Kein dauerhafter Wandel zur Fernhochschule geplant
Hochschule Furtwangen zieht positive Bilanz – Erfahrungen aus einem Jahr Hochschule unter Corona-Bedingungen
(pm) - Vor einem Jahr hat sich schlagartig fast alles geändert: Aufgrund der Corona-Pandemie stellte die Hochschule Furtwangen (HFU) ihr Lehrkonzept um – seitdem wird weitgehend digital unterrichtet.
„Es hat sich gezeigt: Unser Organisationsgrad ist sehr gut“, zieht HFU-Kanzlerin Andrea Linke ein Resümee. „Wir haben den Betrieb der Hochschule aufrechterhalten – und das nicht nur mäßig, sondern wirklich gut. Das wird auch in unseren regelmäßig durchgeführten Befragungen bestätigt.“Die sichtbarste Auswirkung: Die Digitalisierung wurde in allen Bereichen beschleunigt. Die HFU mit ihren rund 6000 Studierenden hatte bislang überwiegend auf Lehrveranstaltungen in Präsenzformaten gesetzt. Durch die Pandemie wurde in Software und den Ausbau der Systeme für OnlineLehre investiert.
Zentrale Stelle für die OnlineLehre ist die Lernplattform FELIX. Mit der neu angeschafften Videokonferenz-Software Alfaview wird ein Großteil der Live-Vorlesungen und Besprechungen gehalten. Über 200 virtuelle Räume stehen für die neun Fakultäten der HFU und die zentralen Einrichtungen zur Verfügung. Diese virtuellen Räume haben eine Kapazität von insgesamt 11 000 Plätzen.
Wie unterrichtet wird, das hat sich in der Corona-Zeit deutlich gewandelt. Es gibt zum einen „Lehre live“per Videokonferenz und zum anderen aufgezeichnete Lehrvideos, welche die Studierenden zu einem beliebigen Zeitpunkt ansehen können. Zudem entstanden neue Lernmaterialien wie Laborsimulationen, aber auch klassische Arbeitsblätter, die online ausgefüllt und abgegeben werden. Da sich die HFU jedoch durch einen hohen Anteil von praxisnahen Studiengängen auszeichnet, wurde auch in Corona-Zeiten in Präsenz unterrichtet, in Kleingruppen und mit striktem Hygienekonzept. So ließen sich Laborveranstaltungen,
zum Beispiel in Biologie, Chemie oder Physiotherapie durchführen. Die Corona-Infektionszahlen von Hochschulangehörigen waren und sind gering; es kam an der Hochschule zu keinen Entwicklungen von Infektionsketten.
„Die Hochschule ist und bleibt selbstkritisch und arbeitet stetig an der Analyse und Optimierung aller Regelungen und Abläufe unter Pandemiebedingungen“, erklärt der Prorektor für Lehre, Prof. Robert Schäflein-Armbruster. „Unter derart komplexen Umständen bleibt es nicht aus, dass nicht alle Informationen rundum verständlich und in der notwendigen Geschwindigkeit an alle relevanten Gruppen verteilt werden können. Es ist stets eine Gratwanderung zwischen Gesundheitsschutz, Datenschutz und prüfungsrechtlich konformer Gleichbehandlung. Stets gilt es, klare Regeln zu erstellen, Fragen zu beantworten und bei verständlichen Ängsten angemessen zu reagieren. Wir mussten viele Prozesse
neu definieren und digital beschleunigen. Mehrfach haben wir Befragungen durchgeführt, gerade die kritischen Hinweise ernsthaft diskutiert und beantwortet und entsprechend nachjustiert“, betont Schäflein-Armbruster.
„Das ganze Team der HFU hat stark reagiert, engagiert zusammengearbeitet und ist noch enger zusammengewachsen“, stellt die Kanzlerin der Hochschule, Andrea Linke, fest. Und so ist es verständlich, dass dieses Team hoch erfreut ist, wenn derart positive studentische Stimmen wie die folgenden eingehen: „Im Vergleich zu anderen Hochschulen stechen eindeutig die guten Professorinnen und Professoren heraus. Man hat deutlich das Gefühl, dass diese auch wollen, dass man das Studium erfolgreich absolviert. Dazu kommt der wirklich gute Umgang mit der Corona-Pandemie. Alles unter einem Hut auf der FELIX-Website, dazu das zuverlässige Kommunikations-Tool Alfaview.“
Und zwei weitere studentische Feedbacks: „Für uns Studenten gibt es stets einen Ansprechpartner und offene Ohren. Corona wurde ausgesprochen gut gehandelt – demzufolge, was ich von Freunden an anderen Hochschulen über deren letzte Semester mitbekommen habe!“– „Die Dozenten und alle Mitarbeiter sind stets darauf bedacht, die Studierenden weiterzubringen und ihnen tatsächlich zu helfen. Bisher habe ich an keiner anderen Hochschule von so einem Rückhalt gehört. Außerdem sind auch die Wege eher kurz und unbürokratischer als an anderen Hochschulen.“
Am 20. April 2020 begann an der Hochschule Furtwangen der digitale Vorlesungsbetrieb unter Pandemiebedingungen. Das Sommersemester 2020 war damit die Premiere, im Wintersemester 2020/21 konnte auf die Erfahrungen des Sommers zurückgegriffen werden. Nun steht mit dem Sommersemester 2021 das dritte Semester unter Pandemiebedingungen an. „Klares Ziel der Hochschule Furtwangen ist es, keine reine Fernhochschule zu werden“, betont Rektor Prof. Dr. Rolf Schofer. „Zwar funktionieren die digitalen Formate, doch ist der persönliche, direkte Austausch durch nichts zu ersetzen.“
Die HFU hat gelernt, dass die digitalen Möglichkeiten die Präsenz ergänzen – und das nicht nur in der Lehre. So konnte zum Beispiel die Zusammenarbeit über Standorte hinweg, häufig im Homeoffice, durch den Einsatz von datenschutzkonformen Videokonferenz-Systemen aufrechterhalten und sogar verbessert werden.
„Wir haben in der Pandemie die Digitalisierung über die gesamte Hochschule vorangetrieben. Nicht nur in der Durchführung von Lehre, sondern auch in den hochschulinternen Prozessen. Das wollen wir nicht nur beibehalten, sondern noch weiter ausbauen. Die Akzeptanz hierfür hat sich während der Pandemie verstärkt – das wollen wir nutzen“, so die Kanzlerin Andrea Linke.