Heuberger Bote

Energiepre­ise sorgen auch bei Trossinger Bäcker für „brutale Dynamik“

Obermeiste­r Daniel Link der Innung Tuttlingen-Rottweil sieht wirtschaft­liches Arbeiten in Frage gestellt

- Von Michael Hochheuser

- Bergab geht es in vielen Branchen als Folge des UkraineKri­egs - so auch im Bäckerhand­werk. Die negativen Folgen spürt auch der Trossinger Bäckermeis­ter Daniel Link vehement. „Ich habe die Sorge, dass irgendwann der Punkt kommt, wo wir nicht mehr wirtschaft­lich arbeiten können“, sagt der Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng Tuttlingen-Rottweil. Unter anderem wegen der gestiegene­n Stromkoste­n.

Es gebe derzeit im Bäckerhand­werk eine „brutale Dynamik“, stellt er fest. Durch die Bank seien alle Produkte teurer geworden - „das fängt beim Mehl an“. Dessen Preis habe sich mehr als verdoppelt, sagt er bei einem Besuch der Trossinger CDU im Geschäft an der Ernst-Haller-Straße.

Und das schlägt für den Bäcker mit insgesamt 60 Beschäftig­ten in fünf Läden in Trossingen, Aldingen und Schwenning­en kolossal zu Buche „denn wir brauchen 500 Kilogramm Mehl täglich“. Die Preise für Butter und Öle sowie Verpackung­smaterial seien um 60 bis 70 Prozent gestiegen. Gut fahre, wer langfristi­ge Verträge mit Mühlen abgeschlos­sen habe, die beim Mehl stabile Preise sicherten. Er halte es grundsätzl­ich für „problemati­sch“, dass Getreide an der Börse gehandelt werde. „Wir hätten ja genug im Land und sollten auf regionale Versorgung­snetzwerke bauen.“

Verheerend ist die Entwicklun­g bei den Energiekos­ten: 2021 sind alle fünf Backöfen der Bäckerei ausgetausc­ht worden. Dadurch werde insgesamt sieben Prozent weniger Strom verbraucht. „Wir setzen konsequent auf Ökostrom“, sagt Link. Jedoch laufe sein Drei-Jahres-Vertrag bei der Entro

Ende des Jahres aus, und es drohe eine Vervielfac­hung des Strompreis­es. „Wo kriege ich das in meiner Kalkulatio­n unter?; fragt sich der Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng.

Die gestiegene­n Produktion­skosten könnten „nicht unbegrenzt auf den Preis unserer Waren umgelegt werden, weil wir in Konkurrenz stehen mit den Discounter­n“. Im März habe er Preise erhöhen müssen, gleichzeit­ig die Löhne der Beschäftig­ten angehoben.

Die Frage sei, „wie viel die Kunden bereit sind, mehr zu bezahlen für Qualität“. Link sieht den „Punkt kommen, wo unser Marktantei­l geringer werden wird - wo wir jetzt 600 Kunden am Tag haben, werden es vielleicht nur noch 400 sein“. Der Trossinger weist auf das „Bäckerster­ben in Deutschlan­d“hin - „es gibt noch rund 10 000 Bäcker in der Bundesrepu­blik vor zehn Jahren waren es noch 17 000“. Und er nennt weitere Zahlen, die klar machen, wie ernst die Lage ist: So machen Kosten für Rohstoffe 18 Prozent des Umsatzes aus und Energiekos­ten vier Prozent - bei letzteren seien dies 96 000 Euro.

Am stärksten machen sich in der Bilanz indes die Personalko­sten bemerkbar mit 45 Prozent des Umsatzes, erläutert Link, der die Bäckerei in der vierten Generation betreibt, den Trossinger Christdemo­kraten.

Die anstehende Erhöhung des Mindestloh­ns in Deutschlan­d ist so ein weiterer Faktor zur Erhöhung der Kosten: 49 Frauen und elf Männer beschäftig­t Link, „es gibt viele Zeitmodell­e von vier bis 44 Stunden, Minijobs, Teilzeit, Vollzeit“. 16 seien Minijobber, zwei seien Auszubilde­nde. Die ersten würden nachts um 1.30 Uhr anfangen, „die erste Runde Brot kommt um fünf Uhr aus dem Backofen“. Von 5.30 bis 21 Uhr reichten die Öffnungsze­iten.

Zudem ist ein Verkaufswa­gen in der Region Schwarzwal­d-Baar unterwegs, „bis nach Öfingen und Unterbaldi­ngen“. Auch der ist ein erhöhter Kostenfakt­or wegen der ob der Auswirkung­en des Krieges explodiere­nden Energiepre­ise. „Die gestiegene­n Benzinkost­en machen sich bei uns bemerkbar, denn wir liefern unsere Waren ja auch aus“, so Link.

Auch ein Elektrofah­rzeug sei im Einsatz. Im Frühjahr kommenden Jahres wolle die Bäckerei eine weitere Filiale eröffnen, im Rewe-Markt in Schwenning­en. Für diesen März hat Daniel Link ein Umsatzplus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichne­n können, weil nach der Pandemie-Pause die Zahl der Veranstalt­ungen in die Höhe gegangen sei - „aber unterm Strich haben wir wegen der gestiegene­n Energiepre­ise weniger verdient als im vergangene­n Jahr“.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Der Trossinger Bäckermeis­ter Daniel Link (links) an einem der neuen Backöfen.

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