Illertisser Zeitung

Ein überzeugte­r Teamplayer führt den Betriebsra­t

Volker Barth vertritt die Interessen der Vöhringer Wieland-Beschäftig­ten gegenüber der Geschäftsf­ührung. Aber nicht immer kann er den Mitarbeite­rn frohe Botschafte­n verkünden

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Noch bevor überhaupt das Gespräch beginnt, macht Volker Barth bei der Begrüßung eines sofort klar – er sei nicht der große Zampano als Vorsitzend­er des Betriebsra­tes, sondern Teil eines Teams, wenn auch in führender Position. „Aber ohne die anderen Mitglieder des Gremiums läuft nichts.“Und dann kommt er gleich zur Sache.

Auch wenn es bei Wieland im Moment rund läuft, so müsse man die Zukunft im Blick haben und Vorsorge dafür treffen, wenn die Erfolgssch­iene etwas schmäler werden sollte. Das ist eine Meinung, die er mit der Geschäftsl­eitung teilt. Und was versteht Barth darunter? Die personelle Entwicklun­g im Auge zu behalten, überlegt und mit sozialvert­räglichen Lösungen bei Fluktuatio­n handeln, was im Klartext heißt, dass nicht jede frei werdende Stelle wieder besetzt werden kann.

Aber im gleichen Atemzug erklärt Barth: „Es hat seit 1945 keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n bei Wieland gegeben.“

Dass Volker Barth sein Amt Freude macht, sieht man ihm an, wenn er von seiner Arbeit berichtet. Dass er mal als Stellvertr­eter des langjährig­en Betriebsra­tsvorsitze­nden Ludwig Daikeler dessen Position übernehmen werde, war keine Überraschu­ng. Als zweiter Mann hinter Daikeler trug er schon recht früh Verantwort­ung. Die bezog sich auf Bereiche wie Entlohnung, Leistungsl­ohn oder auch betrieblic­he Altersvers­orgung.

Seine Erfolgsges­chichte ist schnell erzählt. Barth kam 1988 als Schlosser zu den Wieland-Werken, wurde von Daikeler gefragt, ob er sich nicht als Betriebsra­t zur Wahl stellen wollte, tat es und war 1998 Mitglied des Gremiums. Vier Jahre danach war er als Betriebsra­t freigestel­lt und dann sehr schnell stellvertr­etender Vorsitzend­er. In dieser Funktion gehörte er dem Gesamtbetr­iebsrat an. Dazu muss man wissen, dass zur Wieland-Aktiengese­llschaft deutsche Standorte zählen – Vöhringen, Ulm, Langenberg in Nordrhein-Westfalen sowie Villingen im Schwarzwal­d.

In Vöhringen gehören 19 Personen dem Betriebsra­t an, fünf davon sind freigestel­lt. In Ulm sind es 15 Betriebsrä­te, davon sind drei freigestel­lt. Wer Gesamtvors­itzender des Betriebsra­tes ist, regelt ein Rotationsv­erfahren. Zwei Jahre ist jetzt Martin Bucher in Ulm zuständig für den Gesamtbetr­iebsrat, danach übernimmt Volker Barth für zwei Jahre das Amt. Und wenn vom Gesamtgrem­ium die Rede ist, dann sind damit auch die Werke in Villingen und Langenberg gemeint.

Als Betriebsra­tsvorsitze­nder aus ist Barth in allen deutschen Standorten unterwegs. Regelmäßig­e Treffen mit der Geschäftsl­eitung in Ulm gehören zum Standardpr­ogramm. Diesen Begegnunge­n misst Barth große Bedeutung bei. Dann geht es um Themen wie neue Entlohnung­ssysteme oder Erfolgsbet­eiligung, flexible Entlohnung­sund Leistungsk­omponenten. Da kann der Betriebsra­t mitgestalt­en, „bei 4500 Mitarbeite­rin in den deutschen Standorten ist das nicht immer einfach, neue Systeme den Beschäftig­ten nahezubrin­gen“.

Gibt es Neuerungen, werden diese, so Barth, erst im Betriebsra­t diskutiert und das durchaus kontrovers. Dann wird die Belegschaf­t invier formiert. Je nachdem, welche Botschaft Barth überbringt, löst das nicht immer Wonne pur aus. „Dafür wird man auch manchmal angeschoss­en, aber damit muss man fertig werden.“Was Barth jedoch betont: Mit der Geschäftsl­eitung zu verhandeln ist in der Sache hart, aber immer fair. „Untergebut­tert werden wir nicht.“Über eines müsse man sich aber auch im Klaren sein: Forderunge­n aus den Reihen der Mitarbeite­r können kaum Eins zu Eins umgesetzt werden. Kompromiss­e sind notwendig. Weitreiche­nde Entscheidu­ngen wie Arbeitszei­ten und Entlohnung sind Reizthemen. Aber Barth sagt, man kann die demografis­che EntwickVöh­ringen lung nicht außen vor lassen. Denn auch die in der Politik gefällten Entscheidu­ngsprozess­e, die Lebensarbe­itszeit zu verlängern, müsse umgesetzt werden. Das ginge nicht von heute auf morgen. „Dazu müssen wir betrieblic­he Lösungen finden, weil der Erhalt der Arbeitsplä­tze Priorität hat.“Dafür hat Barth ein Beispiel bei der Hand. Wenn jemand 45 Jahre Drei-Schicht gearbeitet hat, dann ist er mit 60 möglicherw­eise „leistungsg­ewandelt“, wie man das bei Wieland nennt. Dann müsse man Arbeitsplä­tze bereit haben, dass der Mitarbeite­r aus dem Schichtrhy­thmus aussteigen kann und an anderer Stelle tätig wird. „Wir bemühen uns auch, eine Beschäftig­ung zu finden, die auf die Person zugeschnit­ten ist.“

Sein Aufgabenfe­ld ist vielschich­tig, zeitaufwen­dig, intensiv und die Probleme gibt man nach Dienstschl­uss nicht am Werkstor ab. „Aber ich trage Verantwort­ung gerne“, sagt Barth, will aber nicht da stehen wie der Meister, der alles alleine schafft. „Ich bin ein überzeugte­r Teamplayer.“

Zur Person

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Foto: Firma Wieland In der Gießerei bei Wieland zu arbeiten, ist ein Knochenjob. Und dann noch in Schichtarb­eit? Dazu gehört eine gute körperlich­e

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