Forscher zweifeln an Aufforstung als Allheilmittel
- Die Studie schlug hohe Wellen: Zwei Drittel des klimaschädlichen CO2 ließen sich durch Aufforstung aus der Atmosphäre entziehen, fanden Wissenschaftler der ETH Zürich heraus. Die Tagesschau berichtete über die Studie, in den sozialen Medien wurde sie tausendfach geteilt.
Denn die Botschaft klingt so verlockend wie einfach. Wenn 900 Millionen Hektar, eine Fläche so groß wie die USA, mit Bäumen bepflanzt würde, wäre das Klimaproblem gelöst. So fordert FDP-Chef Christian Lindner schon lange Aufforstung anstelle teurer Klima-Alleingänge. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will Bäume pflanzen, genauso wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Und selbst die designierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sprach bereits davon.
Doch wie im oft im Leben, wenn eine Geschichte zu schön klingt, um wahr zu sein, hat sie auch diesmal einen Haken. Denn die Rechnung gehe nicht auf, kritisieren immer mehr Experten.
Nur ein Teil der von den Menschen ausgestoßenen Treibhausgase landet in der Atmosphäre, teilen mehrere Wissenschaftler auf Twitter mit. Der Rest wird von den Meeren und anderen natürlichen Speichern aufgenommen. Das bedeutet: Werden Bäume gepflanzt, dann würden die Pflanzen eine Hälfte des Kohlendioxids auch aus diesen natürlichen Speichern herausholen, und nicht nur aus der Atmosphäre. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, würde man also viel mehr Bäume und Fläche benötigen, als die Züricher Wissenschaftler angeben. Das allerdings könnte zu Landnutzungskonflikten führen, warnen andere Wissenschaftler: Die Weltbevölkerung werde stark wachsen, die Studie berücksichtige aber nur die heutige Ackerfläche, nicht jedoch den zusätzlichen Bedarf in den kommenden Jahrzehnten, heißt es.
Nichtsdestotrotz sind sich die meisten Forscher einig, dass Aufforstung zwar keine Wunderwaffe, jedoch sehr wohl ein wichtiger Teil der Lösung gegen die Erderwärmung darstellt. Das Wichtigste sei, und das sagen auch die Züricher Forscher, die globalen Emissionen schnellstmöglich zu verringern.