Die Kultur macht mobil
Künstler und Veranstalter gehen auf die Straße
BERLIN/KONSTANZ (dpa/sz/epd) Noch während die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten beriet, haben in Berlin haben erneut Tausende Menschen aus der Veranstaltungsbranche für umfassendere staatliche Hilfen in der Corona-Krise demonstriert. Mit einem Lastwagen-Korso und einem Fußmarsch hat das Aktionsbündnis #AlarmstufeRot am Mittwoch auf die prekäre Lage der Branche aufmerksam gemacht. Auch in Konstanz erinnerte das Bündnis unter dem Motto „Bodenseeregion, ohne uns…“mit Mahnwachen an die prekäre Situation. Prominente Unterstützung bekamen die Demonstranten unter anderem von „Tote Hosen“-Frontmann Campino, Dieter Hallervorden, René Kollo und Roland Kaiser.
Carolin Kebekus, Luke Mockridge, die Band Die Ärzte, Peter Maffay und andere fordern in einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Finanzminister Olaf Scholz ein Hilfsprogramm für die Veranstaltungsbranche. „Diese Forderung bezieht sich dabei ganz explizit nicht auf uns wenige Topverdiener der Branche, sondern auf die vielen finanziell angeschlagenen privatwirtschaftlichen Kulturstätten, denen die Schließung droht oder die bereits schließen mussten“, schreiben „die freischaffenden Humorist*innen und Musiker*innen“.
Der Jazzmusiker Till Brönner (49) sagte in einem Videoaufruf auf Facebook und Instagram: „Das Land steht kulturell still und die Beweglichsten und Ehrlichsten tretet ihr mit den Füßen, wenn ihr nicht handelt.“In Show und Kultur seien mit 1,5 Millionen mehr Menschen beschäftigt als bei den Autobauern, die Branche erwirtschafte jedes Jahr rund 130 Milliarden Euro. Man könne nicht Konzernen Milliarden „in den Vorgarten werfen“und Kulturleute mit Hartz IV abspeisen.
Der Ruf der Unterhaltungsindustrie nach Hilfen der Kulturstaatsministerin sei zu kurz gedacht. Gefordert seien das Wirtschafts-, Arbeitsund Finanzministerium, sagte Brönner. Nicht nur Musiker, auch Tontechniker, Beleuchter oder Busfahrer seien betroffen. „Wir sind keine Minderheit.“Brönner rief die Kulturschaffenden auf, notfalls eine Gewerkschaft zu gründen, um sich Gehör zu verschaffen. Einmal drei Tage ohne Musik im Radio – dann würden die Menschen verstehen, wie wichtig Kultur sei. Kultur sei kein Luxus, sondern ein Menschenrecht und spüle viel Geld in die Staatskassen.