Sie machen den Bauernhof zum Laufsteg
Schüler des Ursberger Förderzentrums waren zu Gast auf einem Bio-Bauernhof in Christertshofen – und posierten dort für die Kamera. Dabei lernten sie ganz nebenbei auch das Landleben kennen
Es war aufregend, spannend und machte viel Spaß: 17 Jugendliche der Berufsschulstufe am Förderzentrum geistige Entwicklung in Ursberg besuchten kürzlich den Bio-Bauernhof von Gerlinde und Erhard Neuhäusler in Christertshofen – und machten dort bei einem Fotoshooting mit.
Einige Jugendliche, alle im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, kamen dabei zum ersten Mal in ihrem Leben hautnah mit Kühen oder landwirtschaftlichen Maschinen in Berührung und erhielten einen Einblick in bäuerliche Arbeiten. Die Landwirtschaft wurde so zum Hauptereignis, obwohl sie eigentlich nur den Rahmen für das Fotoshooting bilden sollte.
Ausgangspunkt war das Schulprojekt 2018 „Kleider machen Leute“am Förderzentrum in Ursberg. Am Projekttag Ende April konnten sich bei diversen Verkleidungs- und Fotoaktionen Schüler, Eltern und Gäste nach Lust und Laune kreativ kleiden und die eigene Wirkung auf andere in unterschiedlichen Outfits bewundern. In Theater, zahlreichen musikalischen Einlagen, Tänzen, einer Modenschau sowie einer Sondersendung der schuleigenen Nachrichtenwerkstatt „TV-Kunterbunt“wurde das Thema „Kleider machen Leute“aufgearbeitet.
Damals kam der Lehrerin Annette Rombach und der Pflegekraft Gerlinde Neuhäusler die Idee, mit den Abschlussklassen als bleibende Erinnerung an die Schulzeit einen Trachtenkalender zu gestalten. Die Lehrkräfte der Klasse waren auch gleich begeistert und nahmen das Angebot Neuhäuslers, das Fotoshooting auf ihrem Hof in Christertshofen bei Buch zu veranstalten, gerne an. Gerlinde und Erhard Neu- häusler haben sich auf dem ehemaligen kleinen „Allroundbauernhof“mit Milchkühen, Schweinen und Geflügel seit 25 Jahren auf Mutterkuhhaltung spezialisiert.
Das weibliche Hausrind wird dort nicht zur Milcherzeugung gehalten, sondern zur Aufzucht von Kälbern. Mutter- und Jungtiere verbleiben dabei, bis auf wenige Monate im Winter, draußen auf den Wiesen, die nach den Naturland-Richtlinien rein ökologisch bewirtschaftet werden.
Lehrer der Schule hatten den Schülern im Vorfeld Kleidung im Trachtenstil zur Verfügung gestellt. Das Wohnzimmer der Neuhäuslers in Christertshofen wurde zu Garderobe und Schminkraum umfunktioniert.
Das Fotoshooting selbst führte durch die vielen verschiedenen Bereiche der Landwirtschaft und gewährte den Jugendlichen gleichzeitig einen Einblick in das bäuerliche Leben.
Als Erstes balancierten die „Models“auf den Holzstämmen vor dem Haus, Brennholz für den Kachelofen im Winter. Dann ging es weiter auf die Viehweide. Angesichts des gehörnten Braunviehs gingen die Schüler zuerst einmal auf Abstand. Doch bald verloren sie die Scheu. Das große Wasserfass, aus dem die Tiere ihren Durst stillen können, animierte die Schüler zum Klettern, eine Kulisse für weitere interessante Aufnahmen.
Nach 15 Minuten Fußmarsch gelangten die Jugendlichen dann zur Heuwiese. Schnell wurde ein Haufen aufgegabelt. Frisch gedörrt duftete das Heu besonders intensiv. Die Schüler zeigten keine Berührungsängste, bewarfen sich mit dem Heu, bis sie sich irgendwann erschöpft darin ausruhten.
Ruhe und Rücksicht war dann auch in einem besonderen Getreidefeld angesagt, um die Ähren auf den hohen Getreidehalmen nicht zu beschädigen. Es handelte sich um kein herkömmliches Getreide, sondern um das sogenannte Waldstaudenkorn, ein Urroggen, erklärte Naturlandbäuerin Neuhäusler. Das Züchten besonderer Getreidesorten wie dieser sei eines ihrer Hobbys.
Ständiger Begleiter der Fototour war zur Freude der Schüler der Landwirt Erhard Neuhäusler auf seinem blauen 13-PS-Traktor. Auf dem konnten die Jugendlichen herumturnen, mitfahren und sich natürlich auch für ein Gruppenfoto positionieren.
Die Landwirtschaft und der dabei entstandene Fotokalender werden den Jugendlichen sicher in schöner Erinnerung bleiben.