Energiepreise sorgen auch bei Trossinger Bäcker für „brutale Dynamik“
Obermeister Daniel Link der Innung Tuttlingen-Rottweil sieht wirtschaftliches Arbeiten in Frage gestellt
- Bergab geht es in vielen Branchen als Folge des UkraineKriegs - so auch im Bäckerhandwerk. Die negativen Folgen spürt auch der Trossinger Bäckermeister Daniel Link vehement. „Ich habe die Sorge, dass irgendwann der Punkt kommt, wo wir nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können“, sagt der Obermeister der Bäckerinnung Tuttlingen-Rottweil. Unter anderem wegen der gestiegenen Stromkosten.
Es gebe derzeit im Bäckerhandwerk eine „brutale Dynamik“, stellt er fest. Durch die Bank seien alle Produkte teurer geworden - „das fängt beim Mehl an“. Dessen Preis habe sich mehr als verdoppelt, sagt er bei einem Besuch der Trossinger CDU im Geschäft an der Ernst-Haller-Straße.
Und das schlägt für den Bäcker mit insgesamt 60 Beschäftigten in fünf Läden in Trossingen, Aldingen und Schwenningen kolossal zu Buche „denn wir brauchen 500 Kilogramm Mehl täglich“. Die Preise für Butter und Öle sowie Verpackungsmaterial seien um 60 bis 70 Prozent gestiegen. Gut fahre, wer langfristige Verträge mit Mühlen abgeschlossen habe, die beim Mehl stabile Preise sicherten. Er halte es grundsätzlich für „problematisch“, dass Getreide an der Börse gehandelt werde. „Wir hätten ja genug im Land und sollten auf regionale Versorgungsnetzwerke bauen.“
Verheerend ist die Entwicklung bei den Energiekosten: 2021 sind alle fünf Backöfen der Bäckerei ausgetauscht worden. Dadurch werde insgesamt sieben Prozent weniger Strom verbraucht. „Wir setzen konsequent auf Ökostrom“, sagt Link. Jedoch laufe sein Drei-Jahres-Vertrag bei der Entro
Ende des Jahres aus, und es drohe eine Vervielfachung des Strompreises. „Wo kriege ich das in meiner Kalkulation unter?; fragt sich der Obermeister der Bäckerinnung.
Die gestiegenen Produktionskosten könnten „nicht unbegrenzt auf den Preis unserer Waren umgelegt werden, weil wir in Konkurrenz stehen mit den Discountern“. Im März habe er Preise erhöhen müssen, gleichzeitig die Löhne der Beschäftigten angehoben.
Die Frage sei, „wie viel die Kunden bereit sind, mehr zu bezahlen für Qualität“. Link sieht den „Punkt kommen, wo unser Marktanteil geringer werden wird - wo wir jetzt 600 Kunden am Tag haben, werden es vielleicht nur noch 400 sein“. Der Trossinger weist auf das „Bäckersterben in Deutschland“hin - „es gibt noch rund 10 000 Bäcker in der Bundesrepublik vor zehn Jahren waren es noch 17 000“. Und er nennt weitere Zahlen, die klar machen, wie ernst die Lage ist: So machen Kosten für Rohstoffe 18 Prozent des Umsatzes aus und Energiekosten vier Prozent - bei letzteren seien dies 96 000 Euro.
Am stärksten machen sich in der Bilanz indes die Personalkosten bemerkbar mit 45 Prozent des Umsatzes, erläutert Link, der die Bäckerei in der vierten Generation betreibt, den Trossinger Christdemokraten.
Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland ist so ein weiterer Faktor zur Erhöhung der Kosten: 49 Frauen und elf Männer beschäftigt Link, „es gibt viele Zeitmodelle von vier bis 44 Stunden, Minijobs, Teilzeit, Vollzeit“. 16 seien Minijobber, zwei seien Auszubildende. Die ersten würden nachts um 1.30 Uhr anfangen, „die erste Runde Brot kommt um fünf Uhr aus dem Backofen“. Von 5.30 bis 21 Uhr reichten die Öffnungszeiten.
Zudem ist ein Verkaufswagen in der Region Schwarzwald-Baar unterwegs, „bis nach Öfingen und Unterbaldingen“. Auch der ist ein erhöhter Kostenfaktor wegen der ob der Auswirkungen des Krieges explodierenden Energiepreise. „Die gestiegenen Benzinkosten machen sich bei uns bemerkbar, denn wir liefern unsere Waren ja auch aus“, so Link.
Auch ein Elektrofahrzeug sei im Einsatz. Im Frühjahr kommenden Jahres wolle die Bäckerei eine weitere Filiale eröffnen, im Rewe-Markt in Schwenningen. Für diesen März hat Daniel Link ein Umsatzplus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen können, weil nach der Pandemie-Pause die Zahl der Veranstaltungen in die Höhe gegangen sei - „aber unterm Strich haben wir wegen der gestiegenen Energiepreise weniger verdient als im vergangenen Jahr“.