Endlich - und doch zu spät für viele
Während manche immer noch oberschlau nachrechnen und voller Gott gegebener Genialität plötzlich erleuchteter sind, als Leute, die als Modellierer, Virologen, Spitzenforscher ihr Leben lang nichts anderes machen, als die Mechanismen von Pandemien und deren Bekämpfung zu erforschen – scheinen viele durch die Realität impfeinsichtig geworden zu sein. Das ist gut. Und seine Meinung zu ändern, ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche.
Mitten im Galopp die Richtung gewechselt zu haben, also das gewohnte Muster zu verlassen, dass eine ansteigende Gefährdung auch mit strengeren Regeln einhergeht, war ein tödlicher Fehler die Landesregierungen und die NochBundesregierung gemacht haben. Das hat sogar die Politiker auf der unteren Ebene veranlasst, die Zügel zu lockern, statt sie anzuziehen. Bei der Impfquote war absolut abzusehen, was passiert. Das haben kluge Köpfe für diesen Fall auch schon letztes Jahr ausgerechnet. Das ist kühle Mathematik.
In dieser Situation das Impfzentrum abzubauen, und damit zu signalisieren, dass „die pandemische
Lage vorbei sei“, wie ein sich nicht mit Ruhm bekleckernder Gesundheitsminister glaubte sagen zu müssen, zeugt von einem mangelnden Verständis für menschliche Kommunikationsmuster, dass man es gar nicht glauben kann. Die Leute verstehen nicht: Wir müssen aufpassen, dass wir uns verfassungsrechtlich oder materiell noch auf sicherem Boden befinden, denn das war damit gemeint.
Nein, sie verstehen: Ach die Pandemie ist vorbei, die Alten sind ja geimpft. Pfeifendeckel! Die Alten sind Gott sei Dank trotz allem noch in einem höherem Maße geschützt als ungeimpft, aber sie müssen schnellstens geboostert werden, was die Arztpraxen gar nicht leisten können. Und dann hört man schon wieder leise Stimmen, die die mobilen Impfteams infrage stellen. Dabei müssten inzwischen alle, egal in welcher Welt lebende, Verantwortlichen gemerkt haben, dass es für die Impfquote am besten ist, wenn die Impfung auch zu den Menschen kommt, und möglichst ohne viel Bürokratie. Schlangestehen ist ein Klacks dagegen und darüber hat in Spaichingen auch niemand gemotzt.