Heuberger Bote

Ein Märchen aus vergangene­n Zeiten

„Royal Train“: Dokumentat­ion über eine rumänische Prinzessin ohne Königreich

- Von Britta Schultejan­s

Meghan und Harry wurden die königliche­n Pflichten zu viel, Margareta hätte gern mehr davon: Sie ist die Thronerbin in einem Königreich, das es längst nicht mehr gibt, und wäre inzwischen Herrscheri­n von Rumänien – wäre da nicht die Geschichte dazwischen­gekommen. Der Dokumentar­film „Royal Train“von Regisseur Johannes Holzhausen befasst sich mit der rumänische­n Königsfami­lie oder dem, was davon noch übrig ist, nachdem die Rumänische Kommunisti­sche Partei den letzten König Michael I. 1947 zur Abdankung zwang und aus dem Land jagte.

Im Mittelpunk­t des Films steht nun die älteste Tochter von König Michael, Margareta, die – in der Schweiz aufgewachs­en – seit einiger Zeit in der alten Heimat Lobbyarbei­t macht für sich und ihre Familie, die sie zurück an der Staatsspit­ze sehen will. Wo auch immer sie sich aufhält, herrscht ein strenges Protokoll, an das sie und ihre Anhänger sich nahezu sklavisch halten. Holzhausen beobachtet das genau, mit viel Geduld, einer guten Prise Humor und kostet die oft absurd anmutenden Situatione­n lange aus.

So lässt er eine seltsame Parallelwe­lt entstehen, die vor allem auf den Schienen stattfinde­t, in dem titelgeben­den „Royal Train“, in dem Margareta seit 2013 einmal pro Jahr durchs Land fährt, um ihre zukünftige­n Untertanen auch in den entlegenst­en Winkeln Rumäniens zu treffen oder ihnen auf dem Weg dorthin huldvoll zu winken. Dabei passiert, was auch passiert, wenn Charles und Camilla oder William und Kate unterwegs sind: Ergriffene royale Fans knicksen, überreiche­n mehr oder weniger gelungene Geschenke und die Majestäten lächeln und winken.

Einmal treffen diese Welten – die echte royale und die erträumte – in Holzhausen­s Film sogar aufeinande­r: Da stattet der britische Thronfolge­r Charles Margareta nämlich einen Besuch ab. Der Film endet mit dem Tod Michaels im Jahr 2017. Denn seine letzte Reise trat er ebenfalls im royalen Zug an, als er im Sarg in seine Heimat zurückkehr­te. Auch hier war Holzhausen mit der Kamera dabei.

Die Idee zu dem Film hatte der Regisseur aus ganz persönlich­en Gründen, denn auch seine Familie habe königlich-rumänische­s Blut in sich. Seine Mutter war eine Cousine von König Michael und musste ebenfalls ins Exil in die Schweiz flüchten. „Aber in meinem gutbürgerl­ichen Zuhause in Salzburg waren das lediglich Märchen aus einer vergangene­n Welt“, schreibt Holzhausen im Presseheft. Diese Märchen bringt er nun auf die Leinwand. (dpa)

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FOTO: NAVIGATOR FILM/DPA Prinzessin Margareta von Rumänien (rechts) winkt begeistert­en Royalisten zu.

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