Sachen sind fantastisch – wirklich lecker“, sagt Judith Williams. Carsten Maschmeyer lobt den Auftritt: „Sie sind so toll, es ist alles authentisch.“Aber: Die Scheu vor dem umkämpften Tiefkühlfach lässt die Unternehmer etwas zögern. Ralf Dümmel wirft schließlich seinen jahrelangen Vorsatz über Bord: „Ich wäre liebend gerne euer Partner.“Auch Nils Glagau mit Erfahrung im Lebensmittel-Bereich macht ein Angebot – will wie Dümmel allerdings 30 Prozent der Firmenanteile haben.
Nach kurzer Absprache mit seiner Partnerin verkündet Smarzoch die Entscheidung. „Wir wollen nicht nur einen Mentor finden, mit dem wir wachsen können, sondern auch einen, der vielleicht mit uns wachsen kann“. Es wird: Ralf Dümmel.
Rückblickend erzählen Andrea Schlumpp und Markus Smarzoch, die Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen zu haben. „Wir haben uns vorher über jeden Löwen informiert, nur nicht über Ralf Dümmel. Er hat sonst ja immer gleich sein Buch zugeklappt, wenn es um Tiefkühlprodukte ging“, erinnert sich der 32-Jährige und lacht. Umso stolzer sind er und seine Freundin nun, Dümmels „erster Tiefkühl-Deal“zu sein.
Direkt nach der Aufzeichnung hat sich das Paar in einem Konferenzraum mit dem Investor zusammengesetzt und nächste Schritte besprochen. Er sei „richtig aufgeregt“und motiviert gewesen. Es folgte ein Besuch in Hamburg, wo die Gründer das Team hinter Dümmel kennenlernten. „Es hat uns tatkräftig unterstützt. Wir hatten nie das Gefühl, allein zu sein“, sagt Andrea Schlumpp.
Trotzdem gestaltete sich eines schwierig: die Suche nach einem
Hersteller für die Nice Tarts. Klar war, dass die Superfood-Eistörtchen ab sofort nicht mehr in Kettershausen, „in der winzig kleinen Küche, mit Nudelholz und Ausstechern“, entstehen können, erzählt die 31-Jährige.
Doch die meisten potenziellen Produzenten, auf die die Gründer zugingen, lehnten ab. Einerseits, weil das Paar seiner Linie treu bleiben und die Rezepturen nicht verändern wollte. Ein Zusatz von Mehl, Ei oder Zucker kam nicht infrage. Andererseits hätten die Hersteller neue Produktionslinien aufbauen müssen, denn: „So ein Produkt gibt es einfach noch nicht“, sagt Andrea Schlumpp.
Inzwischen lässt „NaschNatur“die Eis-Törtchen in Slowenien herstellen. Dort hat das Start-up einen
Partner gefunden, der das ursprüngliche Konzept voll und ganz unterstützt. Zusammen bauten sie vor Ort die Produktionslinie auf. „Wir haben den Mitarbeitern am Anfang geholfen, die Törtchen von Hand zu füllen“, berichtet Schlumpp.
Erhältlich sind die Nice Tarts nun im stationären Handel, hauptsächlich im südbayerischen Raum. Außerdem gibt es einen Online-Shop. Das Paar hat getüftelt, wie die tiefgekühlten Naschereien möglichst nachhaltig und ohne viel Verpackung versandt werden können. Herausforderungen gibt es also weiterhin – und spannend bleibt es sowieso für die beiden Unternehmensgründer: Wie wird sich ihre Firma „NaschNatur“nach der Ausstrahlung entwickeln?