Illertisser Zeitung

Wie Kettershau­sen künftig aussehen soll

Ein Planungsbü­ro präsentier­t ein ganzes Bündel von Vorschläge­n, die Bürger in vier Arbeitskre­isen entwickelt haben. Ein Fachmann rät, auch unbequeme Ideen durchzuden­ken

- VON ZITA SCHMID

Im Schützenhe­im in Kettershau­sen fand die Abschlussv­eranstaltu­ng zum Gemeindeen­twicklungs­konzept (GEK) statt. Dieses Ende sei gleichzeit­ig der Start für weitere Entwicklun­gen, sagte Bürgermeis­terin Susanne Schewetzky. Dies mit dem Ziel, „die Heimat zu verbessern und gemeinsam voranzubri­ngen“, damit „sie sich entwickelt, wie wir es wünschen“.

Um diese Entwicklun­g in den Blick zu nehmen, fand im November 2015 die Auftaktver­anstaltung zum GEK statt. Unter großer Bürgerbete­iligung formierten sich damals vier Arbeitsgru­ppen zu den Bereichen Dorf und Siedlung, Dorfleben und Soziales, Natur und Landnutzun­g sowie Wirtschaft und Verkehr. Der Slogan „Naturgemei­nde“bildete sich bald heraus und sollte als Leitgedank­e die Arbeit in den Gruppen bestimmen. Die Ideen der Arbeitskre­ise wurden dann in einer Koordinati­onsgruppe zusammenge­führt und das GEK erstellt.

„Riesenkata­log an Maßnahmen“

Das Planungsbü­ro Daurer und Hasse aus Widergelti­ngen begleitete die Konzepters­tellung von Beginn an. Wilhelm Dauer und seine Mitarbeite­rin Ilka Siebeneich­er stellten nun die Ergebnisse vor. Es sei ein „Riesenkata­log an Maßnahmen zusammenge­kommen“, sagte Daurer. Nicht jede Idee sei verpflicht­end und müsse realisiert werden. Doch in vielen Visionen stecke „Potenzial für eine Weiterentw­icklung“, so der Planer.

Wichtige Grundlage in der Erstellung des GEK war der sogenannte Vitalitäts-Check. Leerstehen­de Gebäude und die drohende Verödung der Ortskerne wurden dabei in den Fokus genommen. Dies mit dem Ergebnis, dass besonderer besteht (allein im Ortsteil Kettershau­sen etwa gibt es 19 leer stehende Gebäude und 19 Gebäude mit „Leerstands­risiko“). Die Kosten für diese Untersuchu­ng hat das Amt für Ländliche Entwicklun­g (ALE) übernommen. Und an diesem Vitalitäts­check soll nun weitergear­beitet werden. Der Bewilligun­gsbescheid sei da, verkündete Christoph Graf vom ALE, der das Kettershau­ser Projekt betreut. Er sprach den Kettershau­ser Bürger Mut zu, hier vielleicht auch unbequeme Ideen „durchzuden­ken“. es habe „keine Zukunft“, den Ort immer nur nach außen weiter zu entwickeln, während der Ortskern verödet, sagte er. Generell stellte Graf der Gemeinde auch mittelfris­tig weitere Unterstütz­ung vom ALE im Rahmen einer möglichen Dorferneue­rung in Aussicht. Dazu müssten dann aus dem GEK Schwerpunk­te herausgegr­iffen werden.

Ideen aus dem Gemeindeen­twicklungs­konzept (Auszug): ● Gemeindeüb­ergreifend­e Maßnahmen im Bereich Natur und Landschaft: Rund- und WanderweHa­ndlungsbed­arf ge ausbauen, Anlegen von Erlebnisun­d Naturstati­onen, Beachvolle­yball-Platz am Badeweiher, umweltvert­rägliches Landnutzun­gskonzept für Landwirte, Vermarktun­g regionaler Erzeugniss­e. ● Gemeindeüb­ergreifend­e Maßnahmen in der Innenentwi­cklung: Keine Ausweisung von weiterem Bauland, reaktivier­en von innerörtli­chen Leerstände­n, Vermarktun­g von bestehende­m Bauland, Maßnahmen zur Entschärfu­ng des Gefahrenpo­tenzials an der Bundesstra­ße, Gebäude mit öffentlich­er NutDenn zung in den Ortsmitten, Gestaltung des öffentlich­en, innerörtli­chen Platzes. ● Gemeindeüb­ergreifend­e Maßnahmen im Bereich Mobilität: Mitfahrsta­tionen errichten, Ausbau des Gehwegs entlang der Günz, zwischen Bebenhause­n und Kettershau­sen sowie zwischen Tafertshof­en und Flüssen, Anbindung an überörtlic­he Radwege.

Maßnahmen der Ortsteile: ● Kettershau­sen: Verlagerun­g des Gemeindeam­tes in die Ortsmitte (im Fokus ist das Anwesen Ilg) und Gestaltung des zentralen Bereichs als Ortsmitte. Bisheriges Rathaus könnte dann „Naturgemei­nde-Zentrum“werden. Bei Abriss der bisherigen Gemeindeha­lle könnte ein Markt-und Festplatz entstehen. Alternativ­e hierzu: Konzept zur gewerblich­en Nutzung. ● Bebenhause­n: Verlagerun­g der Schulungs- und der „Treff“-Räume der Feuerwehr in den Ortskern. ● Mohrenhaus­en: Bau eines Bürgerheim­s südlich der Kirche; öffentlich­er Fußweg zwischen Lärchenund Buchenstra­ße. ● Zaiertshof­en: Erhalt des Ortsbildes; Förderung des Kultur- und Museumstan­dortes. ● Tafertshof­en: Platzgesta­ltung des Bereichs vor der Kirche. ● Sofortmaßn­ahmen und zeitnahe Maßnahmen: Wegekonzep­t, Aufnahme in die „Glückswege“des Landkreise­s, Schaffung eines „Günztalbli­cks“vom Kalvarienb­erg, Beachvolle­yball-Platz, Obst-, Gemüse- und Kräutermar­kt in Zaiertshof­en. Spielplatz an der Schule, Grundlagen­erhebungen als Entscheidu­ngshilfe für Verlagerun­g des Rathauses in die Ortsmitte, Internetau­ftritt der Gemeinde als Naturgemei­nde. ● Nachfolgep­rojekt für Innenentwi­cklung (Vitalitäts­check): Eigentümer leer stehender Immobilien und unbebauter Grundstück­e ansprechen; Wohn- und Handwerksk­onzepte erstellen.

 ?? Foto: Büro Daurer u. Hasse ?? Eine Vision aus dem GEK ist die Verlegung des Rathauses in die Ortsmitte. Der Kreis links zeigt den jetzigen Standort. Der Kreis rechts kennzeichn­et das Anwesen Ilg, das als etwaiger neuer Standort für das Rathaus diskutiert wird.
Foto: Büro Daurer u. Hasse Eine Vision aus dem GEK ist die Verlegung des Rathauses in die Ortsmitte. Der Kreis links zeigt den jetzigen Standort. Der Kreis rechts kennzeichn­et das Anwesen Ilg, das als etwaiger neuer Standort für das Rathaus diskutiert wird.

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