Der Krieg ist aus
„Maikäfer, flieg!“von Christine Nöstlinger
Die letzten Tage vor dem Frieden im Mai 1945 bilden in „Maikäfer, flieg!“den Rahmen für einen wahren Antikriegs-Film nach dem autobiografischen Roman von Christine Nöstlinger: Aus der ausgebombten Stadtwohnung schlägt sich Christines Mutter mit den Kindern zu einer verlassenen Villa im Wiener Stadtteil Neuwaldegg durch. In den Fluchtbewegungen zwischen abrückender Wehrmacht und aufrückender Sowjet-Armee kehren auch die Besitzerin mit ihren Kindern sowie Christines Vater zurück. Er, der verwundete Soldat, wird versteckt und seine Uniform verbrannt. Denn im Haus quartieren sich die gefürchteten Soldaten der Roten Armee ein. Für die aufgeweckte Christine bedeutet das ein Abenteuer. Sie lernt ein paar Brocken Russisch, freundet sich mit den Soldaten an.
Für die neunjährige Christl – Zita Gaier ist mit ihrer Darstellung das Herz dieses lebendigen Films – sind ausgebombte Häuser und Soldaten normal – sie kennt Frieden genauso wenig, wie Kinder heute Krieg kennen. „Maikäfer, flieg!“, den die Österreicher Regisseurin Mirjam Unger sehr stimmungsvoll fotografiert und historisch inszeniert hat, nimmt ganz die Perspektive des Mädchens ein: Das Zusammenleben mit den Russen ergibt eine seltsame Gemeinschaft und teils märchenhaften Mikrokosmos. Die Grauen des Krieges werden ohne spektakulären Einsatz von Gewalt mit symbolischen Szenen nur angedeutet. Kluge Ansichten über die Verantwortlichen des Krieges, eifriges Schimpfen auf die Nazis und große Angst vor der Rache der Sieger sorgen für eine erfreulich klare Position. **** in Augsburg, Ulm