Polittheater um Windräder
Es wirkt wie Polittheater, was sich wegen der Windräder im Altdorfer Wald abgespielt hat. Wohlgemerkt: Es handelt sich um eines der größten Vorhaben in BadenWürttemberg, eines der Prestigeprojekte der grün-schwarzen Landesregierung. Mehr als 40 Rotoren sollen sich auf der Anhöhe im Kreis Ravensburg drehen. Auf solche ist man im Südwesten dringend angewiesen, weil dort bei der Windkraft trotz mittlerweile fast zwölf Jahren grüner Mehrheit weiterhin weniger vorangeht als anderswo.
Sowohl Grüne als auch die CDU im Südwesten wollen mit den Ausschreibungen im Staatswald beweisen, dass es besser geht. Eine Taskforce kümmert sich, das Widerspruchsverfahren gegen solche Anlagen wurde abgekürzt. Alles richtig und sinnvoll, aber auch mit großen Worten verkündet und öffentlich beworben. Und das, bevor man die Früchte wirklich sieht.
Mindestens ebenso wichtig ist den beiden Koalitionspartnern der Abbau unnötiger Bürokratie. CDUFraktionschef Manuel Hagel fordert mutig, für jede neue Vorgabe zwei alte zu streichen. Kretschmann hat das Thema zu einem der Kernvorhaben seiner dritten und wohl letzten Amtszeit erklärt. Auch hier ist der Erfolg bislang noch nicht sichtbar.
Leider zeigt die Debatte um den Altdorfer Wald beispielhaft, woran es nach wie vor hapert in Deutschland. Viele Behörden sind beteiligt, in Kommunen, Land und Bund. Wer, wann, wem, welche Informationen gibt oder geben sollte, bleibt für Außenstehende nebulös. Die jeweils politisch Verantwortlichen gehören unterschiedlichen Parteien an, was sich nicht förderlich auswirkt.
Wer die Energiewende nun wirklich voranbringen will, wird auf Widerstände und Vorbehalten der Bürger stoßen. Nicht jeder und jede freut sich über 40 Anlagen auf einem der markantesten Höhenzüge der Region, nicht jede möchte in der Nähe wohnen, nicht jeder denkt, dass man auch im relativ windarmen Südwesten Rotoren bauen sollte.
Wer Vertrauen für schwierige Projekte will, muss es sich verdienen. Der Fall Altdorfer Wald illustriert leider, wie es nicht geht.
Und mal ehrlich: Ob feindliche Nachrichtendienste nicht selbst auf die Idee kommen könnten, dass Bundeswehrhubschrauber irgendwo zwischen Bodensee und ihrem öffentlich bekannten Standort Laupheim herumfliegen, kann man sich getrost fragen.