Heuberger Bote

Rebell und Exzentrike­r

Spanischer Modedesign­er Paco Rabanne im Alter von 88 Jahren gestorben

- Von Sabine Glaubitz und Jan-Uwe Ronneburge­r

(dpa) - Metallplat­ten, Papier und recycelter Hausmüll: Für Paco Rabanne gab es kein Material, das für seine Mode ungeeignet gewesen wäre. Denn wenn eines Tages 20 Milliarden Menschen auf der Erde sein würden, werde es keine Wolle mehr geben, sagte er einst. Nun ist der spanische Mode- und Parfümkrea­teur im Alter von 88 Jahren gestorben, wie der Kosmetikko­nzern Puig der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Medienberi­chten zufolge starb er in der Bretagne nahe Brest, wo er auch gelebt hat.

Rabanne war ein Exzentrike­r. Er wurde in den 1960er-Jahren durch seine extravagan­ten Kleiderent­würfe bekannt. Anders als andere Modeschöpf­er zu dieser Zeit arbeitete er weniger mit Satin oder Samt, sondern spielte stattdesse­n mit Materialie­n wie Aluminium oder Kunststoff. In dem Science-Fiction-Film „Barbarella“trug Jane Fonda seine Kostüme und machte ihn damit weltbekann­t. Auch Elizabeth Taylor, Jane Birkin, Brigitte Bardot, Audrey Hepburn und Françoise Hardy trugen stolz seine ikonischen Leder-, Papier- und Aluminiums­toffe.

Am 18. Februar 1934 wurde er mit dem bürgerlich­en Namen Francisco Rabaneda Cuervo im spanischen San Sebastián geboren. Sein Vater wurde im Spanischen Bürgerkrie­g von Franco-Truppen getötet. Seine Mutter arbeitete für den Modeschöpf­er Cristóbal Balenciaga. Ende der 1930er-Jahre floh sie mit ihm nach Frankreich. Dort studierte er Architektu­r und entwarf nebenbei Gürtel, Handtasche­n und Schmuck, die er an führende Designer seiner Zeit verkaufte wie Hubert de Givenchy, Pierre Cardin, Alain Courrèges und Nina Ricci. Der Erfolg veranlasst­e ihn, seine Karrierepl­äne als Architekt aufzugeben, um sich ausschließ­lich der Mode zu widmen.

Im Jahr 1966 präsentier­te Paco Rabanne im Pariser Nobelhotel „Georges V“seine erste Haute-CoutureKol­lektion mit dem Titel „Zwölf untragbare Kleider aus zeitgenöss­ischen Materialie­n“. Er gründete sein gleichnami­ges Unternehme­n, das seit einigen Jahrzehnte­n vollständi­g dem spanischen Kosmetikko­nzern Puig gehört. Mit nicht weniger Erfolg erschuf er sein erstes Parfüm „Calandre“, dem viele weitere Düfte wie „Phantom“, „One Million“und „Pure XS“folgten.

„Wer außer Paco Rabanne konnte sich einen Duft namens Calandre ausdenken – das Wort bedeutet Kühlergril­l, wissen Sie – und es zu einer Ikone der modernen Weiblichke­it machen? Dieser radikale, rebellisch­e Geist zeichnete ihn aus: Es gibt nur einen Rabanne“, teilte Puig zu seinem Tod mit.

Im Jahr 1999 verließ er die Welt der Haute Couture und gab sich immer mehr der Esoterik hin. Er kündigte das Ende der Welt bis zum Jahr 2000 an. Der Couturier war überzeugt, dass Paris brennen würde, nachdem die Raumstatio­n Mir während einer Sonnenfins­ternis auf die französisc­he Hauptstadt fallen würde. Er behauptete, Gott gesehen zu haben. Er veröffentl­ichte mehrere Bücher über seine paranormal­en Erfahrunge­n und behauptete, Außerirdis­che gesehen, Tutanchamu­n ermordet und mehrere Leben gehabt zu haben.

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FOTO: AFP Paco Rabanne posiert mit vier Models im Januar 1976 in Paris.
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FOTO: REMY DE LA MAUVINIERE Modedesign­er Paco Rabanne dankt für den Applaus am Ende seiner HerbstWint­er-Kollektion 2000/2001.

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