Das Leben verliert Farbe
War das eine Woche! Wir Journalisten freuen uns natürlich, wenn viel passiert, wir also viel zu schreiben und Sie viel zu lesen haben. Aber langsam wird auch einem altgedienten Redakteur seltsam zumute – nicht, weil er immer wieder das böse C-Wort tippen, sondern zusehen muss, wie unser Leben, wie wir es kennen und lieben, auseinanderfällt. Die Virus-Pandemie zwingt die Regierenden und die Behörden, immer drastischere Maßnahmen zu ergreifen und das öffentliche Leben geradezu einzufrieren. Das Wort „abgesagt“erlebt plötzlich eine steile Karriere. Es mag uns nicht gefallen, dass wir abends kaum mehr ausgehen können und auch Veranstaltungen flachfallen, die wir gerne besucht hätten, aber: Es ist wohl besser so, in unser aller Interesse. Dann könnte es uns gelingen, mit einem blauen Auge davonzukommen.
Was tatsächlich quält, ist die Unsicherheit, denn dieser Zustand hält wohl etliche Wochen an. Und es könnte noch schlimmer kommen, wie das Beispiel Italien zeigt, wo selbst Spaziergänger von der Polizei wieder heimgeschickt werden – und möglicherweise verlangen die Carabinieri auch noch gleich ein Bußgeld. Man muss es so sagen, das Leben verliert plötzlich an Farbe, obwohl sich der Himmel am Freitag besonders viel Mühe gab, frühlingshaft blau zu sein.
Angesichts dieser massiven Krise tritt ein Ereignis in den Hintergrund, das eigentlich in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen hätte beherrschen müssen: die Kommunalwahl. An der Urne wird bestimmt, welche Menschen unsere Interessen in den nächsten sechs Jahren im Dorf, in der Stadt und im Landkreis vertreten. Es steht zu befürchten, dass die Wahlbeteiligung diesmal eher mau ausfällt, obwohl offenbar viel mehr Menschen als sonst ihre Stimmen bereits per Briefwahl abgegeben haben. Sollte man die Wahl schwänzen? Ich persönlich meine: Nein. Hier werden Weichen für die Zukunft gestellt.
Die Menschen, die in den nächsten sechs Jahren Entscheidungen treffen müssen, brauchen eine entsprechend vernünftige demokratische Legitimation in Form von Wählerstimmen. Demokratie lebt auch in solchen Zeiten vom Mitmachen, zumal das Risiko, sich beim Durcharbeiten der umfangreichen Listen zu infizieren, doch eher gering ist. Es genügt, die entsprechenden Hygieneempfehlungen zu beachten, dann sollte nichts passieren. Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sagen: Bleiben Sie gesund – und gehen Sie wählen.