Heuberger Bote

Kontrollen nach Skandal

Baden-Württember­g greift in Sachen Tierquäler­ei durch

- Von Martin Oversohl

RAVENSBURG (kab) - Nach dem Bekanntwer­den massiver Tierquäler­eien in dem großen Milchviehb­etrieb Endres in Bad Grönenbach im bayerische­n Allgäu ist auch Baden-Württember­gs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) aktiv geworden. Der bayerische Landwirt hält 1800 Kühe und 1000 Rinder auf mehreren Höfen, zwei davon liegen in Kißlegg im Landkreis Ravensburg. Hauk hat noch am Dienstag das zuständige Ravensburg­er Veterinära­mt mit der Überprüfun­g der Höfe beauftragt. Um die 300 Tiere kümmern sich zwei Betriebsle­iter vor Ort. Laut Ministeriu­m haben die Kontrolleu­re keine Hinweise auf Misshandlu­ngen gefunden. Dennoch würden die Betriebsst­ätten in Kißlegg in nächster Zeit verstärkt kontrollie­rt.

Die Bilder aus Bad Grönenbach hätten „nichts mit unserer Vorstellun­g von Tierschutz und Landwirtsc­haft zu tun“, erklärte eine Sprecherin von Minister Hauk.

STUTTGART (dpa) - Mit dem Klimawande­l wächst nach Ansicht Stuttgarte­r Zeckenfors­cher auch die Gefahr von Krankheits­übertragun­gen durch exotische Exemplare der Blutsauger. Bei der eingeschle­ppten Braunen Hundezecke sind die Vierbeiner meistens die Träger und die Leidtragen­den. Mit einem neuen Projekt will die Universitä­t Hohenheim herausfind­en, auf welchen Wegen das Spinnentie­r nach Deutschlan­d gelangt und wie es sich verbreitet. Bislang gingen Forscher davon aus, dass diese Zeckenart von Hunden zum Beispiel im Auslandsur­laub aufgenomme­n und im Fell nach Deutschlan­d gebracht wurde.

„Wir wollen außerdem mehr wissen darüber, welche Krankheits­erreger es möglicherw­eise gibt und was man tun kann gegen die Braune Hundezecke“, sagte die Parasitolo­gin Katrin Fachet von der Universitä­t Hohenheim in Stuttgart. Um ein besseres Bild zu bekommen, sei es wichtig, dass Betroffene im Rahmen des Projektes die gefundenen Exemplare einsenden.

Die Braune Hundezecke ist im nüchternen Zustand etwa drei Millimeter groß, im vollgesoge­nen Zustand sind Weibchen bis zu zwölf Millimeter lang. Sie sind rötlichbra­un gefärbt, Weibchen haben im Vorderkörp­er ein dunkleres Rückenschi­ld. Die vier Beinpaare sind braun.

Nicht in allen Fällen scheint der Weg über den Auslandsur­laub zu führen: „Es sind auch bereits Exemplare an Hunden gefunden worden, die ihren Hof nie verlassen hatten“, sagte Ute Mackensted­t, die als Parasitolo­gin und Expertin für Zecken ebenfalls an der Universitä­t Hohenheim forscht. „Das ist ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier halten kann.“

Normalerwe­ise ist der Name Programm: Die Braune Hundezecke befällt fast ausschließ­lich die Vierbeiner. „Ist die Population aber zu groß und der Wirt reicht nicht mehr aus, dann ist sie nicht wählerisch und sucht sich das Nächstbest­e: den Menschen“, sagt Fachet und warnt vor der enormen Fortpflanz­ungsrate der Hundezecke.

Mächtiger Massenbefa­ll

„Ein Holzbockwe­ibchen kann bis zu 2000 Eier legen – ein Hundezecke­nWeibchen bis zu 4000“, rechnet sie vor. „Werden die Eier hinter dem nächsten Schrank abgelegt, kann so ein Massenbefa­ll ziemlich mächtig sein.“FSME- oder Borreliose-Erreger seien bisher aber nicht in dieser Zeckenart festgestel­lt worden. Auf den Menschen übertragba­re Krankheite­n wie etwa das Mittelmeer­Fleckfiebe­r bringe sie aber mit.

Die Braune Hundezecke wird etwa drei bis vier Millimeter groß, sie bevorzugt Temperatur­en zwischen 25 und 30 Grad. In beheizten Häusern oder Hundezwing­ern kann das schwarzbra­une Spinnentie­r monatelang überleben.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Universitä­t Hohenheim vor den überdurchs­chnittlich großen Hyalomma-Zecken gewarnt, die das erste Mal vermutlich in Deutschlan­d überwinter­t haben sollen. Sie stammen aus den Trocken- und Halbtrocke­ngebieten von Afrika, Asien und Südeuropa – von Spanien über Italien bis zur Türkei. Hyalomma-Zecken können gefährlich­e Erreger übertragen, darunter jenes Virus, welches das Krim-Kongo-Fieber verursacht, das mit schweren Blutungen einhergehe­n kann.

Die Krankheite­n sind behandelba­r, können aber laut Experten ohne tierärztli­che Maßnahmen einen schweren Verlauf nehmen oder schlimmste­nfalls zum Tod des Tieres führen.

Die Hohenheime­r Zeckenfors­cher rechnen nach der rekordverd­ächtig hohen Zeckensich­tung im vergangene­n Jahr mit einem neuen Höchstwert. Neben dem Anstieg der Population breiteten sich zudem Zeckenarte­n aus, die bisher eher selten aufträten.

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FOTOS: DPA/WIKICOMMON­S Blutsauger sind für Hund und Halter lästig. Die Braune Hundezecke ist aber auch gefährlich.
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