Von der Donau an den Nil: Reise durch Hans Buchers Kunstwelt
Skizzen von der Ägypten-Reise des Fridinger Künstlers sind im Scharf Eck ausgestellt
– Die Donau war sein Fluss: Hans Bucher ist an ihrem Ufer geboren und gestorben, hat in Fridingen gelebt, hat sie immer wieder gemalt. Jetzt zeigt eine Ausstellung im Heimatmuseum Scharf Eck, dass es auch eine Werkgruppe gibt, die sich mit einem anderen Strom, dem Nil, beschäftigt.
„Hans Buchers Reise nach Ägypten“heißt die Ausstellung unter Regie der Hans-Bucher-Stiftung. Sie basiert auf zwei Skizzenbüchern im Jackentaschen-Format, die der Künstler
bei sich hatte, als er im Januar 1965 Ägypten bereiste. Kuratiert hat sie die Kunsthistorikerin Claudia Sedlarz-Riedinger, die das Bucher-Werkverzeichnis mit mehr als 2500 Objekten erstellt hat. Als sie im Rahmen ihrer Recherchen in Fridingen, wo der Großteil des Oeuvres liegt, auf die Skizzenbücher stieß, gestaltete sie um die kleinformatigen Büchlein herum die Ausstellung.
Es sind nicht nur Skizzen, mit Bleistift oder Kugelschreiber, die jetzt zu sehen sind. Aus ihnen heraus malte Bucher (1929 bis 2002) in den folgenden Wochen mehrere Bilder und Aquarelle, die nun ebenfalls im Scharf Eck hängen. In der Vernissage führte die Kuratorin nun in diesen bisher wenig bekannten Aspekt Buchers ein. Die Skizzen sind durchweg datiert, so dass sie einen genauen Überblick über die Reise des Künstlers gestattet.
Das erste Blatt stammt vom 6. Januar
1965 und zeigt eine Stadtansicht von Kairo; von dort aus reiste der Fridinger mit dem Zug nach Assuan, besichtigte aber auch weitere klassische Ziele wie Luxor, dem früheren Theben; merkwürdig: Die wohl bekanntesten Bauwerke, die Pyramiden von Gizeh, tauchen in den Skizzenblöcken nicht auf. Dafür aber der
Nil selbst, die markanten Segelschiffe, die Tempel – und die Menschen, die Bucher mit wenigen Strichen genau porträtierte.
Mit seiner Fahrt stand Bucher in einer Tradition europäischer Maler, die den Orient häufig aufsuchten, der hellen Farben wegen, der lichten Atmosphäre, der Beispiele früher
Hochkulturen. Max Slevogt war in Ägypten, Paul Klee, Oskar Kokoschka. Selbst in der hiesigen Region machte die altägyptische Kunst Schule: Im Kloster Beuron wirkte der „Malermönch“Desiderius Lenz (1832 – 1902), der sich stilistisch an Beispielen alter ägyptischer Tempel orientierte.
Auch Bucher ließ sich vom Licht des nordafrikanischen Landes fangen. Er reiste in einer spannenden Zeit: Der Bau des Assuan-Staudamms machte weltweit Schlagzeilen, im Land regierte diktatorisch General Gamal Abdel Nasser, der Tourismus, von dem Ägypten heute lebt, war noch rudimentär und abenteuerlich. Bucher konzentrierte sich ganz auf die Landschaften, auf die Bauwerke, die er perspektivisch genau erfasste, und auf die Menschen. In den schlichten Zeichnungen schrieb er teilweise die Farben hinein, die er gesehen hatte – als Vorgabe für das Ölbild oder Aquarell, das er dann später, wieder in der Heimat, im Atelier malen würde.
Oktober 30.
Die Ausstellung ist noch bis
im Scharf Eck zu sehen. Geöffnet samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr; Führungen nach Vereinbarung unter Telefon: 07463 / 837 28 oder 07262 / 2991. Eintritt frei.