Illertisser Zeitung

Wer hat in der Schule das Sagen?

Was und wie Schüler am besten lernen, entscheide­t jedes Bundesland für sich. Jetzt zeigt eine exklusive Umfrage unserer Zeitung: Die Mehrheit der Bayern will es anders

- VON SARAH RITSCHEL UND NIKLAS MOLTER

Jetzt haben sie es geschafft. Mehr als sechs Wochen lang quälten sich Bayerns Gymnasiast­en durch die Abituraufg­aben. An den Realschule­n hat der Stress erst angefangen, dort laufen die Abschlussp­rüfungen noch bis Anfang Juli. Und wie jedes Jahr wird am Ende jemand sagen: Die Prüfungen in Bayern sind die schwersten. Denn die Aufgaben sind je nach Bundesland unterschie­dlich.

Gleichzeit­ig ist die Mehrheit der bayerische­n Bürger der Meinung, dass das Schulsyste­m deutschlan­dweit mehr Gemeinsamk­eiten braucht. Wie eine exklusive Umfrage unserer Zeitung durch das Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey zeigt, wünschen sich gut 58 Prozent der Menschen im Freistaat, dass wichtige Entscheidu­ngen in der Bildungspo­litik vom Bund getroffen werden und damit deutschlan­dweit gültig sind. Ein Drittel der Bayern möchte, dass weiter die Landesregi­erung wegweisend­e Inhalte bestimmt. 9,1 Prozent sind in dieser Frage unentschie­den.

Bislang hat die Bundesregi­erung in Sachen Bildung wenig zu melden. Was, wo, wie und wie lange die Schüler lernen, bestimmen allein die Länder. Deswegen ist das Bildungssy­stem in der Bundesrepu­blik ein großer Flickentep­pich. Während in Bayern zum Beispiel die Grundschul­e vier Jahre dauert, wechseln Schüler in Brandenbur­g erst nach der sechsten Klasse auf eine weiterführ­ende Schule. Und während der Freistaat ab Herbst zum neunstufig­en Gymnasium zurückkehr­t und man in Baden-Württember­g dasselbe erwägt, erlangen Schüler in den östlichen Bundesländ­ern weiter nach acht Jahren die Hochschulr­eife. Bei den Abituraufg­aben gibt es inzwischen einen gemeinsame­n Pool für alle Länder. Ob sie sich daraus bedienen, liegt aber in ihrer eigenen Hand. Außerdem können Bundesländ­er die Aufgaben dem Wissenssta­nd der Schüler anpassen. Ab 2021, so entschiede­n die Kultusmini­ster kürzlich gemeinsam, soll zumindest das nicht mehr erlaubt sein.

In Bayern, dessen Schüler in bundesweit­en Vergleicht­ests neben den sächsische­n regelmäßig an der Spitze landen, will man sich vom Bund nicht dreinreden lassen. Auf Anfrage sagt Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU): „Die Bildungsho­heit der Länder ist ein wertvolles Gut.“Denn die Verantwort­ung für das eigene Bildungssy­stem garantiere den Menschen in Bayern Entscheidu­ngen, „die auf ihre Bedürfniss­e zugeschnit­ten sind und regionale Besonderhe­iten berücksich­tigen“. Außerdem führe ein Wettbewerb zwischen den Ländern zu einer Qualitätss­teigerung. Unter den Wählern der CSU halten sich Befürworte­r und Gegner einer Verlagerun­g wichtiger Entscheidu­ngen zum Bund etwa die Waage. Bei der SPD (81,4 Prozent) und den Grünen (76,9 Prozent) hingegen votiert eine deutliche Mehrheit für mehr Einfluss der Bundesregi­erung.

Kritikpunk­te am Bildungsfö­deralismus gibt es zuhauf: Eltern beklagen, dass es schwierig ist, von einem Bundesland ins andere umzuziehen. Kinder bräuchten oft lange, sich in ein neues Schulsyste­m einzuleben. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­ands, bemängelt, dass die Noten sich über die Bundesländ­er hinweg nur schwer vergleiche­n lassen. „Ein Pisa-Abgleich der Schulnoten hat mal ergeben, dass eine 2 in Nordrhein-Westfalen eine 3 in BadenWürtt­emberg und eine 4 in Bayern ist“, sagte er jüngst unserer Zeitung. Wo die Prüfungen leichter und die Ansprüche der Lehrer niedriger sind, häufen sich die guten Noten – und das Bild der tatsächlic­hen Leistungen wird verzerrt. Dennoch befürworte­t Meidinger, dass jedes Land sein Schulsyste­m selbst verantwort­et: „Bildungsfr­agen können besser gelöst werden, wenn die Zentrale nicht zu weit weg ist.“

Dennoch: Ein paar wichtige Entscheidu­ngen kann der Bund künftig treffen. Der Koalitions­vertrag von Union und SPD sieht vor, dass der Bund die Länder beim Digitalaus­bau finanziell unterstütz­en darf. Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) hat Ländern und Kommunen fünf Milliarden Euro versproche­n. Doch auch sie ist eine Befürworte­rin des Bildungsfö­deralismus. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte Karliczek vergangene Woche: „Es ist gut, dass sich die Länder darum kümmern. Dass der Bund das besser kann, glaube ich nicht.“

Wie nervenaufr­eibend und gefährlich der Polizeiber­uf sein kann, zeigt sich weltweit in immer neuen Varianten. Und es sind längst nicht nur Bösewichte, die Polizistin­nen und Polizisten das Leben schwer machen. Manchmal sind es auch Spaßvögel.

Ein besonderer Witzbold hat jetzt der Polizei in Unterfrank­en einen gehörigen Schreck eingejagt. Der Mann ist Magnetfisc­her, also Anhänger eines Hobbys, bei dem es darum geht, mit Bergemagne­t und Seil eisenhalti­ges Zeug aus Flüssen, Seen oder Brunnen zu fischen. Fußabtrete­r, Fahrräder, Werkzeuge, Hufeisen, Nägel, ja sogar Gerüstteil­e gehören zur Beute der Magnetfisc­her. Wirklich Wertvolles ist selten dabei, wie die vielen Videos im Internet zeigen. Es scheint eher ums Kuriose zu gehen.

Der Magnetfisc­her in Unterfrank­en hatte eine Granate magnetgean­gelt. Doch statt die zwölf Zentimeter lange Kriegswaff­e abzulegen und die Polizei zu rufen, winkte der junge Mann mit der Granate in der Hand eine zufällig vorbeikomm­ende Polizeistr­eife zu sich. Den Beamten war da, wie es hieß, zunächst gar nicht wohl in ihrer Haut. Doch sie meisterten die Situation profession­ell mit einem Waffe-auf-den-Boden-Kommando.

Ein ganz neues, noch ungelöstes Problem hat die Polizei seit dem Wochenende in Saudi Arabien. Es ist zwar zweifellos ein wichtiger weiterer Sieg der weltweiten Emanzipati­onsbewegun­g, dass dort jetzt auch Frauen mit dem Auto fahren dürfen. Eine Detailfrag­e ist allerdings noch unbeantwor­tet: Wie erkennen Polizisten auf einem Radarfalle­nfoto, welche Frau da hinter dem Steuer saß?

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