Heuberger Bote

Regionalba­hn rammt Rinderherd­e

Bei Bad Waldsee werden sieben Kühe getötet, weil die Tiere eine Wanderung auf den Gleisen machten

- Von Franziska Telser

BAD WALDSEE - Ein abruptes Ende hat am Dienstagmo­rgen eine Bahnfahrt im Kreis Ravensburg für acht Passagiere und den Lokführer genommen. Die Regionalba­hn RB 22820 erfasste auf dem Weg nach Bad Waldsee bei Mittelurba­ch sieben Kühe. Die Tiere waren auf den Gleisen umhergelau­fen. Die Passagiere und der Lokführer kamen mit dem Schrecken davon.

Den Einsatzkrä­ften bot sich bei ihrem Eintreffen am Unfallort ein unschönes Bild. Rund 200 Meter nach dem Bahnüberga­ng in Mittelurba­ch bei Bad Waldsee stand die Lok still auf den Gleisen, zwei Kühe lagen eingeklemm­t unter dem Zug. Weitere Tiere waren neben die Fahrstreck­e geschleude­rt worden. Als die Helfer eintrafen, lebten die Tiere noch. „Das war ein sehr schwierige­r Einsatz“, sagt Marcel Huber von der Feuerwehr in Bad Waldsee „Gott sei Dank haben wir so etwas nicht alle Tage. Zum Glück ist der Zug nicht entgleist.“So wurden die Fahrgäste mit Taxis zum nächsten Bahnhof gebracht. Um die überfahren­en Kühe kümmerten sich währenddes­sen zwei Tierärzte. Fünf von ihnen waren so schwer verletzt, dass sie sofort eingeschlä­fert werden mussten, zwei wurden später von einem Metzger notgeschla­chtet. Weitere Kühe der Herde wurden bei dem Zusammenst­oß verletzt.

Dreieinhal­b Stunden dauerte der Einsatz für die rund 50 Helfer von Bundes- und Landespoli­zei sowie den Feuerwehre­n Bad Waldsee und Aulendorf, das Gleis war gesperrt. Weshalb die Herde, zu der 23 Kühe gehörten, frei auf den Gleisen umherlief, wird derzeit von der Bundespoli­zeiinspekt­ion Konstanz ermittelt. Die Weide der Herde liege einige Kilometer von der Bahnstreck­e entfernt. Allerdings sei deren Umzäunung auf einer Länge von rund 50 Metern niedergedr­ückt. Der Grund dafür sei noch nicht bekannt, die Ermittlung­en liefen, hieß es.

Herde weit versprengt

Die restlichen Tiere der Herde haben die Ersthelfer wieder eingefange­n, in ihrer Panik waren sie überall versprengt. „Eine Kuh ist fünf Kilometer weit gelaufen“, sagte Huber. Mittlerwei­le sind die Kühe auf benachbart­en Weiden wieder sicher untergebra­cht.

Unfälle mit Nutztieren kommen der Gewerkscha­ft Deutscher Lokführer (GDL) zufolge eher selten vor. „In meiner Laufbahn als Lokführer habe ich noch nie ein Schaf oder eine Kuh überfahren“, sagt Jens-Peter Lück, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des GDL-Bezirks Süd-West. Deutlich häufiger seien Unfälle mit Wildtieren wie Rehen. „Das ist ähnlich wie beim Autofahren.“

Die Zugführer werden für solche Vorfälle regelmäßig geschult. Einmal im Jahr trainieren sie mit einem Simulator. Im Ernstfall läuft alles nach einem genauen Regelwerk ab. Der Zugfahrer hupt und leitet dann sofort die Schnellbre­msung ein, denn „die Tiere bleiben in der Regel trotzdem häufig stehen“, wie Lück sagt. Der Lokführer setzt dann unverzügli­ch einen Notruf ab und sperrt eventuell das andere Gleis.

 ?? FOTO: FEUERWEHR BAD WALDSEE ?? Der Unfallort von oben: Feuerwehrl­eute bergen die toten Kühe.
FOTO: FEUERWEHR BAD WALDSEE Der Unfallort von oben: Feuerwehrl­eute bergen die toten Kühe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany