Heuberger Bote

Seit mehr als 50 Jahren vermisst

Klaus B. ist vor langer Zeit verschwund­en – seine Angehörige­n beschäftig­t der Fall bis heute

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN - Ist eine Person länger als ein Jahr unauffindb­ar, gilt sie als „langzeitve­rmisst“. Im Landkreis Tuttlingen gibt es davon derzeit sieben Fälle. Einer davon ist Klaus B. Er verschwand vor mehr als 50 Jahren spurlos. Seine Ex-Frau Brigitte B. beschäftig­t der Fall allerdings bis heute.

„Der Artikel im Gränzboten, 'Für immer aus den Augen verloren’ hat mich sehr berührt und aufgewühlt. Von den sieben Fällen, bei denen Menschen als vermisst gelten, betrifft einer mich“, sagt Brigitte B. Und obwohl der Fall schon über 50 Jahre zurücklieg­t, meldete sich die Polizei erst im März 2020 bei ihr. „Der Sachbearbe­iter erkundigte sich nach einem Abkömmling von meinem Ex-Mann und ich konnte ihm die Anschrift meiner Tochter mitteilen“, schildert Brigitte B. Bei dieser sei in der Zwischenze­it ein Abstrich genommen worden, um eine DNAAnalyse durchführe­n zu können. „Ich wunderte mich sehr, dass dies nach all den Jahren jetzt erst in die Wege geleitet wird.“

Dieses Prozedere sei laut Angaben der Polizei aber ganz normal: „Wir versuchen einfach auch nach längerer Zeit zu prüfen, ob wir mit dem aktuellen Stand der Technik neue Erkenntnis­se ziehen können“, erklärt Sandra Kratzer, Pressespre­cherin des Polizeiprä­sidiums Konstanz. Einen zeitlichen Turnus gebe es dafür aber nicht. „Vor 50 Jahren hatten wir beispielsw­eise die Möglichkei­t der DNA-Analyse noch nicht“, so Kratzer.

Wohin ihr Ex-Ehemann damals verschwund­en ist, kann sich die Tuttlinger­in nicht erklären. „Verschiede­ntlich hörte ich von Vermutunge­n, Klaus hätte sich nach Spanien abgesetzt. Dem trete ich aber entschiede­n entgegen, denn bei der Scheidung ein Jahr vor seinem Verschwind­en haben wir uns im Guten

TRAUERANZE­IGEN getrennt“, sagt sie. Er hätte seine Tochter geliebt und diese niemals im Stich gelassen. „Sie, die Eltern und Geschwiste­r von Klaus und auch ich haben jahrelang auf ein Lebenszeic­hen gewartet, auf irgendeine Erklärung für sein unerklärli­ches Verschwind­en – leider vergeblich“, erinnert sich Brigitte B.

Ihr Schwiegerv­ater sei vor vielen Jahren sogar zweimal nach Spanien gereist, um seinen Sohn zu suchen. Aber auch er konnte keine Spur finden. Auch die Zeitung ist damals auf den Fall aufmerksam geworden: „Etwa drei Monate nach dem Verschwind­en hat sich bei mir ein Redakteur des Gränzboten gemeldet. Er war sicher, meinen Ex-Mann zu finden“, so die Tuttlinger­in. „Aber leider verlief auch das im Sande.“

Um mit dem Verschwind­en abschließe­n zu können, hat die Familie den Vermissten schließlic­h für tot erklären lassen. Bis heute hat Brigitte B. aber die Hoffnung nicht aufgegeben, zu erfahren, was damals mit ihrem Ex-Mann passiert ist. „Ich würde mich freuen, wenn ich auf eine Spur stoßen würde“, sagt sie. Ihr Ex-Mann habe damals viel Kontakt mit dem Club d’OR und der Zeitschrif­t „Das Netz“gehabt. Brigitte B.: „Vielleicht erinnert sich noch jemand an ihn und weiß, was mit ihm passiert sein könnte.“

„Der Sachbearbe­iter erkundigte sich nach einem Abkömmling von meinem Ex-Mann“, erinnert sich Brigitte B.

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ARCHIVFOTO: PETER KNEFFEL Die Polizei sucht in einem Waldstück nach einer vermissten Person.

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