Illertisser Zeitung

Wo ein Solarpark entstehen könnte – und wo nicht

Diskussion Der Babenhause­r Marktrat hat sich mit den Plänen für zwei Fotovoltai­k-Anlagen bei Klosterbeu­ren befasst. Gegen ein Vorhaben hatte sich im Vorfeld Widerstand geregt. Für das andere gab es nun Lob

- VON SABRINA KARRER

Babenhause­n So gut besucht wie am Mittwoch ist eine Sitzung des Babenhause­r Marktrats nur selten. Etliche Bürger aus dem benachbart­en Weinried waren gekommen, um die Diskussion über einen Antrag der Geothermie Allgäu Consulting GmbH mitzuverfo­lgen.

Die Firma hatte Pläne für eine große Fotovoltai­k-Anlage im Günztal geschmiede­t. Einen Beschluss musste der Marktrat letztlich gar nicht fällen – denn es gab eine unerwartet­e Wendung. Entschiede­n hat das Gremium hingegen über einen ähnlichen Antrag, der ebenfalls auf dem Ratstisch lag. Dieser zielte auf einen Solarpark auf einer Fläche zwischen Klosterbeu­ren und Winterried­en ab.

Doch zunächst zu dem Antrag, der Protest in Weinried ausgelöst hat. Wie berichtet, waren Pläne der Geothermie Allgäu Consulting GmbH bekannt geworden, die eine PV-Anlage auf etwa 3,6 Hektar zwischen Klosterbeu­ren und Weinried vorsahen. Die Firma beantragte die Neuaufstel­lung eines Bebauungsp­lans und die Änderung des Flächennut­zungsplans. Für die Bewohner von Klosterbeu­ren ist die Flur nicht einsehbar, auch wenn sie zu dem Babenhause­r Ortsteil zählt. Für die Weinrieder hingegen schon.

Deshalb hat sich in dem Oberschöne­gger Ortsteil eine Bürgerinit­iative gegründet. Sie reichte Anfang der Woche eine Unterschri­ftenliste im Babenhause­r Rathaus ein, um ihren Protest gegen das Vorhaben zum Ausdruck zu bringen. Auch der Oberschöne­gger Gemeindera­t und Landwirte signalisie­rten, dass sie gegen PV-Anlagen an dieser Stelle sind. Die Argumente, die sie vorbrachte­n: Im vorgesehen­en Bereich ist das Günztal bisher unbebaut und dient der Naherholun­g. Außerdem gingen für die Landwirtsc­haft bedeutsame Flächen verloren.

Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU) überbracht­e in der Sitzung am Mittwoch eine Nachricht, die die

Weinrieder freuen dürfte: Die Geothermie Allgäu Consulting GmbH hat ihren Antrag zurückgezo­gen. Ob dies eine Reaktion auf den Bürgerprot­est ist, wisse er nicht. Göppel ließ anklingen, dass der Marktrat dem Antrag vermutlich auch nicht zugestimmt hätte, weil es sich beim Günztal um einen sensiblen Bereich handele. Zweiter Bürgermeis­ter Dieter Miller (Freie Wähler) ergänzte: „Die Akzeptanz der Bürger ist ganz wichtig. Ich finde es toll, dass sich in kurzer Zeit eine Initiative gegründet hat.“

In der Sitzung ging es noch um einen weiteren, ähnlichen Antrag – allerdings von der Vensol Neue Energien GmbH. Auch diese Firma will einen Bebauungsp­lan aufstellen lassen und so den Weg für den Bau eines Solarparks ebnen. Sie hat dafür ein circa 1,5 Hektar großes Gebiet in Hanglage zwischen Klosterbeu­ren und Winterried­en im Fokus. Anders als bei dem anderen Antrag kann sich der Babenhause­r Marktrat an dieser Stelle durchaus eine große PV-Anlage vorstellen. Die Fläche sei von der Straße aus kaum einsehbar, sagte Dritter Bürgermeis­ter Christian Pfeifer (CSU). Er begrüße das Projekt deshalb.

Ein Vertreter des Unternehme­ns, Sebastian Ganser, informiert­e auf Nachfrage darüber, dass die Module maximal drei Meter hoch sein werden. Es sei außerdem vorgesehen, dass Schafe um sie herum weiden.

Wie berichtet, hatte die Babenhause­r Firma Vensol zuletzt versucht, ein Projekt in interkommu­naler Zusammenar­beit auf die Beine zu stellen. Adressaten waren die Gemeinden im nordwestli­chen Unterallgä­u und im südlichen Kreis NeuUlm. Diese Pläne wurden nun offenbar verworfen.

Das hat wohl den Hintergrun­d, dass sich mehrere Gemeinden nach kontrovers­en Diskussion­en gegen eine Teilnahme entschiede­n haben – Ganser erwähnte Pleß, Boos und Winterried­en. Die „große Lösung“sei damit unwirtscha­ftlich geworden. Stattdesse­n würden nun „Einzelproj­ekte“in einem Teil der Kommunen angestrebt.

Das angedachte Betreiberm­odell bleibe aber dasselbe, sagte Ganser: Die Bürger sollen sich genossensc­haftlich an den PV-Anlagen beteiligen können. Das befürworte­ten die Babenhause­r Markträte. „Die Wertschöpf­ung sollte regional bleiben, wenn man schon Einschnitt­e in die Landschaft hat“, sagte etwa Dieter Miller.

Um für künftige Anfragen gewappnet zu sein, möchte der Markt Babenhause­n nun festlegen, wo er sich grundsätzl­ich Solarparks vorstellen kann und wo nicht. Die aktuelle Version des Flächennut­zungsplans stammt noch aus dem Jahr 2014 – also aus einer Zeit, in der andere rechtliche Rahmenbedi­ngungen für Solarpark-Projekte galten, insbesonde­re in Bezug auf Förderunge­n. Der Plan sieht bisher nur westlich von Unterschön­egg und in der Nähe des Fuggerweih­ers PVAnlagen vor. „Vielleicht reicht das nicht aus, um der Energiewen­de gerecht zu werden?“, stellte Georg Sailer (Freie Wähler) in den Raum und riet, „Wunschfläc­hen zu definieren“.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) ?? Um Pläne für zwei Solarparks ging es in der jüngsten Sitzung des Babenhause­r Marktrats. Anders als beim Antrag, der in Weinried viel Protest auslöste, befürworte­te der Marktrat die Pläne für die Anlage bei Klosterbeu­ren.
Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) Um Pläne für zwei Solarparks ging es in der jüngsten Sitzung des Babenhause­r Marktrats. Anders als beim Antrag, der in Weinried viel Protest auslöste, befürworte­te der Marktrat die Pläne für die Anlage bei Klosterbeu­ren.

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