Illertisser Zeitung

Das Leben verliert Farbe

- VON RONALD HINZPETER redaktion@illertisse­r-zeitung.de

War das eine Woche! Wir Journalist­en freuen uns natürlich, wenn viel passiert, wir also viel zu schreiben und Sie viel zu lesen haben. Aber langsam wird auch einem altgedient­en Redakteur seltsam zumute – nicht, weil er immer wieder das böse C-Wort tippen, sondern zusehen muss, wie unser Leben, wie wir es kennen und lieben, auseinande­rfällt. Die Virus-Pandemie zwingt die Regierende­n und die Behörden, immer drastische­re Maßnahmen zu ergreifen und das öffentlich­e Leben geradezu einzufrier­en. Das Wort „abgesagt“erlebt plötzlich eine steile Karriere. Es mag uns nicht gefallen, dass wir abends kaum mehr ausgehen können und auch Veranstalt­ungen flachfalle­n, die wir gerne besucht hätten, aber: Es ist wohl besser so, in unser aller Interesse. Dann könnte es uns gelingen, mit einem blauen Auge davonzukom­men.

Was tatsächlic­h quält, ist die Unsicherhe­it, denn dieser Zustand hält wohl etliche Wochen an. Und es könnte noch schlimmer kommen, wie das Beispiel Italien zeigt, wo selbst Spaziergän­ger von der Polizei wieder heimgeschi­ckt werden – und möglicherw­eise verlangen die Carabinier­i auch noch gleich ein Bußgeld. Man muss es so sagen, das Leben verliert plötzlich an Farbe, obwohl sich der Himmel am Freitag besonders viel Mühe gab, frühlingsh­aft blau zu sein.

Angesichts dieser massiven Krise tritt ein Ereignis in den Hintergrun­d, das eigentlich in den vergangene­n Tagen die Schlagzeil­en hätte beherrsche­n müssen: die Kommunalwa­hl. An der Urne wird bestimmt, welche Menschen unsere Interessen in den nächsten sechs Jahren im Dorf, in der Stadt und im Landkreis vertreten. Es steht zu befürchten, dass die Wahlbeteil­igung diesmal eher mau ausfällt, obwohl offenbar viel mehr Menschen als sonst ihre Stimmen bereits per Briefwahl abgegeben haben. Sollte man die Wahl schwänzen? Ich persönlich meine: Nein. Hier werden Weichen für die Zukunft gestellt.

Die Menschen, die in den nächsten sechs Jahren Entscheidu­ngen treffen müssen, brauchen eine entspreche­nd vernünftig­e demokratis­che Legitimati­on in Form von Wählerstim­men. Demokratie lebt auch in solchen Zeiten vom Mitmachen, zumal das Risiko, sich beim Durcharbei­ten der umfangreic­hen Listen zu infizieren, doch eher gering ist. Es genügt, die entspreche­nden Hygieneemp­fehlungen zu beachten, dann sollte nichts passieren. Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sagen: Bleiben Sie gesund – und gehen Sie wählen.

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