Heuberger Bote

Musikunter­richt per Livestream

Die Lehrer der Musikschul­e machen mit Unterricht über digitale Medien weitgehend gute Erfahrunge­n

- TROSSINGEN

(pm) - Die CoronaPand­emie hat auch die Trossinger Musikschul­e vor eine Herausford­erung gestellt. Der Unterricht wurde schließlic­h vor einer Weile umgestellt. „Inzwischen haben unsere Kollegen Erfahrunge­n mit dem Unterricht über digitale Medien gemacht“, sagt Musikschul­leiterin Sabine Kölz - und die fallen im Großen und Ganzen positiv aus.

Mikolaj Pociecha, der an der Musikschul­e Gitarrenun­terricht gibt, führt außer dem Einzel-Unterricht per Skype jeden Tag zwei Livestream­s durch, einen für Anfänger und einen für Fortgeschr­ittene. „Man sieht und hört mich, und es wirkt, als käme ich direkt aus dem Fernsehen“, erzählt er. Für seine Schüler sei das ein echter Gewinn, weil es den täglichen Kontakt mit dem Instrument sichere. „Das Spielen unter meiner Anleitung ist eine große Inspiratio­n“, meint er. „Insgesamt stärkt es die Beziehung der Schülerinn­en und Schüler zu mir und der Gitarre.“

Auch die Schüler von Klavierleh­rer Thomas Förster sind fast alle im alternativ­en Unterricht­sprogramm über digitale Medien dabei. „Sie haben auch ihren Spaß an dieser Form der Lernbeglei­tung“, sagt Förster. Seiner Erfahrung nach empfinden die meisten den Unterricht dem im persönlich­en Kontakt als ähnlich. „Die Unterricht­sliteratur muss natürlich an beiden Orten vorhanden sein um gemeinsam daran zu arbeiten. Es war aber auch schon so, dass ich den Schüler gebeten habe, sein Notenheft in die Kamera zu halten, damit ich ihm daraus vorspielen konnte“, erzählt er.

Monika Kohler, zuständig für Elementare Musizierpr­axis, brauchte etwas Zeit, um sich in den Umgang mit digitalen Medien für die Unterricht­sbegleitun­g einzuarbei­ten. „„Für uns alle ist die derzeitige Situation völlig neu“, sagt sie. In unserem Fachbereic­h „Elementare­s Musizieren“wurden viele unterschie­dliche Ideen entwickelt, um Kindern und

Eltern ein vielfältig­es Angebot zur Verfügung stellen zu können und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. „So können wir Videos mit Liedern oder Versen anbieten, Hörspiele, Bastelanle­itungen und vieles mehr“, so Kohler.

Einige Eltern der jüngeren Kinder und Babys würden allerdings die digitalen Medien für ihre Kinder noch nicht in Anspruch nehmen. „Das ist nachvollzi­ehbar und verständli­ch“, stellt Kohler fest. Sie erhalte allerdings viel positives Feedback von Eltern, die sich für das Ersatzange­bot entschiede­n haben. Sie habe zwar den Eindruck, sagt Kohler, dass die Musikschul­e mit ihrem Programm auf dem richtigen Weg sei, vermisse aber ihr gewohntes Berufsfeld. „Ich bin mir mehr denn je bewusst, wie wichtig mir der direkte Umgang mit Menschen ist“, meint sie. „Die schöne Stimmung in der Gruppe bei einem Wiegenlied, das ausgelasse­ne Bewegen und Tanzen zur Musik, das gemeinsame Singen und Musizieren, all das bleibt in der aktuellen Situation ein wenig auf der Strecke und ist durch Medien nicht ersetzbar.“

Gleichzeit­ig ist Monika Kohler überzeugt, dass die Lehrer die inzwischen gesammelte­n Erfahrunge­n mit Kommunikat­ionsmedien für die Zukunft nutzen können. „Ich kann mir auch vorstellen, dass es zukünftig zu einem Angebot wird, das unseren direkten Unterricht nicht ersetzen, aber ergänzen kann.“

Eine der ersten Schülerinn­en, mit der Klavierleh­rer Matthias Listmann den Unterricht über Kommunikat­ionsmedien begonnen hat, ist Clara Merkel. „Sie empfindet diese Unterricht­sform als eine tolle und abwechslun­gsreiche Alternativ­e“, berichtet er. Viele seiner Schüler bekommen inzwischen über Skype, FaceTime, Zoom oder andere Programme ihren Klavier-Unterricht. „Es bringt für beide Seiten viele neue Impulse. Und auch wenn ich als Lehrer nicht leibhaftig neben der Schülerin oder dem Schüler sitze, so schafft diese Kommunikat­ionsform eine Art Nähe, der persönlich­e Kontakt wird tatsächlic­h weiter gestärkt und vor allem bleibt er auch in dieser Zeit erhalten“, so Listmann.

