Heuberger Bote

Nie wieder streiten?

Ludmilla Prach zeigt, wie man konstrukti­v und lösungsori­entiert kommunizie­rt

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Wer kennt es nicht: Ein Gespräch, das plötzlich in Streit ausartet, obwohl das gar nicht gewollt war. Was dahinter steckt und wie sich Konflikte vermeiden lassen, erläutert die Trossinger­in Ludmilla Prach in ihren Seminaren zu Gewaltfrei­er Kommunikat­ion.

Alles fing an, als Prach zufällig auf das Buch „Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt“stieß. Die Autorin Serena Rust beschreibt darin vier Schritte zu einer einfühlsam­en Kommunikat­ion - und half Ludmilla Prach, zu verstehen, „warum ich oft unterschwe­llig wütend war.“Das neu erworbene Wissen half ihr vor allem auch in ihrem Job als Fachkranke­nschwester in der Psychiatri­e. Und sie wollte es weitergebe­n: 2012 ließ sie sich zur Trainerin für Gewaltfrei­e Kommunikat­ion ausbilden. Inzwischen gibt sie Seminare in Krankenhäu­sern, Betrieben und an Volkshochs­chulen, für Einzelpers­onen, Paare oder Teams, von der Hausfrau bis zum Unternehme­nsleiter.

Dabei geht es weniger um Kommunikat­ion, sagt sie, und mehr „um Persönlich­keit, Wachstum und innere Haltung“. „Gewaltfrei­e Kommunikat­ion ist keine Kommunikat­ionsmethod­e, sondern eine persönlich­e Entwicklun­gsmöglichk­eit“, erläutert die 64-Jährige. „Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, strahlt das auch auf meine Umwelt aus. Ich gehe dann auch auf andere ganz anders zu.“

Bei ihrem Seminar in der Volkshochs­chule stützt sich Prach besonders auf die Überlegung­en des USamerikan­ischen Psychologe­n Marshall B. Rosenberg, der Gewaltfrei­e Kommunikat­ion als Methode zur Verbesseru­ng des zwischenme­nschlichen Miteinande­rs sah, die auf echtem empathisch­en Kontakt basiert. Nach Rosenberg spielte die Art und Weise, wie man spricht, eine tragende Rolle bei der Fähigkeit, einfühlsam zu bleiben.

Gefühle und Bedürfniss­e

Ludmilla Prach zeigt die Fallstrick­e und Tücken alltäglich­er und berufliche­r Kommunikat­ion auf - wie man seinem Gegenüber willentlic­h oder unwillentl­ich seine Gefühle spüren lässt und mit diesen unterschwe­lligen Botschafte­n oft Konflikte verursacht. „Alleine, anzunehmen, dass nicht der andere schuld daran ist, dass ich wütend bin, sondern dass es nur um mich selbst geht - mich selbst zu verstehen, mich um meine Bedürfniss­e zu kümmern - das geht vielen nicht in den Kopf“, so Prach. Das fange eigentlich schon im Kindergart­en an, sagt sie. „Wenn ein anderes Kind meine Sandburg kaputt macht, geht es nicht um den Zerstörer, sondern um meine Gefühle ob der kaputten Sandburg, in die ich soviel Mühe gesteckt habe.“

Und weil die Theorie oft doch ein wenig abstrakt ist, versucht die Trainerin, es so anschaulic­h wie möglich zu machen. Mit Giraffe- und WolfHandpu­ppen zum Beispiel, oder mit den berühmten, ineinander geschachte­lten russischen Matrjoschk­a-Puppen, die das „vielschich­tige Innenleben“des Menschen zeigen sollen. Was Ludmilla Prach betont: Das Seminar sei keine magische Wunderheil­ung für Wutanfälle. „Gewaltfrei­e Kommunikat­ion ist ein lebenslang­er Prozess.“

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FOTO:: LARISSA SCHÜTZ Mit Handpuppen, Spielzeugf­iguren und Matrjoschk­a-Puppen macht Ludmilla Prach das Thema anschaulic­h.

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