Tragisches Schicksal
Die ARD nähert sich dem Fall Jenny Böken – in Drama und Dokumentation
„Mann über Bord, Mann über Bord, das ist keine Übung!“Es ist kurz vor Mitternacht, als die Rufe über das Deck der „Gorch Fock“hallen. Das Segelschulschiff der deutschen Marine befindet sich am 3. September 2008 mitten in der stürmischen Nordsee. Die Suchscheinwerfer gleiten bei Windstärke sieben vergeblich über das Wasser. Erst gut zwei Wochen später wird die Vermisste im Meer geborgen. Im Film ist es Lilly Borchert (Maria Dragus), in Realität war es Jenny Böken. Die 18-Jährige hatte für eine Kameradin die Nachtwache am Bug übernommen, die Reling ist nur 40 Zentimeter hoch.
War es Mord, Suizid oder doch ein Unglück? „Frei nach Motiven“zum realen Fall hat Regisseur Raymond Ley das Drama gedreht. Der Grimme-Preisträger zeigt mehrere Varianten, was passiert sein könnte. „Tod einer Kadettin“ist mehr als nur Spurensuche, was in der Todesnacht auf dem Schiff passierte. Es geht um den Mikrokosmos Marine, eine männerdominierte Hierarchie, die auf Befehl und Gehorsam basiert. Der Film zeigt aber auch das Scheitern der jungen Frau, die als Soldatin vielleicht einen falschen Beruf für sich wählte. Ihre Eltern hätten sie zum Widerspruch quasi erzogen, sagt ihre Mutter, als Bundeswehrärztin wollte sie in Auslandseinsätzen helfen, litt aber an der Einschlafkrankheit Narkolepsie.
Das Schicksal der Jenny Böken bewegte Millionen. widmet den heutigen Abend dem Fall. Nach dem Drama „Tod einer Kadettin“folgt direkt im Anschluss ab 21.45 Uhr die akribisch recherchierte und mit Empathie gedrehte TV-Doku „Der Fall Gorch Fock – die Geschichte der Jenny Böken“.