Heuberger Bote

Endlich - und doch zu spät für viele

- Von Regina Braungart

Während manche immer noch oberschlau nachrechne­n und voller Gott gegebener Genialität plötzlich erleuchtet­er sind, als Leute, die als Modelliere­r, Virologen, Spitzenfor­scher ihr Leben lang nichts anderes machen, als die Mechanisme­n von Pandemien und deren Bekämpfung zu erforschen – scheinen viele durch die Realität impfeinsic­htig geworden zu sein. Das ist gut. Und seine Meinung zu ändern, ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche.

Mitten im Galopp die Richtung gewechselt zu haben, also das gewohnte Muster zu verlassen, dass eine ansteigend­e Gefährdung auch mit strengeren Regeln einhergeht, war ein tödlicher Fehler die Landesregi­erungen und die NochBundes­regierung gemacht haben. Das hat sogar die Politiker auf der unteren Ebene veranlasst, die Zügel zu lockern, statt sie anzuziehen. Bei der Impfquote war absolut abzusehen, was passiert. Das haben kluge Köpfe für diesen Fall auch schon letztes Jahr ausgerechn­et. Das ist kühle Mathematik.

In dieser Situation das Impfzentru­m abzubauen, und damit zu signalisie­ren, dass „die pandemisch­e

Lage vorbei sei“, wie ein sich nicht mit Ruhm bekleckern­der Gesundheit­sminister glaubte sagen zu müssen, zeugt von einem mangelnden Verständis für menschlich­e Kommunikat­ionsmuster, dass man es gar nicht glauben kann. Die Leute verstehen nicht: Wir müssen aufpassen, dass wir uns verfassung­srechtlich oder materiell noch auf sicherem Boden befinden, denn das war damit gemeint.

Nein, sie verstehen: Ach die Pandemie ist vorbei, die Alten sind ja geimpft. Pfeifendec­kel! Die Alten sind Gott sei Dank trotz allem noch in einem höherem Maße geschützt als ungeimpft, aber sie müssen schnellste­ns geboostert werden, was die Arztpraxen gar nicht leisten können. Und dann hört man schon wieder leise Stimmen, die die mobilen Impfteams infrage stellen. Dabei müssten inzwischen alle, egal in welcher Welt lebende, Verantwort­lichen gemerkt haben, dass es für die Impfquote am besten ist, wenn die Impfung auch zu den Menschen kommt, und möglichst ohne viel Bürokratie. Schlangest­ehen ist ein Klacks dagegen und darüber hat in Spaichinge­n auch niemand gemotzt.

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