Ein überzeugter Teamplayer führt den Betriebsrat
Volker Barth vertritt die Interessen der Vöhringer Wieland-Beschäftigten gegenüber der Geschäftsführung. Aber nicht immer kann er den Mitarbeitern frohe Botschaften verkünden
Noch bevor überhaupt das Gespräch beginnt, macht Volker Barth bei der Begrüßung eines sofort klar – er sei nicht der große Zampano als Vorsitzender des Betriebsrates, sondern Teil eines Teams, wenn auch in führender Position. „Aber ohne die anderen Mitglieder des Gremiums läuft nichts.“Und dann kommt er gleich zur Sache.
Auch wenn es bei Wieland im Moment rund läuft, so müsse man die Zukunft im Blick haben und Vorsorge dafür treffen, wenn die Erfolgsschiene etwas schmäler werden sollte. Das ist eine Meinung, die er mit der Geschäftsleitung teilt. Und was versteht Barth darunter? Die personelle Entwicklung im Auge zu behalten, überlegt und mit sozialverträglichen Lösungen bei Fluktuation handeln, was im Klartext heißt, dass nicht jede frei werdende Stelle wieder besetzt werden kann.
Aber im gleichen Atemzug erklärt Barth: „Es hat seit 1945 keine betriebsbedingten Kündigungen bei Wieland gegeben.“
Dass Volker Barth sein Amt Freude macht, sieht man ihm an, wenn er von seiner Arbeit berichtet. Dass er mal als Stellvertreter des langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Ludwig Daikeler dessen Position übernehmen werde, war keine Überraschung. Als zweiter Mann hinter Daikeler trug er schon recht früh Verantwortung. Die bezog sich auf Bereiche wie Entlohnung, Leistungslohn oder auch betriebliche Altersversorgung.
Seine Erfolgsgeschichte ist schnell erzählt. Barth kam 1988 als Schlosser zu den Wieland-Werken, wurde von Daikeler gefragt, ob er sich nicht als Betriebsrat zur Wahl stellen wollte, tat es und war 1998 Mitglied des Gremiums. Vier Jahre danach war er als Betriebsrat freigestellt und dann sehr schnell stellvertretender Vorsitzender. In dieser Funktion gehörte er dem Gesamtbetriebsrat an. Dazu muss man wissen, dass zur Wieland-Aktiengesellschaft deutsche Standorte zählen – Vöhringen, Ulm, Langenberg in Nordrhein-Westfalen sowie Villingen im Schwarzwald.
In Vöhringen gehören 19 Personen dem Betriebsrat an, fünf davon sind freigestellt. In Ulm sind es 15 Betriebsräte, davon sind drei freigestellt. Wer Gesamtvorsitzender des Betriebsrates ist, regelt ein Rotationsverfahren. Zwei Jahre ist jetzt Martin Bucher in Ulm zuständig für den Gesamtbetriebsrat, danach übernimmt Volker Barth für zwei Jahre das Amt. Und wenn vom Gesamtgremium die Rede ist, dann sind damit auch die Werke in Villingen und Langenberg gemeint.
Als Betriebsratsvorsitzender aus ist Barth in allen deutschen Standorten unterwegs. Regelmäßige Treffen mit der Geschäftsleitung in Ulm gehören zum Standardprogramm. Diesen Begegnungen misst Barth große Bedeutung bei. Dann geht es um Themen wie neue Entlohnungssysteme oder Erfolgsbeteiligung, flexible Entlohnungsund Leistungskomponenten. Da kann der Betriebsrat mitgestalten, „bei 4500 Mitarbeiterin in den deutschen Standorten ist das nicht immer einfach, neue Systeme den Beschäftigten nahezubringen“.
Gibt es Neuerungen, werden diese, so Barth, erst im Betriebsrat diskutiert und das durchaus kontrovers. Dann wird die Belegschaft invier formiert. Je nachdem, welche Botschaft Barth überbringt, löst das nicht immer Wonne pur aus. „Dafür wird man auch manchmal angeschossen, aber damit muss man fertig werden.“Was Barth jedoch betont: Mit der Geschäftsleitung zu verhandeln ist in der Sache hart, aber immer fair. „Untergebuttert werden wir nicht.“Über eines müsse man sich aber auch im Klaren sein: Forderungen aus den Reihen der Mitarbeiter können kaum Eins zu Eins umgesetzt werden. Kompromisse sind notwendig. Weitreichende Entscheidungen wie Arbeitszeiten und Entlohnung sind Reizthemen. Aber Barth sagt, man kann die demografische EntwickVöhringen lung nicht außen vor lassen. Denn auch die in der Politik gefällten Entscheidungsprozesse, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, müsse umgesetzt werden. Das ginge nicht von heute auf morgen. „Dazu müssen wir betriebliche Lösungen finden, weil der Erhalt der Arbeitsplätze Priorität hat.“Dafür hat Barth ein Beispiel bei der Hand. Wenn jemand 45 Jahre Drei-Schicht gearbeitet hat, dann ist er mit 60 möglicherweise „leistungsgewandelt“, wie man das bei Wieland nennt. Dann müsse man Arbeitsplätze bereit haben, dass der Mitarbeiter aus dem Schichtrhythmus aussteigen kann und an anderer Stelle tätig wird. „Wir bemühen uns auch, eine Beschäftigung zu finden, die auf die Person zugeschnitten ist.“
Sein Aufgabenfeld ist vielschichtig, zeitaufwendig, intensiv und die Probleme gibt man nach Dienstschluss nicht am Werkstor ab. „Aber ich trage Verantwortung gerne“, sagt Barth, will aber nicht da stehen wie der Meister, der alles alleine schafft. „Ich bin ein überzeugter Teamplayer.“
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