Die letzte Party des Königs
Man schrieb das Kriegsjahr 1918. Bayerns dritter König Ludwig und seine Frau Marie Therese waren 50 Jahre verheiratet. Goldene Königs-Hochzeit. Unter friedlichen Umständen ein Anlass für eine atemberaubende Party. Aber es war Krieg und das Feiern musste sensibel gestaltet werden: festlich genug, um eines Königs und einer Königin würdig zu sein, aber auch bescheiden genug, um in die immer schrecklichere Zeit zu passen.
Dieser dritte Ludwig hatte ein Gespür für sein Volk. Er war nicht so verschroben wie Bayerns zweiter Ludwig. Auch zum völlig verrückten Otto, für den er eine Zeit lang als Prinzregent einsprang, bildete Ludwig III. ein grundsolides Kontrastprogramm. Ein König, wie gemacht für seine Bayern.
Er konnte gemütlich im Englischen Garten spazieren gehen, ohne ein Attentat fürchten zu müssen, wie es den Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo erwischt hat. Als das geschah, war Ludwig noch kein Jahr König. Auch traf er sich gern mit Kegelbrüdern in seinem Stammlokal an der Münchener Türkenstraße. Auf bayerische Art geduzt wurde er auch gelegentlich, wenn er sich in seinem Bürgeranzug, mit seinem Regenschirm und altbackener Brille auf der Nase unters Volk mischte.
Allerdings war das seit Sarajewo mit dem Volk so eine Sache. Auch dieser volkstümliche König schickte, „treu zum Reich“, wie er sagte, seine jungen Bayern in den vaterländischen Krieg, den man in kürzester Zeit zu gewinnen gedachte. Treue zum Reich, nicht Freundschaft zum Kaiser: „Mit dem kann man nicht reden. Der lässt keinen zu Wort kommen.“Als der Krieg sich hinzog, begann