Trauer um Universalkünstler und Rennwagen-Fanatiker
Frank Stella gestaltete alle Phasen der US-Nachkriegskunst mit – Und das mit viel Erfolg
(dpa) - Mit komplett schwarzen Gemälden schockte Frank Stella einst die Kunstwelt. Ende der 1950er Jahre wurde seine Serie von minimalistischen „Black Paintings“mit symmetrischen, die ganze Fläche bedeckenden Streifen im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt — und weltweit wild diskutiert. Dabei seien es doch nur „flache Oberflächen mit Farbe drauf — nicht mehr“, sagte Stella später und betonte, es stecke keine Bedeutung dahinter: „Was Sie sehen, ist, was Sie sehen.“
Trotzdem: Stellas Platz in der Kunstwelt war gesichert. Am Samstag (Ortszeit) starb er im Alter von 87 Jahren zu Hause in New York an Krebs, wie die „New York
Times“und die „Washington Post“unter Berufung auf Harriet McGurk, die Ehefrau des Künstlers, berichteten.
Stella war ehrgeizig, in der Kunst wie im Leben. Tennis beispielsweise spiele er nicht einfach nur zum Spaß, soll der Pariser Galerist Lawrence Rubin einmal über ihn gesagt haben. „Er spielt, um zu gewinnen. Und so spielt er auch in der Kunst.“So entwickelte Stella seine Arbeiten immer weiter und galt als einer der bedeutendsten Künstler der USA. Unter anderem widmete ihm das New Yorker Whitney Museum 2015 die Auftakt-Retrospektive im neuen Gebäude, das Museum of Modern Art widmete ihm sogar gleich zwei Retrospektiven.
Geboren wurde Stella 1936 in einem Vorort von Boston als Sohn eines wohlhabenden Künstlerund Arzt-Ehepaars. Nach einem Geschichtsstudium kam er nach New York, weil er sich von der dortigen Szene und Künstlern wie Jasper Johns und Jackson Pollock angezogen fühlte. „Ich wäre gar nicht erst Künstler geworden, wenn ich die Künstler dieser Generation nicht so sehr gemocht hätte“, sagte er einmal dem britischen „Telegraph“.
Er selbst wurde dann vom legendären Galeristen Leo Castelli entdeckt. „Ich verbrachte viel Zeit in seiner Galerie. Er erkannte mich wieder, weil ich so unordentlich aussah.“
Auf die schwarzen Bilder folgten silberne und kupferfarbene. Im weiteren Verlauf der 1960er Jahre gewannen seine Bilder an Farbigkeit, bis hin zur Verwendung
fluoreszierender Acrylfarben. Konstant blieb das Spiel mit geometrischen Formen. „Wenn die Menschen mich fragen, warum ich aufgehört habe, schwarze Bilder zu malen, ist das, wie wenn man Kodak fragt, warum sie keine Filmrollen mehr benutzen“, sagte Stella dem britischen „Guardian“. „Man bewegt sich weiter, die Welt bewegt sich weiter. Es ist schwer, nicht mitzuziehen. Man muss einen guten Grund haben, Widerstand zu leisten.“
Auch im hohen Alter lebte Stella weiter seine Liebe für Rennwagen aus. „Ich wurde geboren, um zu fahren“, sagte er der „New York Times“. Unter anderem sei er im Verlauf seines Lebens BMW und Ferrari gefahren. Für BMW verzierte er in den 1970er Jahren einen Rennwagen. Im hohen Alter
machte er seine Werke dann allerdings nicht mehr ganz selbst, sondern schickte Entwürfe an spezielle Hersteller. „Jeder arbeitet doch früher oder später digital.“
Stella sammelte Kunst von Kollegen und hatte auch viele seiner eigenen Werke in seinem Studio. „Viele Menschen fantasieren da gerne herum, aber man muss sich klarmachen, dass das die Sachen sind, die ich nicht verkaufen konnte.“Anfang 2019 ließ er dann doch einige Werke versteigern, von sich und anderen Künstlern. „Es ist einfach schön, etwas Geld zum Ausgeben zu haben“, begründete Stella das damals gegenüber der „New York Times“. „Man will nicht alles bis zum Ende aufheben. Ich werde nicht für immer leben.“