Regionalbahn rammt Rinderherde
Bei Bad Waldsee werden sieben Kühe getötet, weil die Tiere eine Wanderung auf den Gleisen machten
BAD WALDSEE - Ein abruptes Ende hat am Dienstagmorgen eine Bahnfahrt im Kreis Ravensburg für acht Passagiere und den Lokführer genommen. Die Regionalbahn RB 22820 erfasste auf dem Weg nach Bad Waldsee bei Mittelurbach sieben Kühe. Die Tiere waren auf den Gleisen umhergelaufen. Die Passagiere und der Lokführer kamen mit dem Schrecken davon.
Den Einsatzkräften bot sich bei ihrem Eintreffen am Unfallort ein unschönes Bild. Rund 200 Meter nach dem Bahnübergang in Mittelurbach bei Bad Waldsee stand die Lok still auf den Gleisen, zwei Kühe lagen eingeklemmt unter dem Zug. Weitere Tiere waren neben die Fahrstrecke geschleudert worden. Als die Helfer eintrafen, lebten die Tiere noch. „Das war ein sehr schwieriger Einsatz“, sagt Marcel Huber von der Feuerwehr in Bad Waldsee „Gott sei Dank haben wir so etwas nicht alle Tage. Zum Glück ist der Zug nicht entgleist.“So wurden die Fahrgäste mit Taxis zum nächsten Bahnhof gebracht. Um die überfahrenen Kühe kümmerten sich währenddessen zwei Tierärzte. Fünf von ihnen waren so schwer verletzt, dass sie sofort eingeschläfert werden mussten, zwei wurden später von einem Metzger notgeschlachtet. Weitere Kühe der Herde wurden bei dem Zusammenstoß verletzt.
Dreieinhalb Stunden dauerte der Einsatz für die rund 50 Helfer von Bundes- und Landespolizei sowie den Feuerwehren Bad Waldsee und Aulendorf, das Gleis war gesperrt. Weshalb die Herde, zu der 23 Kühe gehörten, frei auf den Gleisen umherlief, wird derzeit von der Bundespolizeiinspektion Konstanz ermittelt. Die Weide der Herde liege einige Kilometer von der Bahnstrecke entfernt. Allerdings sei deren Umzäunung auf einer Länge von rund 50 Metern niedergedrückt. Der Grund dafür sei noch nicht bekannt, die Ermittlungen liefen, hieß es.
Herde weit versprengt
Die restlichen Tiere der Herde haben die Ersthelfer wieder eingefangen, in ihrer Panik waren sie überall versprengt. „Eine Kuh ist fünf Kilometer weit gelaufen“, sagte Huber. Mittlerweile sind die Kühe auf benachbarten Weiden wieder sicher untergebracht.
Unfälle mit Nutztieren kommen der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) zufolge eher selten vor. „In meiner Laufbahn als Lokführer habe ich noch nie ein Schaf oder eine Kuh überfahren“, sagt Jens-Peter Lück, der stellvertretende Vorsitzende des GDL-Bezirks Süd-West. Deutlich häufiger seien Unfälle mit Wildtieren wie Rehen. „Das ist ähnlich wie beim Autofahren.“
Die Zugführer werden für solche Vorfälle regelmäßig geschult. Einmal im Jahr trainieren sie mit einem Simulator. Im Ernstfall läuft alles nach einem genauen Regelwerk ab. Der Zugfahrer hupt und leitet dann sofort die Schnellbremsung ein, denn „die Tiere bleiben in der Regel trotzdem häufig stehen“, wie Lück sagt. Der Lokführer setzt dann unverzüglich einen Notruf ab und sperrt eventuell das andere Gleis.