Sogar ein Meistertitel ist in Gefahr
Fragen und Antworten zum Champions-League-Bann von Manchester City
(SID/dpa/sz) - Auch Jürgen Klopp war „schockiert“. Als der Trainer des FC Liverpool von der drastischen Strafe gegen den großen Rivalen Manchester City erfuhr, fühlte er vor allem mit Pep Guardiola und dessen Spielern. „Sie haben sicher nichts falsch gemacht“, sagte Klopp. Für die Führungsebene von Manchester City gilt das nicht – wegen jahrelangen Finanzbetrugs und Verstößen gegen das Financial Fairplay (FFP) darf der englische Meister zwei Spielzeiten nicht im Europapokal starten. Nun drohen mehrere Gerichtsprozesse. Die City-Starspieler werden sich umschauen. Unter ihnen auch Ilkay Gündogan und Leroy Sané. Fragen und Antworten zur Rekordstrafe:
GGGWas ist passiert?
Manchester City ist am Freitag von der UEFA für die nächsten zwei Spielzeiten von allen Europapokal-Wettbewerben ausgeschlossen worden. Die UEFA begründete de Entscheidung mit „schwerwiegenden Verstößen“gegen das Financial Fair Play (FFP).
Was bedeutet das FFP?
Das 2011 von der UEFA eingeführte FFP schreibt den Vereinen einen kontinuierlich soliden Umgang mit ihren Finanzen vor. Grob gesagt dürfen Vereine in drei aufeinanderfolgenden Jahren nicht signifikant mehr ausgeben als sie einnehmen. Das FFP wurde einerseits zum Schutz der Vereine vor einer Überschuldung durch maßlose Ausgaben für Transfers und Gehälter und andererseits zur Verhinderung unlauterer Wettbewerbsvorteile für Vereine durch unverhältnismäßige Zuschüsse von privaten Investoren installiert. Sponsoreneinnahmen müssen zudem marktgerecht sein – und auch tatsächlich von den Sponsoren stammen und nicht etwa von deren Eigentümern. Dies soll bei Manchester City der Fall gewesen sein.
Was sind die konkreten Vorwürfe gegen Manchester?
Die Citizens sollen über mehrere Jahre hinweg unerlaubte Geldspritzen ihres Besitzers Scheich Mansour bin Zayed verschleiert haben. Der Betrug soll den „Football-Leaks“-Enthüllungen zufolge mithilfe von ebenfalls in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen Sponsoren abgewickelt worden sein. Dabei zahlten die Unternehmen ganz erheblich weniger als in den bei der UEFA eingereichten Verträgen vereinbart, und die Differenz glich Scheich Mansour aus seiner Privatschatulle aus. Die Vorgänge wurden durch die „FootballLeaks-Enthüllungen des derzeit in Portugal inhaftierten Whistleblowers Rui Pinto öffentlich. Laut „Football Leaks“bewegten sich die Zahlungen des Scheichs zwischen 13,7 Millionen und 68 Millionen Euro pro Jahr.
Welche Folgen hat die Strafe über die Sperre und die Geldstrafe über 30 Millionen Euro hinaus?
Englische Medien errechneten Verluste für den Verein in Höhe von umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus Prämien und Boni für die Teilnahme an der Champions League sowie zu erwartenden Ausfällen von Sponsoreneinnahmen zusammen. Zudem würde Manchester 2021 voraussichtlich auch nicht vom vorgesehenen Geldregen bei der Premiere der neuen Club-WM profitieren können, bei der jeder Club mindestens 46 Millionen Euro Antrittsbonus und der Sieger sogar 106 Millionen Euro kassieren soll. Auch von der Premier League droht Ungemach. Zahlreiche englische Medien berichten, dass die Liga die zurückliegenden Bilanzen des Vereins ebenfalls überprüft. Von einem Punktabzug bis hin zum nachträglichen Verlust der Meisterschaft aus dem Jahr 2014 würden die Strafen demnach reichen.
GWie reagiert City auf das Urteil?
Kampflos wird sich der Club nicht geschlagen geben. Eine Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS könnte sogar nur der Anfang sein. City könnte auch vor
Ordentliche Gerichte in der Schweiz ziehen, um die UEFA und deren Grundsätze anzuklagen. Die Erfolgsaussichten sind kaum einzuschätzen. Der AC Milan, dem weniger zur Last gelegt wurde, war zuletzt mit einem Einspruch vor dem CAS gescheitert. Milan wurde die Teilnahme an der Europa League verweigert.
Wie fielen Urteile wegen Verstößen gegen das FFP in der Vergangenheit aus?
GManchester City gilt als Wiederholungstäter, 2014 wurde der Club, ebenso wie das aus Katar alimentierte Paris Saint-Germain zunächst zu hohen Geldstrafen von 60 Millionen Euro verurteilt, die später allerdings auf 20 Millionen reduziert wurden. Ein weiteres Verfahren gegen PSG, dessen Präsident Nasser Al-Khelaifi im Exekutivkomitee der UEFA sitzt, musste die UEFA 2019 wegen eines Formfehlers einstellen. Als der Verband das Verfahren wieder aufnehmen wollte, verpasste er eine Zehntagesfrist.