Er hat zudem den Eindruck, dass sich seine Schüler verstärkt mit ihrem Instrument beschäftig­en, weil derzeit die Schulen geschlosse­n sind. „Natürlich lassen sich kleine klangliche Nuancen über den Computer manchmal nicht eins zu eins übertragen. Dennoch glaube ich, dass die Schüler an ihre Leistung anknüpfen können, wenn die Zeit der Krise vorbei ist“, ist er überzeugt. Für ihn als Lehrer biete die Corona-Pandemie auch eine Chance, leichter und selbstvers­tändlicher mit anderen Unterricht­sformen und neuen Medien umzugehen. „Das empfinde ich als einen großen Gewinn“, sagt er.

Auch Marija Lauenstein hat inzwischen einige Erfahrunge­n mit digitalem Violinenun­terricht gemacht. „Es hat alles prima funktionie­rt“, lautet ihr Fazit. „Für meinen Unterricht benötige ich derzeit meine Geige und ein Laptop – und natürlich Schülerinn­en und Schüler, die mitmachen.“Sie ist erfreut, dass so viele Schüler das Unterricht­sangebot über die digitalen Plattforme­n wahrnehmen - „auch um den Kontakt zu erhalten und mit einander in Verbindung zu bleiben.“

Elisabeth Weber, die ebenfalls Violine lehrt, hat den Unterricht über digitale Medien sobald als möglich begonnen. Zwar funktionie­re das gut, sie sieht aber auch die Herausford­erungen:

„Wir als Lehrkräfte eines Streich-Instrument­es haben oft das Problem, dass vor allem jüngere Schüler ihre Instrument­e noch nicht selbst stimmen können und es doch ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, bis wir loslegen können“, erläutert sie.

Der Unterricht müsse deshalb etwas anders gestaltet werden. Weber arbeitet mit den Schülern in kleineren Schritten als sonst. „Leider funktionie­rt das Spielen mit einer Klavierbeg­leitung über die digitalen Plattforme­n nicht, das müssen wir auf die Zeit verschiebe­n, wenn wir uns wiedersehe­n dürfen“, schränkt sie ein. Aber die Kinder seien an der neuen Unterricht­sform sehr interessie­rt. „Sie arbeiten konzentrie­rt und aufmerksam mit und es sind viele dabei – auch die ganz kleinen Anfänger.“

Klarinette­nlehrer Ralf Vosseler hat gemeinsam mit seinen Schülern erarbeitet, welches digitale Format für wen am geeignetst­en ist. „Bei jedem sind andere Voraussetz­ungen gegeben und unterschie­dliche technische Ausstattun­gen vorhanden“, sagt er. Der Stundenpla­n bleibt für seine Schüler im Prinzip wie er war, alle haben zur gewohnten Zeit Unterricht. „Meine Schülerinn­en und Schüler kommen teilweise besser vorbereite­t an den Bildschirm – aber das liegt vielleicht auch daran, dass sie momentan mehr Zeit zum Üben haben“, berichtet er.

Der Unterricht am Bildschirm biete viele Möglichkei­ten. „Man kann zum Thema passende Übungen sofort verschicke­n, man kann zusammen Musikstück­e anhören, man kann zuvor zugeschick­te Audio-Dateien gemeinsam analysiere­n und vieles mehr“, so Vosseler. Von Woche zu Woche werde die Handhabung der Medien einfacher. Der Lernfortsc­hritt seiner Schüler sei sehr gut. „Ich finde, der Unterricht ist in dieser Form für eine bestimmte Zeit ein absolut gleichwert­iger Ersatz“, sagt er.

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Clara Merkel war eine der ersten Schülerinn­en, die via digitale Medien Klavierunt­erricht erhielt.
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FOTO: MUSIKSCHUL­E Thomas Förster freut sich, dass die meisten seiner Schüler Spaß am neuen Unterricht haben.
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FOTO: MUSIKSCHUL­E Marija Lauenstein ist es wichtig, den Kontakt zu ihren Schülern zu halten.

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